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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Überzeugungen und Einstellungen widerspricht. Selbst positive Erfahrungen von Zuwendung werden negativ umgedeutet (»Die anderen sind nur nett zu mir, weil sie mich gerade für einen bestimmten Zweck brauchen«).
    Menschen mit sozialen Ängsten sind aufgrund ihrer vernichtenden Selbstkritik ständig vom positiven Feedback der sozialen Umwelt abhängig, und zwar von der Anerkennung aller Anwesenden. Wenn bei einem Treffen mit sieben unbekannten Personen nur zu fünf von ihnen ein guter Kontakt entsteht, reicht ihnen dies nicht aus, und sie sind verunsichert, warum sich die beiden anderen Personen so reserviert verhalten.
    Bereits das Ausbleiben von positiven Rückmeldungen wird als Anzeichen von Kritik und Ablehnung interpretiert. Bei Referaten und Vorträgen, die zwangsläufig erst einmal einen Monolog ohne Feedbackmöglichkeiten darstellen, besteht daher oft eine größere Unsicherheit als in Gruppengesprächen, wo man mit einer sofortigen Reaktion der anderen rechnen kann.
    Sozial ängstliche Menschen schätzen sich selbst in Leistungs- und Präsentationssituationen viel schlechter ein, als unabhängige Beobachter dies tun. Andere Personen können sie dagegen durchaus angemessen beurteilen. Die Betroffenen sehen soziale Kontakte grundsätzlich als eine belastende Wettbewerbssituation an und nicht als eine Chance für ein angenehmes Zusammensein mit anderen Menschen. Sie denken ausschließlich in den Dimensionen besser/schlechter oder überlegen/unterlegen, vergleichen sich ständig mit anderen Menschen und haben dabei den Eindruck, in jeder Hinsicht schlechter abzuschneiden, was den sozialen Ängsten immer wieder neue Nahrung gibt. Da sie ihre Fähigkeit, in sozialen Beziehungen erfolgreich zu sein, bezweifeln, unternehmen sie oft gar keinen Versuch, sich in Einzel- und Gruppengesprächen einzubringen.
    Ein besonders folgenschwerer Denkfehler sozial ängstlicher Menschen lautet: »Mein Selbstbild entspricht dem Fremdbild; wie ich mich fühle und verhalte, so bin ich auch aus der Sicht der anderen Menschen.«Die Betroffenen sind also davon überzeugt, dass die anderen sie so erleben und beurteilen, wie sie dies selbst tun. So befürchten sie z. B., harmlose Symptome wie Erröten, Schwitzen und Zittern könnten in den Augen der anderen als Ausdruck einer schweren psychischen Störung gewertet werden. Und wenn sie sich ängstlich fühlen, bedeutet dies für sie, dass sie auch ängstlich aussehen und damit für andere als psychisch auffällig gelten.
    Betroffene überschätzen jedoch sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass körperliche Angstsymptome auftreten, als auch das Ausmaß ihrer Sichtbarkeit. Sie gehen davon aus, dass an ihrem Körper alles abzulesen ist, was sie innerlich spüren, und können sich gar nicht vorstellen, dass z. B. eine gewisse Nervosität äußerlich gar nicht so sichtbar ist, wie sie innerlich erlebt wird. Sozial ängstliche Menschen schließen aus dem hohen Grad ihrer innerlichen Erregung, dass diese äußerlich sichtbar sein muss. Der falsche Gedankengang, der emotionale Beweisführung genannt wird, lautet: »Weil ich körperliche Angstsymptome spüre, muss ich ängstlich sein, und weil ich mich so erlebe, werde ich von den anderen auch so wahrgenommen.« Da die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit völlig auf sich selbst richten und von ihren negativen Gefühlen ganz überflutet werden, sind sie unfähig, eine realistische Außenperspektive einzunehmen. Sie unterstellen den anderen ein ganz bestimmtes – meist negatives – Bild von ihrer Person und reagieren dann entsprechend darauf. Weil sie sich abgelehnt fühlen, verhalten sie sich, als wäre dies tatsächlich so, und übersehen jegliche Hinweise von Wohlwollen und Anerkennung.
    Ein weiterer fundamentaler Denkfehler verstärkt die sozialen Ängste: Die Betroffenen glauben, dass andere Menschen dem Bild entsprechen, das sie sich über sie machen. Informationen über die soziale Umwelt gewinnen sie nicht durch die Beobachtung der realen Vorgänge um sich herum, sondern sie verlassen sich ausschließlich auf ihre inneren Eindrücke. Weil sie zu spüren glauben, dass die anderen sie nicht mögen, muss dies auch so sein. Die Betroffenen sind davon überzeugt, dass ihre lebhaften Vorstellungen, wie sie auf andere wirken, der Realität entsprechen, obwohl es sich letztlich nur um katastrophenartige Visualisierungen ihrer Ängste handelt. Sie entsprechen keineswegs der Realität, sondern sind durch das negative Selbstbild und die subjektiv sehr

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