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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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belastenden körperlichen Symptome stark verzerrt.
    Sozial ängstliche Menschen sind vor allem auch davon überzeugt, dass sie von den anderen abgelehnt würden, wenn sie sich so zeigten, wie sie tatsächlich sind. Daher verstellen sie sich und setzen ein Sicherheitsverhalten ein. Sie verbergen ihr wahres Selbst, weil sie glauben, nichtokay zu sein. Durch den Verzicht auf Echtheit vergeben sie jedoch die Chance einer persönlichen Begegnung mit anderen. Sie gehen davon aus, dass alles anders wäre, wenn sie anders wären: intelligenter, attraktiver, sympathischer, hübscher, lustiger, dünner .... Weil dies jedoch nicht so ist, meinen sie, keine Möglichkeit zu haben, befriedigende Sozialkontakte zu entwickeln. Sie können sich nicht vorstellen, dass andere Menschen mit den von ihnen beklagten Defiziten kompetent umzugehen wissen, geschweige denn, dass sie sie liebenswert finden könnten. Sie legen an sich selbst höhere Maßstäbe an als an andere. Sie messen gleichsam mit zweierlei Maß: Sie fordern von sich selbst mehr, als sie jemals von einem anderen erwarten würden, und erlauben anderen Menschen Fehler, die sie sich selbst niemals zugestehen könnten.
    Ein weiteres Problem ist, dass Menschen mit sozialen Ängsten und Phobien falsche Ursachenzuschreibungen für Erfolg und Misserfolg vornehmen, die ihr Selbstvertrauen noch mehr untergraben. Misserfolge schreiben sie ihrer eigenen Unfähigkeit zu, Erfolge dagegen glücklichen Umständen oder wohlwollenden Mitmenschen – niemals ihren eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Selbst wenn sie mehrere Erfolgserlebnisse hintereinander verbuchen können, wirken diese nicht aufbauend, da sie einfach nicht zu ihrem negativen Selbstkonzept passen. Wenn ein Erfolg einmal gar nicht verleugnet werden kann, übt dies auf die Betroffenen großen Druck aus, weiter erfolgreich zu sein, um die anderen nicht zu enttäuschen.
    Sozial ängstliche Personen leiden oft an der großen Kluft zwischen ihren Zielen und ihren Überzeugungen: Sie möchten gern auf andere einen guten Eindruck machen, sind aber gleichzeitig davon überzeugt, dazu nicht in der Lage zu sein. Sie stellen an sich selbst höchste Anforderungen, um sozial zu genügen, halten dies aber aufgrund ihres geringen Selbstwerts für unmöglich. Die Ansprüche und der Glaube an sich selbst klaffen weit auseinander, wobei das negative Selbstbild sowie der Perfektionismus den Stress in sozialen Situationen noch erhöhen, sodass ein entspanntes Verhalten gar nicht mehr möglich ist.
    Menschen mit sozialen Ängsten befinden sich in einer paradoxen Situation: Sie fühlen sich ständig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und haben gleichzeitig Angst, wegen ihrer Schwächen für andere nicht interessant genug zu sein. Sie möchten sich einerseits anpassen, um voll und ganz akzeptiert zu werden, und andererseits nach ihren individuellen Vorlieben handeln. Die Betroffenen leben in der ständigen Spannung zwischen dem großen Wunsch nach positiven Sozialkontakten und der gleichzeitigen Befürchtung, dass jede Interaktion negativ ausgeht. Siegeben sich innerlich eine Doppelbotschaft: »Suche Kontakt, aber sei auf der Hut und schütze dich.« Sie können mit dem Restrisiko, durch die Reaktionen anderer Menschen verletzt zu werden, nicht umgehen. Im Zweifelsfall schauen sie nicht auf das, was sie gewinnen könnten, wie etwa neue Freundschaften, sondern auf das, was sie verlieren könnten, nämlich den letzten Rest von sozialer Akzeptanz.
    Jeder Mensch steht in Leistungssituationen – und das gilt auch für das Knüpfen neuer Sozialkontakte – grundsätzlich vor zwei Möglichkeiten: Hoffnung auf Erfolg oder Furcht vor Misserfolg . Sozial mutige Menschen tun in zwischenmenschlichen Begegnungen alles, um etwas zu erreichen: ihre Ziele oder die Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Sozial ängstliche Menschen dagegen tun aus Angst vor Kritik und Ablehnung alles, um etwas zu vermeiden: das immer gegebene Restrisiko einer seelischen Verletzung. Aus diesem Grund verhalten sie sich vorsichtig und defensiv, wodurch genau das passiert, was sie gefürchtet haben: soziale Ablehnung. Diese ist die Antwort darauf, dass von ihnen selbst gar kein echtes Beziehungsangebot ausgegangen ist, gemäß dem Motto: »Die anderen werden mich nicht mögen, daher trete ich erst gar nicht mit ihnen in Kontakt.« Während sich sozial optimistische Menschen darauf konzentrieren, erfolgreich Sozialkontakte zu knüpfen, und daher aktiv auf andere zugehen, fixieren sich sozial

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