Raus aus dem Schneckenhaus
Raum oder in einem Verkehrsmittel einem Bekannten etwas so laut zu, dass die anderen darauf aufmerksam werden.
Fragen Sie in einer Schlange im Supermarkt, ob Sie wegen nur zwei Artikeln zur Kasse vorgehen dürfen.
Lassen Sie im Supermarkt an der Kasse, wo hinter Ihnen eine längere Schlange steht, den ganzen Einkaufswagen beiseitestellen, weil Sie plötzlich »entdecken«, dass Sie Ihre Geldbörse vergessen haben.
Legen Sie im Geschäft an der Kasse einige Gegenstände zurück mit der Begründung, dass Sie nicht so viel Geld mithaben.
Sehen Sie bewusst andere Menschen so lange an, bis sich diese irritiert fühlen.
Kommen Sie zu einer Veranstaltung absichtlich zu spät, sodass alle Anwesenden auf Sie schauen.
Gehen Sie auf einem Fußgängerweg anderen Passanten so entgegen, dass diese ausweichen müssen.
Stellen Sie sich an einem sehr frequentierten Platz in auffälliger Weise hin.
Versuchen Sie sich absichtlich in einer Sportart, die Sie nicht gut können, während Ihnen andere Leute dabei zuschauen.
Tragen Sie auffällige Kleidung oder eine neue Frisur, mit der Sie Aufsehen erregen.
Stellen Sie in einer Gruppe (bei einer Versammlung, an einem Elternabend, während einer Führung) eine Frage.
Halten Sie eine kleine Rede oder ein kurzes Referat.
Fällt es Ihnen schwer, in aller Öffentlichkeit begangene Fehler und sichtbare Schwächen zu akzeptieren? Dann sollten Sie Ihre Angst vor Blamage durch mehr Mut zur Schwäche überwinden lernen. Begehen Sie absichtlich kleinere Fehler – als Ausdruck dafür, dass keiner von uns perfekt ist und wir nicht immer die bestmögliche Leistung erbringen können. Ihre Angst vor Kritik überwinden Sie nicht durch Ihr Bemühen, stets alles perfekt zu machen, sondern indem Sie bewusst jenes Versagen herbeiführen, das Sie fürchten. Testen Sie dann die Reaktionen der anderen Menschen und vergleichen Sie diese mit Ihren Befürchtungen. Sie werden merken, dass andere Ihr »Versagen« längst nicht so schlimm finden, wie Sie sich es vorgestellt haben. Lernen Sie beispielsweise – als Mensch, der immer das Bestmögliche gibt – für einen Test nur so viel, dass Sie gerade noch durchkommen, jedenfalls so wenig, dass Sie die Bestnote sicher verfehlen. Gute Schülerinnen oder Studenten fürchten sich vor schlechteren Noten manchmal sogar mehr als weniger Begabte, weil sie dadurch die Erwartungen der Eltern und Lehrer enttäuschen könnten.
Verhaltensprovokation: Fallen Sie einmal bewusst aus der Rolle
Es ist gut, wenn Sie durch die letzten Experimente etwas mehr Mut gefasst haben, um Ihre Möglichkeiten und Grenzen auszuloten. Wir raten Ihnen jedoch von Experimenten ab, die eine Normverletzung und eine extreme Peinlichkeit zum Ziel haben. Derartige sogenannte Shame Attacks sind Teil einer übertriebenen und unnötig belastenden Form der Konfrontationstherapie, bei der es um maximale Angst- und Peinlichkeitsprovokation geht. Negatives Auffallen um jeden Preis kann zwar einmal eine interessante Erfahrung sein, vor allem dort, wo es keine negativen Folgen hat, wie etwa, wenn man in einer Stadt, wo einen keiner kennt, ein Geschäft in einem Karnevalskostüm betritt, bei Sonnenschein mit einem Regenschirm und Regenkleidung herumläuft, in München nach dem Eiffelturm fragt oder jeden Passanten mit »Du« statt »Sie« anredet. Doch es ist naheliegend, dass man dies nicht im beruflichen Bereich oder im Bekanntenkreis tun sollte, wo durchaus negative Folgen eintreten könnten.
Übertriebene Mutproben, bei denen man durch Provokation und Überschreitung sozialer Normen extrem negativ auffällt, sind abzulehnen, denn sie ermöglichen kein Lernen für den Lebensalltag und sindungeeignet, positives Verhalten aufzubauen. Derartige Übungen sind ähnlich unsinnig, wie einer Frau mit einem Händewaschzwang zu raten, sich eine Woche lang überhaupt nicht zu waschen, um Schmutz besser ertragen zu lernen. Sich einer Situation auszusetzen, in die sich andere (»normale«) Menschen auch nicht begeben würden, stellt keinen sozialen Lerneffekt für sozialphobische Patienten dar. In vielen Fällen bewirkt es eher eine erneute soziale Traumatisierung durch Bloßstellung und nicht eine Heilung durch Gleichgültig-Werden gegenüber den Reaktionen der sozialen Umwelt.
Schritt 9 – Kompetenztraining: Verbessern Sie Ihre sozialen Fertigkeiten
Man kann viel,
wenn man sich viel zutraut.
WILHELM VON HUMBOLDT
Selbstsicherheit – die Bezeichnung für hohe soziale Kompetenz – vermindert Ihre Ängste im
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