Rausch der Sinne
habe, sagte man mir, dass es keinen Eintrag über den Tod meiner Mutter gibt.”
“Merkwürdig. Hat es vielleicht eine Verwechslung gegeben?”
“Das versuche ich gerade herauszufinden. Ich muss die Krankenakte meiner Mutter sehen. Ihr Name war Mary Little Dove Ashton.”
“Wir geben solche Akten nicht heraus.” Die Frau zeigte zwar Verständnis für Charlottes Anliegen, lehnte aber entschieden ab.
“Ich kann beweisen, dass sie meine Mutter war.” Charlotte schob ihre Geburtsurkunde über den Tresen. “Und dies ist die Sterbeurkunde meines Vaters.”
Die junge Schwester schien unentschlossen.
“Hören Sie, Sie müssen mir die Akte nicht zeigen. Aber können Sie bitte überprüfen, ob meine Mutter hier gestorben ist? Ich will einfach nur wissen, ob sie vielleicht noch … lebt”, fügte sie leise hinzu.
Die Schwester stand auf und überprüfte sorgfältig die beiden Dokumente. Schließlich gab sie sie Charlotte zurück. “Eigentlich ist das nicht üblich, aber meinetwegen. Es dürfte kein Problem sein. Allerdings sind diese alten Akten nicht im Computer erfasst, ich muss in den Keller gehen.”
Sie drehte sich um und rief jemanden über die Gegensprechanlage. “Sobald Jack hier ist, gehe ich nach unten. Ich schreibe mir nur noch das Datum von der Sterbeurkunde Ihres Vaters auf, dann finde ich die entsprechenden Akten schneller. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich versuche, die Informationen zu finden, die Sie benötigen.”
“Danke. Ganz, ganz herzlichen Dank.”
Alexandre legte den Arm um ihre Schulter. “Wo können wir auf Sie warten?”, fragte er die Krankenschwester.
Die Frau schob sich eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr. “Nehmen Sie einfach dort drüben Platz.” Sie deutete auf den Wartebereich, wo bereits vier Menschen saßen – ein älterer Mann, eine Frau mit einem schreienden Baby und ein Teenager mit einem Gipsbein.
In dem Moment erschien der Pfleger, der die Schwester kurz vertreten würde. Alexandre führte Charlotte von der Anmeldung zu den freien Stühlen im hinteren Teil des Empfangsbereichs. Dort waren sie in der Nähe der Mutter mit dem weinenden Kleinkind.
“Pst, Schätzchen”, redete die Mutter sanft auf ihr Kind ein. “Der Doktor wird dir gleich etwas gegen die Schmerzen geben.” Sie blickte über die Schulter zu Charlotte und Alexandre. “Tut mir leid, aber er …”
Alexandre unterbrach sie. “Sie müssen sich nicht entschuldigen, oder, Charlotte?”
Charlotte blinzelte und erwachte aus ihrem tranceähnlichen Zustand. “Nein, natürlich nicht. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?”
“Allergie – nicht so schlimm, aber er hat einen Hautausschlag, und das Jucken macht ihn verrückt. Aber der Arzt hat vielleicht etwas gefunden, was ihm helfen wird.”
“Das freut mich.”
“Wie heißt er?” Alexandres Stimme schien zu dem Kind durchzudringen, denn es hörte auf zu schreien und sah ihn neugierig an.
Die Mutter lächelte erleichtert. “Oh, daran hätte ich denken sollen – die Stimme seines Vaters beruhigt ihn auch immer. Könnten Sie vielleicht einfach einen Moment lang mit ihm sprechen?”
Statt angespannt, ängstlich und dabei hoffnungsvoll auf die Rückkehr der Schwester zu warten, beobachtete Charlotte fasziniert, wie Alexandre es mit leisen, liebevollen Worten schaffte, das Kind zu beruhigen.
Als sie vom Arzt aufgerufen wurden, dankte die junge Frau Alexandre. “Sie sollten selbst Kinder haben”, sagte sie zu Alexandre. “Sie wären sicher bildschön mit Ihren Augen und …”, sie sah zu Charlotte, “… Ihrem Teint.” Sie lachte, als Charlotte errötete, nahm ihre Sachen und ging.
Als Charlotte Alexandres Hand an ihrer Wange spürte, drehte sie sich zu ihm.
Er lächelte sie an. “Hättest du gern ein
bébé
mit mir,
ma petite?”
“Nicht, solange wir nicht verheiratet sind”, erwiderte sie fröhlich, obwohl seine Frage sie verlegen machte. “Und dazu wird es wohl nicht kommen, wie wir beide wissen.”
Bis zu diesem Moment hatte Charlotte keinen Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit Alexandre zugelassen. Sie würde dafür kämpfen, alles zu bekommen, was er ihr geben konnte, würde für mehr als nur diesen einen Monat kämpfen, aber sie hatte keine Hoffnung, dass er ihr für immer gehören könnte. Niemand konnte einen Mann an sich binden, der nicht bereit für eine feste Beziehung und die Liebe war. Und sie würde sich niemals mit weniger zufriedengeben.
Seine Augen verdunkelten sich. “Vielleicht sollten wir
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