Rausch der Sinne
Sie!”
Paige ging zu ihrer Mutter, doch Lilah schüttelte ihre Hand ab. “Raus!” Sie schritt zur Haustür und riss sie auf. “Raus!”
Charlotte berührte Jillians Arm. “Tut mir leid.”
“Schon okay”, flüsterte Jillian. “Ich rufe dich nachher an.”
Die beiden Frauen gingen ohne ein weiteres Wort. Lilah knallte die Tür hinter ihnen zu und stolzierte zurück zur Bibliothek, das Glas immer noch in der Hand. Erst in dem Moment bemerkte Charlotte, dass die Frau getrunken hatte.
Später am Abend war sie endlich allein mit dem Mann, den sie über alles liebte. “Alexandre”, flüsterte sie, als sie in ihrem Cottage zu Bett gingen.
“
Ma petite?”
“Bei allem, was passiert ist, ist die Suche nach meiner Mutter ganz in den Hintergrund getreten.”
“Aber sie ist nicht vergessen worden. Wir wissen, dass deine Mutter Kendall verlassen hat und zu ihrem Stamm zurückgekehrt ist. Es ist nicht viel, aber …”
“Aber wenn Spencer mich nicht angelogen hat, dann kommt meine Mutter aus dem Pine-Ridge-Reservat.”
“Also solltest du dort mit der Suche beginnen.”
“Wo hätte sie sonst hingehen sollen – eine Frau, die alles verloren hat?” Sie hatte einen Kloß im Hals. “Ich muss nach Pine Ridge.”
“Musst du dorthin fahren, Charlotte? Kannst du nicht einen Privatdetektiv engagieren? Du hast in dieser Woche viel durchgemacht – es tut mir weh zu sehen, wie du leidest”, fügte er hinzu. “Ich würde dich gern für eine Weile von hier entführen. Dir meine Heimat zeigen und meine
maman
vorstellen.”
Die Idee rührte Charlotte. “Ich bin diesen Ort auch leid”, vertraute sie ihm an. “Und ich würde deine Mutter gern kennenlernen. Aber ich möchte auch die Suche nach meiner Mutter nicht aufgeben, jetzt, wo ich so nah dran bin. Ich habe fast das Gefühl, als könnte ich sie schon berühren.”
Sie schwiegen einen Moment lang.
“Wenn du das brauchst, um glücklich zu sein, dann bleiben wir natürlich in Amerika und fahren nach Pine Ridge”, sagte Alexandre.
“Ich habe Walker heute von unserer Mutter erzählt.” Charlotte konnte den bösen Blick ihres Bruders nicht vergessen, als sie davon berichtet hatte.
“Wann?”
“Nach dem Lunch, während du mit Trace gesprochen hast. Ich musste es ihm in einer ruhigen Minute sagen. Und ich wollte es tun, bevor er zu sehr um einen Mann trauert, der seine Loyalität gar nicht verdient hat. Verstehst du das?”
“Natürlich. Das muss ein unheimlicher Schock für ihn gewesen sein. Er stand Spencer doch ziemlich nahe, oder?”
“Ja. Er hat zu ihm aufgesehen und ihm vertraut.” Sie hasste Spencer dafür, dass er ihrem geliebten Bruder noch nach seinem Tod so viel Leid zufügte. “Ich habe gedacht …”
“Ja?”
“Wir können ihm bei der Suche helfen, aber vielleicht sollte Walker nach Pine Ridge fahren. Er braucht das, genauso wie ich unbedingt die Wahrheit herausfinden musste.”
“Und wie fühlst du dich dabei? Du warst diejenige, die an ihrem Tod gezweifelt hat, und er wird dann vielleicht derjenige sein, der sie zuerst sieht.”
Charlotte lächelte. Typisch Alexandre. Er dachte zuerst an ihr Wohlergehen. “Ich will sie unbedingt treffen, aber ich liebe Walker. Ich kann damit leben, wenn er sie findet, denn wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, würde er sich genauso verhalten.”
Sie spürte Alexandres Hand warm und beschützend an ihrem Bauch. “Möchtest du zu Spencers Beerdigung hierbleiben?”
“Ich bin keine Heuchlerin. Ich habe ihn nie gemocht, und wenn ich die Wahl hätte, würde ich nicht bleiben. Aber so wie Lilah sich aufführt, und angesichts dieses Durcheinanders glaube ich, dass ich die anderen zumindest bei der Beerdigung unterstützen muss.” Sie biss sich auf die Lippe. “Bin ich ein schrecklicher Mensch, weil es mir nicht leidtut, dass er tot ist?”
“Nein, du bist nur ehrlich. Der Mann hat dir nichts als Kummer bereitet. Warum solltest du um ihn trauern?” Er küsste sie.
Leidenschaftlich erwiderte sie den Kuss. “Danke.”
“Dann buche ich uns Flüge, sobald wir wissen, wann die Beerdigung stattfinden wird? Ich bin sicher, dass wir abreisen dürfen, sobald die Beamten unser Alibi überprüft haben.”
“Ja.” Sie runzelte heftig die Stirn. “Ich muss jemanden finden, der sich um das Gewächshaus kümmert, während wir in Frankreich sind.”
Er schwieg einen Moment lang. “Ich möchte dich etwas fragen. Es geht um das Gewächshaus und dieses Cottage.”
“Was?”
“Wenn es nach
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