Rausch der Unterwerfung
entlang, als wolle er kleinste Unebenheiten ertasten.
„Was ist hier passiert?“, fragte er, als er die halbmondförmige Narbe entdeckte, die sich unterhalb ihrer rechten Pobacke befand.
„Da hab ich mir als Kind mal eine Glasscherbe reingerammt“, erklärte Anne.
„An dieser Stelle?“
„Ich hab mich draufgesetzt.“
„Hm.“ Er lachte leise. „Würdest du sagen, dass du ungeschickt bist?“
„Nein, Herr, eigentlich nicht.“
Er setzte sich auf den Boden und widmete sich ihren Beinen.
„Was hast du sonst noch angestellt als Kind?“, fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht viel und auch nichts Besonderes, nur das, was alle Kinder eben machen, an Haustüren klingeln und dann weglaufen, mit Streichhölzern zündeln … einmal hab ich …“
„Mit Streichhölzern zündeln?“, unterbrach er sie.
„Na ja …“ Sie hob ihre Schultern, als müsse sie sich plötzlich dafür rechtfertigen.
Er richtete sich auf und klickte die Tube mit der Sonnencreme zu, dann warf er sie in die Sporttasche zurück, die er anschließend bei den Henkeln griff. Mit der anderen Hand nahm er das Seilbündel, das Anne bisher gehalten hatte, und wandte sich der Haustür zu.
Anne folgte ihm durch den Garten, der für sie und vor allem für ihre nackten Füße einige Herausforderungen barg.
Miguel ignorierte ihre kleinen Schmerzenslaute, die sie nicht unterdrücken konnte, wenn sie unverhofft auf etwas Spitzes trat, und als sie das Tempo zu verlangsamen versuchte, weil sie bei der Überquerung einer der Kieskreise fast in die Knie gegangen wäre, zerrte er sie unbarmherzig weiter.
„Du bist doch nicht zimperlich, Frau, oder?“, fragte er nur, ohne sich nach ihr umzusehen.
„Nein, Herr“, quetschte Anne gequält hervor.
„Das will ich hoffen.“
Vor einer hüfthohen, etwas verwitterten griechischen Säule blieb er stehen und ließ die Sporttasche fallen.
Ehe Anne sich versah, hatte er das Seil an ihrem Halsband mehrmals um ihren Oberkörper und den Bauch geschlungen und mit Stegen und Knoten verbunden, dann griff er nach einem zweiten Seil, drückte sie in eine hockende Stellung und band ihre Arme mit ihren Beinen zusammen.
Er arbeitete konzentriert, aber sehr zügig, als wäre er in Eile, und schon nach wenigen Minuten waren Annes ein Meter einundachtzig zu einem kauernden Bündel zusammengeschnürt, das er glatt zum Versand hätte aufgeben können.
Als er fertig war, hob er sie mühelos hoch und setzte sie wie eine Statue auf der griechischen Säule ab. Annes Arme umschlangen ihre angezogenen Beine, ihr Kopf lag seitlich auf ihren Knien. Aber abgesehen davon, dass der harte Stein der Säule unangenehm gegen ihr Steißbein drückte, war es gar nicht so unbequem. Der Zwang der Fesselung weckte ein erregtes Flattern in ihrem Bauch, und unter Miguels prüfendem Blick wurde ihr ohnehin heiß und kalt, sodass sie alles um sich herum vergaß, auch wenn er keineswegs zufrieden aussah.
Nach einer Weile verschwand er aus ihrem Blickfeld, sie hörte Blätter rascheln, dann kehrte er mit einer roten Hibiskusblüte zu ihr zurück. Er musterte sie erneut und drehte dabei den Hibiskus zwischen seinen Fingern. Anne lächelte und fragte sich, warum er zögerte, ihr die Blüte ins Haar zu stecken. Was sonst hatte er damit vor?
Tatsächlich kam er kurz darauf langsam auf sie zu und hob die Hand bis zu ihrem Ohr, doch dann schüttelte er plötzlich den Kopf und warf die Blüte weg.
„Nein!“, sagte er laut und begann augenblicklich, Anne aus ihrer Fesselung zu befreien.
Sie war enttäuscht. Er hatte nicht mal ein Foto von ihr gemacht, obwohl sie sich auf der Säule einen kurzen Moment lang wirklich wie eine griechische Göttin vorgekommen war, wenn auch in etwas unorthodoxer Haltung.
„Knie dich hin, Hände auf den Rücken!“
Anne gehorchte und hob ihre Arme sogar ein wenig an, damit er sie leichter erreichen konnte. Als jedoch einige Zeit verstrich, ohne dass Miguel sich rührte, ließ sie die Arme wieder sinken und beschloss, einfach abzuwarten.
Am vergangenen Abend war er mit lässiger Zielstrebigkeit vorgegangen und hatte Annes Nervosität mit einigem Witz überspielt. Jetzt wirkte er angespannt, wie ein Maler in der Schaffenskrise, und sie wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte, dabei hätte sie es so gerne getan.
Endlich setzte er sich in Bewegung und band ihr als Erstes die Hände zusammen, wie sie vermutet hatte.
Diesmal ließ er sich Zeit. Das Gebilde, das Anne nach und nach wie ein Kokon
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