Rausch der Unterwerfung
Miguel sagte, als er vor Anne stand. „Ich hatte mich doch wohl klar und deutlich ausgedrückt!“
Ohne auf ihr bestürztes Japsen zu achten, nahm er ihr das Handtuch weg und warf es auf die Treppenstufen, dann griff er nach dem Seilende in ihrer Hand und zog sie hinter sich her Richtung Küche.
Anne folgte ihm. Was blieb ihr anderes übrig? Die füllige Spanierin moppte jedoch seelenruhig weiter. Es war offensichtlich, dass der Anblick einer nackten Frau mit Lederhalsband und gefesselten Händen, die an ihrer Leine hinter dem Hausherrn herlief, nichts Neues war. Angesichts der Ignoranz, mit der sie auch die erotischen Fotos an den Wänden bedachte, war dies allerdings kaum verwunderlich. Josepha hatte vermutlich schon mehr gesehen, als Anne sich vorstellen konnte.
„Frühstück?“, wurde sie von Miguel aus ihren Gedanken gerissen.
Sie nickte.
Daraufhin zog er ein Baguette aus einer der Einkaufstüten, teilte es mit einem großen Messer einmal längs und einmal quer und schob eine der aufgeschnittenen Hälften in einen kleinen Grillofen. Ein Teller, eine Schale mit gehackten Tomaten, eine Flasche Olivenöl und ein hoher Becher, den er mit Kaffee aus der Maschine füllte, komplettierten seine Frühstücksvorbereitungen. Er selbst hatte wohl schon etwas gegessen. Anne fragte sich, wann er an diesem Morgen aufgestanden war.
Er kam um den Tresen herum und begann, die Verschnürung an Annes Handgelenken zu lösen. Dann goss er etwas Olivenöl auf seine Hände, rieb sie kurz aneinander und fuhr massierend über die leichten Rötungen, die die Fesselung hinterlassen hatte.
„Gut geschlafen?“
Anne nickte erneut. Doch wenn sie gedacht hatte, jetzt von dem Seil erlöst zu sein, hatte sie sich geirrt. Er zog die Mittelschlaufe durch den Ring an ihrem Halsband, knüpfte einen Knoten und zurrte ihn fest. Dann ging er hinter den Tresen zurück und öffnete den Grill.
Während er die getoastete Baguettehälfte mit Olivenöl beträufelte und einen Teelöffel des Tomatenmix darauf verteilte, unterhielt er sich mit Josepha, wovon Anne kein Wort verstand. Die Spanierin nickte schließlich, schnappte sich ihren Wischmopp und den Wassereimer und ging die Treppe hoch ins Obergeschoss.
„Iss!“ Er schob Anne den Teller mit dem Baguette zu, dann widmete er sich wieder seinen Einkaufstaschen.
Sie sah ihm beim Auspacken zu, während sie in das warme Weißbrot biss, das für ein Frühstück ungewohnt herzhaft schmeckte, aber auch unerwartet gut.
Miguel verstaute ein paar Lebensmittel im Kühlschrank und auf den Küchenregalen, dann nahm er die Tüten auf und machte sich an dem großen Schrank in der Ecke zu schaffen. Wenig später ging er ins Obergeschoss und kehrte schließlich mit leeren Händen zu Anne zurück.
„Das reicht, du bist fertig“, sagte er und schob ihren Teller ein Stück zur Seite.
Ein wenig unschlüssig schaute sie auf den letzten Rest ihres Baguettes und fragte sich, ob sie diesen noch schnell in ihren Mund schieben sollte. Sie empfand es als unhöflich, den letzten Bissen liegen zu lassen. Schließlich legte sie den Brotrest auf den Teller und rieb ein paar Krümel von ihren Händen.
„Steh auf!“
Anne glitt von dem hohen Hocker und wandte sich Miguel zu.
Er griff nach dem Seil an ihrem Halsband und rollte es langsam wie ein Lasso auf, während er sie schweigend von Kopf bis Fuß musterte. Dann drückte er ihr das Seil in die Hand und bedeutete ihr mit einer Geste, sich im Kreis zu drehen, was Anne widerspruchslos tat.
„Heb deine Arme! … Halt, nimm sie wieder etwas runter! … Gut!“
Als Anne ihre Drehung beendet hatte, blieb sie stehen, er bedeutete ihr jedoch sofort, weiterzumachen, also tat sie es.
„Wer bist du, Frau?“, hörte sie ihn hinter sich murmeln.
„Ich …“
„Halt den Mund.“
Anne presste die Lippen zusammen, war aber recht froh, dass sie die Frage nicht beantworten musste. Sie hätte sich mit einer Antwort schwergetan. Miguel wusste trotz ihrer erst kurzen Bekanntschaft schon jetzt mehr über sie, als Julian nach einjähriger Beziehung. Was wollte er noch?
Nach der dritten Drehung seufzte er unzufrieden und brachte sie mit einer Geste zum Stoppen, dann ging er zu seiner Sporttasche, der er eine große Tube Sonnencreme entnahm.
Er ließ sich Zeit, während er die Creme auf ihrer Haut verteilte und bis in den letzten Winkel verstrich. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert, als würde er mathematische Formeln lösen, und seine Hände fuhren langsam an ihr
Weitere Kostenlose Bücher