Rausfliegen mit Erfolg

von Ihnen trennen. Ihre Frau nimmt Ihnen die Hausschlüssel ab und informiert Sie, dass Sie binnen einer Stunde Ihre persönlichen Sachen packen müssten, und zwar unter Anwesenheit ihrer Anwältin, damit es zu keinerlei Missverständnissen käme. Die Anwältin legt Ihnen den Entwurf eines Mails vor, das an Familienangehörige und Freunde geschickt werden soll. Es informiert in sachlichem Ton, dass Sie sich aufgrund von Differenzen über die Haushaltsführung von Ihrer Frau trennen, um sich neu zu orientieren. Die Familie wünsche Ihnen dazu Glück.
    Szenario B: Wirtschaftliche Überlegungen
    Am Morgen Ihres zehnjährigen Hochzeitstages überraschen Sie Ihre Frau nicht mit dem üblichen Präsent, sondern brechen eine Diskussion über die private wirtschaftliche Situation vom Zaun. Sie erklären, dass die Haushaltsausgaben eine Dimension erreicht hätten, die nicht mehr tragbar sei. Und dass Sie gezwungen seien, sich signifikante Einsparungen zu überlegen. Auf der Suche nach Kostensenkungspotenzial hätten sie sehr bald festgestellt, dass Ihre Frau einen wesentlichen Anteil am familiären Budgetdefizit trage. Allein die Repräsentationsspesen, beginnend beim Zweitauto und Handy bis hin zur Garderobe, die notwendig ist, um Sie zu Firmenveranstaltungen zu begleiten, würden ein gehöriges Loch in die familiäre Kassa reißen. Obwohl Sie sich also noch immer gut mit Ihrer Gattin verstünden, seien Sie zu dem traurigen Entschluss gekommen, dass Sie sich leider von ihr trennen müssten. Sie solle es bitte nicht persönlich nehmen. Aber diese Lösung sei die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard der Familie aufrecht zu erhalten. Natürlich würden Sie ihr eine großzügige einmalige Abfertigung gewähren. Darüber hinaus gäbe es jedoch keine monatlichen Zahlungen. Um Synergien bestmöglich zu nutzen, würden die Kinder bei Ihnen bleiben. Weiters gingen Sie davon aus, dass Ihre Frau bald wieder einen Partner finden würde. Um den Prozess zu beschleunigen, hätten Sie sie bei einer Partnervermittlung angemeldet und würden in den nächsten drei Monaten auch die Kosten für diesen Service übernehmen.
    Wenn Ihnen beide Szenarien etwas realitätsfremd erscheinen und Sie angesichts der Gefühlskälte der hier beschriebenen Scheidungswilligen leichte Gänsehaut verspüren, dann haben Sie eines klar erkannt: Es gibt offensichtlich Unterschiede zwischen einer privaten und einer dienstlichen Trennung. In letzterer sind die oben zitierten Argumentationslinien und Vorgehensweisen durch den Initiator durchaus üblich. Auch wenn Privat- und Berufsleben auf diesen ersten Blick nicht vergleichbar erscheinen, gibt es bei genauerem Hinsehen Parallelen ebenso wie Unterschiede. Lassen Sie uns also private und ökonomische Scheidungsszenarien näher miteinander vergleichen.
    Es ist nicht persönlich
    Stellen Sie sich vor, Sie werden aus rein wirtschaftlichen Überlegungen geheiratet. Sie schließen eine Vereinbarung. Sie bestellen Schönheit, Jugend und gute Umgangsformen, erkaufen sich Wohlfühlen und Glücklichsein. Dafür ermöglichen Sie finanziellen Wohlstand und soziale Anerkennung.
    Oder stellen Sie sich vor, Sie streben eine Heirat aus rein wirtschaftlichen Überlegungen an. Auch dann hätten Sie einen Deal: Sie erwerben finanziellen Wohlstand und soziale Anerkennung und zahlen mit Respekt, Dankbarkeit und eventuell etwas Zuneigung in Raten.
    Eine derartige Beziehung ist in beiden Fällen berechenbar.
    Wenn Sie Ihre Ehe als Zweckgemeinschaft gestaltet haben, in der die sachliche Sichtweise klar dominiert, fällt es Ihnen nicht schwer, auch eine etwaige Trennung vernünftig auszuhandeln. Wahrscheinlich haben Sie die Beziehung ohnedies im Rahmen eines Ehevertrags von Anfang bis zum Ende formal geregelt.
    Sollten Sie sich im Gegensatz dazu als liebender Mensch in einer Beziehung plötzlich mit dem Scheidungswunsch Ihres Lebenspartners konfrontiert sehen, dann trifft Sie das mit Sicherheit persönlich. Die psychische Belastung beschert Ihnen ein Wechselbad der Gefühle. Sie hadern mit Ihrem Schicksal und grübeln nach dem Warum. Sie stellen sich und Ihr gesamtes persönliches Umfeld in Frage. Ihr Selbstbewusstsein ist in den Grundfesten erschüttert. Sie befinden sich in einer sozialen Stress-Situation und können keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Wenn Sie in Ihrer Verzweiflung