Ravanas Rueckkehr
richtig in die Mangel nahm ... und er immer wieder aufstand, um sich die nächste Ladung abzuholen. Die anderen dicht auf den Fersen, lief Buffy zu dem Mann im Rollstuhl.
An der Lehne des Gefährts war ein schwarzer Kasten angebracht, aus dem vier Schläuche herausragten, die sich um den Sitz wanden und im Körper des Mannes verschwanden, bei dem es sich nur um Benson Lovecraft handeln konnte. Einer der Schläuche versorgte seine Lungen durch die schmale, arg lange Nase mit der knubbeligen fleischigen Spitze, auf der eine schwere Brille mit dicken Gläsern saß, mit Sauerstoff.
Eine am Boden zerstörte Phyllis und ein verwundeter Rayne lehnten sich an den Wagen.
»Ist dieser Mann ein Vampir?«, fragte Buffy.
»Mann? Welcher Mann?«, fragte Benson, ehe er sich umblickte.
Seine Stimme war tief, weich, würdevoll und ein wenig keuchend.
»Der Albino! Ist er ein Vampir?«
»Oh, nein, er ist mein Chauffeur. Aber der andere ist offensichtlich einer. Ein junger Vampir... und irgendwie abgelenkt, wie es scheint.«
»Nun, meinen Sie nicht, sie sollten Ihren Chauffeur zurückrufen, ehe er sich noch selbst umbringt?«
»Ich glaube, er hält sich ganz gut. Aber... du hast Recht. Otto!« Wenn er laut sprach, klang seine Stimme trotz seines hohen Alters noch erstaunlich kräftig. Dennoch schien ihn das laute Sprechen zu erschöpfen. Er sackte in seinem Rollstuhl zusammen.
Der Mann mit dem geisterhaften Gesicht ließ augenblicklich von Angel ab und eilte an Lovecrafts Seite.
»Bring Phyllis in den Wagen«, sagte Lovecraft. »Auf die Rückbank, zu mir.«
Otto ging zu Phyllis, legte ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie in den Wagen.
»Du verlogener Mistkerl!« Phyllis spuckte Rayne an, als sie an ihm vorüberging. »
Nach allem, was ich für dich getan habe ...« Dann verschwand sie im Wagen, verloren in der Dunkelheit hinter den getönten Scheiben, wenngleich ihr Schluchzen, erstickt und schmerzerfüllt, noch immer zu hören war.
Angel ging zu Buffy, legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie eindringlich an.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie strahlte ihn an. »Schmutzig und nass, aber völlig in Ordnung.«
»Ich bin ihnen gefolgt«, sagte Angel, wobei er mit einem Nicken auf Otto und Rayne deutete. »Ich wollte verhindern, dass sie einfach abhauen. Schätze, ich habe nur meine Zeit vergeudet. Was ist da drin passiert?«
»Sie haben die Ravanastatuette zerstört, das ist passiert«, krächzte Lovecraft, gefolgt von einem besonders scheußlichen Husten.
Zorn brannte in Buffys Kehle, und ihre Knöchel zeichneten sich weiß unter der Haut ab, als sie das Heft des Schwertes umklammerte und sich zu dem Mann im Rollstuhl umwandte. »Tut mir Leid, dass ich ihre kostbare kleine Statue kaputtgemacht habe, aber wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, sie war noch hässlicher als Sie, und sie war dabei...«
»Meine Liebe, wenn du sie lediglich kaputtgemacht hättest, dann würden wir jetzt alle bis zum Hals in der Scheiße stecken, wenn du mich fragst.« Lovecraft grinste sie an, streckte die Hand aus und tätschelte ihren Arm voller Zuneigung. »Es musste getan werden, und ich bin froh, dass du es getan hast. Dennoch kann ich niemandem empfehlen, einen derartigen Prozess vor seinem Abschluss zu stören. Du hättest möglicherweise einen Riss im Gefüge aus Raum und Zeit verursachen können; dann hättest du dich vermutlich als Nächstes als kleines Enzym im Bauch eines Keilers auf dem Meeresgrund wiedergefunden. Und das will doch keiner von uns, nicht wahr?
Schließlich hast du noch viel zu tun. Wo ist dein Wächter?«
Buffy zog verwundert die Augenbrauen hoch. Wie konnte er das wissen?
Giles trat vor. Wachsamkeit spiegelte sich in seiner nachdenklichen Miene. Weder lächelte er, noch hatte er wie so oft die Stirn in Falten gelegt, aber der Ausdruck in seinen Augen war der eines kleinen Jungen, der zum ersten Mal einem Weihnachtsmann im Einkaufszentrum begegnet.
»Rupert Giles«, stellte er sich vor, wobei er unsicher die Hand ausstreckte. Lovecraft ergriff sie, und Giles war verblüfft über die Kraft des alten Mannes.
»Benson Lovecraft. Aber Sie dürfen mich Mr. Lovecraft nennen.«
»Wo ... woher wussten Sie davon?«, fragte Buffy.
»In meinem Alter liegt alles nahe. Sogar ich ... was auch immer das bedeutet.« Er lächelte Giles anerkennend zu, und sein Lächeln verriet, dass er noch seine eigenen Zähne hatte, wenn sie auch nicht mehr in bestem Zustand waren. »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
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