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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist?«
    »Janice«, antwortete Raven mechanisch. »Janice Land ...«
    Erst dann begriff er, was Jazz da eigentlich gesagt hatte.
    ... die Kleine, die uns durch die Lappen gegangen ist ...
    Eine Welle der Erleichterung überflutete den Privatdetektiv, drohte, ihn mit sich fortzureißen. Janice lebte! Sie war der Salve entkommen und irgendwie entwischt, in den Wald vielleicht. Oder mit dem Maserati? Unwahrscheinlich, in diesem Fall säßen die Gangster sicher nicht mehr so ruhig hier, sondern hätten sich längst aus dem Staub gemacht, mit oder ohne ihre Geiseln.
    Erst jetzt fiel Raven auf, dass er bisher nur zwei der angeblich vier Bankräuber zu Gesicht bekommen hatte. Die nahe liegende Schlussfolgerung war so bedrückend, dass sie ihm den Schweiß auf die Stirn trieb.
    Janice wurde verfolgt - von mindestens einem, möglicherweise aber sogar zwei bewaffneten Verbrechern.
    Ihre Chancen, unversehrt die nächste menschliche Ansiedlung zu erreichen und Hilfe herbeizuholen, standen bestenfalls fünfzig zu fünfzig. Eher schlechter, wenn man die vergleichsweise Ruhe und Selbstsicherheit der beiden Gangster in Rechnung stellte, mit denen Raven es bisher zu tun gehabt hatte. Wer immer hinter Janice her war - es musste ein guter Mann sein, jemand, der Spuren zu lesen und darüber hinaus logisch zu denken verstand, beides notwendige Voraussetzungen dafür, einen Gejagten binnen kürzester Zeit zur Strecke zu bringen.
    Ravens Erleichterung hatte nur wenige Herzschläge lang gewährt. Jetzt machte sie wieder tiefster, nachtschwarzer Bedrückung Platz.
    Der Privatdetektiv verspürte das Bedürfnis, wie ein Tier an seinen Fersen zu zerren - sich zu befreien und Janice zu Hilfe zu eilen. Aber seine Aussichten waren gleich Null, und darum versuchte er es gar nicht erst. Nicht, wenn eine entsicherte Maschinenpistole auf seine Brust gerichtet war.
    Außerdem war seine rechte Schulter immer noch völlig taub. Der mit Sand gefüllte Lederschlauch seines zweiten Gegners in der Halle - der jetzt nirgendwo zu sehen war - hatte ganze Arbeit geleistet.
    »Janice Land? Doch nicht zufällig die Janice Land aus der Hillock Road in Shilford?«
    Die Frage traf Raven völlig unvorbereitet, um so mehr, als er sie heute schon einmal gehört hatte - aus dem Munde von Konstabler Price. Und jetzt erkundigte sich auch noch Jazz, dieser psychopathische Killer, nach Janice ... Zum Teufel, war denn die ganze Welt verrückt geworden?
    Wie unter einem inneren Zwang nickte er.
    Was dann geschah, damit hätte er nie gerechnet.
    Das nervöse Zucken, das die ganze Zeit über in Jazz' Mundwinkel gespielt hatte, begann sich auszubreiten. Es erfasste Kinn, Wangen und Schläfenpartie, zog den Mund gleichsam zu einem Froschmaul auseinander. Aus Jazz' zitternder Kehle brach ein trockenes, reibeisenraues Krächzen, das sich immer mehr steigerte und schließlich abrupt in ein kurzes, atemloses Gackern überging. Die Maschinenpistole in Jazz' Händen wippte wie ein Boot in stürmischer See auf und ab, auf und ab, als die krampfhaften Konvulsionen schließlich Jazz' ganzen Körper erfassten und ihn durchschüttelten.
    Da erst begriff Raven, dass Jazz lachte - ein böses, irres und verzweifeltes Lachen, wie Raven es noch nie bei einem menschlichen Wesen erlebt hatte.
    Die Angst schnürte einen immer engeren Ring um die Brust des Privatdetektivs. Vor seinem inneren Auge sah er bereits, wie dieses psychotische Gelächter in einen Anfall von Gewalttätigkeit mündete - sah, wie Jazz' Finger sich um den Stecher der Maschinenpistole krümmte, um einen Strom von glühenden Geschossen in Ravens Körper zu pumpen.
    Aber der Killer reagierte wieder völlig anders, als Raven es erwartet hatte. Wie eine lebende Gliederpuppe stolperte er davon, quer durch den Raum.
    Unwillkürlich stemmte sich Raven hoch, um ihm mit den Blicken folgen zu können. Dabei kam ihm zugute, dass ihm die Bankräuber zwar die Hände rechts und links an Möbelstücke gefesselt hatten, die Füße jedoch nicht. Andernfalls hätte sich Raven nicht in eine halbwegs sitzende Stellung aufrichten können.
    Er stützte sich mit den Händen auf, wobei er beinahe eingeknickt wäre, weil ihm seine rechte Hand partout nicht gehorchen wollte, und starrte hinter Jazz her.
    Der Anführer der Gangster hatte mittlerweile vor einem Sofa Halt gemacht, auf dem eine stille, mit einem Laken zugedeckte Gestalt lag, die Raven zuvor noch nicht bemerkt hatte. Das Laken war wahrscheinlich einmal weiß gewesen, aber jetzt war es mit

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