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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Druck auf seiner Brust nahm ständig zu; seine Lungen drohten zu platzen. Er fürchtete, in diesem ozeanischen Abgrund zerquetscht zu werden, und strampelte noch heftiger mit Armen und Beinen, aber das half nicht viel; es schien ihn im Gegenteil nur noch tiefer hinabzustrudeln, der Druck verstärkte sich womöglich noch weiter.
    Rote Kreise begannen vor seinen Augen zu tanzen, vermischten sich mit den wirbelnden Gedanken an daheim, an seine Eltern, seine Kindheit und Jugend. Anscheinend stimmte es also doch, was man bisweilen in den Büchern las: Im Augenblick des Todes lief noch einmal das ganze Leben wie ein Film vor einem ab ...
    Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, die Luft anzuhalten, und er atmete ächzend ein, von tödlicher Gleichgültigkeit erfasst. Besser, jetzt gleich zu sterben, als diese Qual noch länger zu ertragen!
    Aber er starb nicht, auch wenn er nicht verstand, warum. Seine Lungen sogen kein Wasser ein, sondern Luft - die frische Luft, die er so dringend benötigte. Irgendwann musste er wohl die Wasseroberfläche durchstoßen haben.
    Er schlug die Augen auf.
    Seltsam, wie hell das Mondlicht war. Und es war auch nicht orange und verschwommen. Es war grellweiß und ganz genau begrenzt - beinahe wie ein Punktstrahler.
    Es war ein Punktstrahler.
    »Schau mal einer an«, sagte eine kalte, hasserfüllte Stimme, in der auch unterdrückter Schmerz mitschwang, wenn sich Raven nicht täuschte. »Er kommt ja wieder zu sich!«
    »Eigentlich ein Wunder nach der Abreibung, die du und Billy-Boy ihm verpasst habt«, antwortete eine zweite, angespannt klingende Stimme. »Ein verdammt harter Bursche.«
    Raven war jetzt nicht in der Stimmung, sich für dieses Kompliment zu bedanken. Mit einem schwachen Stöhnen schloss er die Augen wieder, um den stechenden Glanz des Punktstrahlers zu entgehen. Aber das grelle Licht biss selbst durch seine Augenlider hindurch in seine Netzhäute. Daher also die roten Kreise, die er gesehen hatte!
    Er atmete noch einmal tief durch. Was ihn dabei ziemlich irritierte, war, dass der Druck auf seine Brust nicht nachließ, obwohl er sich doch ganz eindeutig nicht einige zehn Meter unter der Oberfläche des Mittelmeeres befand. Der Tag, an dem er auf der AMITA über Bord gefallen war, lag nämlich gut und gern sechs Jahre zurück. Und Peter Robarts, seinen Kameraden vom Marine-Geheimdienst, der ihn damals aus dem Wasser gezogen und mit künstlicher Beatmung ins Leben zurückgeholt hatte, gehörte längst nicht mehr zu seinem Freundeskreis. Raven versuchte sich zu erinnern, wie lange er ihn schon nicht mehr gesehen hatte. Die Beziehung zu Peter musste kurz vor dem Zeitpunkt abgebrochen sein, als er Janice kennenlernte.
    Janice.
    Auf einmal war alles wieder da, was ihm sein Unterbewusstsein in den qualvollen Minuten des Erwachens so gnädig vorenthalten hatte. Der Kampf in der Halle ... das Rattern der Maschinenpistole ... die schrecklichen Vorstellungsbilder, die seinen Kopf durchzuckt hatten, als er sich ausmalte, wie die Salve Janice zerfetzte und ihren zerstörten Körper quer über den Hof schleuderte ... das Nachlassen seiner Kräfte und die blitzschnelle Schlag- und Stoß-Kombination, die ihm das Bewusstsein geraubt hatte ...
    Aber all diese Einzelheiten traten zurück vor dem einen entsetzlichen Gedanken, der Raven nun ganz beherrschte: Janice war tot. Janice war tot. Janice war tot.
    Vor wenigen Stunden hatte er noch ganz kalt und sachlich die Möglichkeit erwogen, sich von ihr zu trennen, und dabei kaum Emotionen gespürt außer einer vagen Trauer. Jetzt, da sie für immer von ihm genommen worden war, überschwemmten ihn ganz andere Gefühle. Mit einem Schlag wurde er sich bewusst, dass er Janice liebte - sie immer geliebt hatte, trotz seiner Beziehung zu Melissa McMurray. Aber für diese Erkenntnis war es ja wohl zu spät.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, aber er zog sie durch die Nase hoch und schluckte sie hinunter. In seinem Magen formte sich ein Klumpen kalter Wut.
    Der Mann, der Janice ermordet hatte, befand sich wahrscheinlich hier im Raum. Und er - Raven - würde ihn umbringen.
    Mit einer kalten, beinahe sachlichen Grausamkeit, die ihn zu einem anderen Zeitpunkt zutiefst erschreckt hätte, begann er sich auszumalen, wie er Janice' Mörder TÖTEN würde. Der Gedanke ließ den Schmerz nicht geringer werden, aber er befriedigte Raven auf seltsam distanzierte Art. Und er gab ihm die Kraft, die Augen ein zweites Mal zu öffnen.
    Diesmal konnte er besser sehen, denn gerade in

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