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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diese Welt beherrschte, ehe ihr Neuen Menschen die kosmische Bühne betratet.«
    »Die - die Thul Saduum«, sagte Jeff stockend.
    Lamb lächelte flüchtig. »Ich sehe, Ihr Begleiter hat Sie auch davon unterrichtet. Er weiß viel, Ihr Freund. Aber er weiß längst nicht genug, um die großen Zusammenhänge zu begreifen. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich ihn leben lassen darf.« Er hielt einen Augenblick inne, wie um nachzudenken, und fuhr dann dort fort, wo Jeff Target ihn unterbrochen hatte. »Wir leben seit Millionen eurer Jahre unerkannt auf dieser Welt, in vielerlei Gestalten, vom Saurier bis zum Menschen; Ihrer Schwester erschien ich in Gestalt einer Fledermaus. Wir haben nämlich etwas, das ihr nicht besitzt: Geduld. Eine unglaubliche Geduld. Hundert Jahre sind für uns wie ein Tag. Aber das Warten war so schrecklich lang, dass selbst wir, die unendlich Geduldigen, es beinahe unerträglich fanden. Nicht umsonst ist mein wirklicher Name Barlaam - ›der unter dem Joch‹.. Aber jetzt, Jeff, ist die Zeit gekommen, da das Warten ein Ende hat. Und Sie sind es, der das Joch nun von mir nehmen wird!«
    »Ich?«, fragte Jeff überrascht. Er glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu dürfen.
    »Glauben Sie, Sie wären noch am Leben, wenn wir Sie nicht brauchen würden?«, gab Barry Lamb - Barlaam - trocken zurück. »Ich hätte Sie schon ein Dutzend Mal TÖTEN können, aber ich brauche Sie lebend. Und ich will Ihnen auch erklären, warum. Ich werde Ihnen unsere Geschichte erzählen, Jeff, und dann werde ich Ihnen eine Frage stellen. Von der Antwort auf diese Frage hängt alles ab - und nicht zuletzt Ihr Leben.«
    Jeff war zu benommen, um etwas entgegnen zu können.
    »Unser Volk ist alt, Jeff Target«, begann Barlaam, »unvorstellbar alt. Es entstand ursprünglich in einem Dämmerreich zwischen den physikalischen Dimensionen, aber dann wurde es von einem mächtigen Magiergeschlecht in die reale Welt heraufbeschworen. Dieses Geschlecht nannte sich die Magier von Maronar, und es lebte vor etwa drei Milliarden Jahren auf der Ersten Erde. Die Magier aber brachen ihre Versprechen gegenüber den Thul Saduum, und es kam zu einem Krieg, der die beiden Völker verheerend dezimierte. Während aber noch genug reinblütige Thul Saduum überlebten, starben die Magier von Maronar als solche völlig aus. Von ihnen blieben nur speziell für Sklavendienste gezüchtete Unterlinge übrig. Da die Thul Saduum als nicht-materielle Lebensform - Sie würden sie vielleicht Dämonen nennen - selbst menschliche Diener benötigen, ließ man die Unterlinge weiterleben. Aber unbeachtet erstarkten sie, und ihre Macht wurde so groß, dass sie es wagten, den Thul Saduum die Stirn zu bieten.
    Wieder tobte ein Krieg, doch dieser endete mit einem mörderischen Patt. Die Thul Saduum wurden von den Unterlingen - die sich nun voller Stolz Menschen nannten - entmachtet und durch einen unaussprechlichen, in ein magisches Spiel eingeschriebenen Fluch in Höhlen tief unter der Erdoberfläche verbannt. Die Thul Saduum ihrerseits hatten vor ihrer Verbannung in die Finsternis magische Waffen in Gang gesetzt, die über kurz oder lang zu einem Großen Kataklysmus, einer völligen Umwälzung der Gestalt des Planeten, führen mussten.
    Die Unterlinge erkannten das, und sie begriffen, dass sie dem Tode geweiht waren. Damit aber die Menschheit als Art nicht insgesamt ausstarb, erschufen sie in einer letzten gewaltigen Anstrengung ein genetisch-magisches Programm, das den Fortbestand des Menschen sichern sollte. Dann begingen sie kollektiv Selbstmord.
    Der Große Kataklysmus kam. Er veränderte das Gesicht der Erde, und es dauerte eine Milliarde Jahre, bis wieder Leben in Form einfachster einzelliger Organismen die Welt bevölkerte. In diesem Augenblick kam das genetisch-magische Programm zum Tragen. Es bewirkte, dass die neue Evolution, die nun einsetzte, zwangsläufig wiederum zum Menschen führen musste - zur Wiedergeburt des alten Menschenvolkes. Das aber wussten auch die Thul Saduum, und darum manifestierten sie mich und die anderen in der Welt, auf dass wir den rechten Augenblick zum Handeln erwarteten. Aber in der Finsternis ihrer unterirdischen Verbannung waren die Mächtigen blind, und sie irrten sich in der verstrichenen Zeit. So kamen wir zu früh - um Jahrmillionen.«
    Jeff stöhnte. Der Gedanke, einem Wesen gegenüberzustehen, das seit Millionen Jahren lebte, das die Zeit der Dinosaurier erlebt hatte, das unter Neandertalern und Wikingern, unter Römern und

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