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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war.
    Und mit jedem Wort, das er sprach, schien seine Umgebung ein wenig mehr zu verblassen. Die mächtigen Steinblöcke verloren an Substanz, wurden rauchig, transparent und waren bald nicht mehr als blasse Schatten, durch die das Licht der Sterne hindurchschimmerte. Schließlich verschwand die gesamte Anlage, und an ihrer Stelle gähnte ein gewaltiger, bodenloser Schacht in der Erde. Aus seiner Tiefe leuchtete ein geheimnisvolles blaues Licht herauf.
    »Es ist vollbracht!«, triumphierte Barlaam. »Das Siegel! Öffne das Siegel, Jeff Target! Öffne es!«
    Jeff senkte stöhnend den Blick. Unter ihm glomm ein gewaltiger, fünfzackiger Stern aus blauem Licht. Seine Strahlen waren dünn und bereits halb erloschen, nur in seinem Zentrum waberte noch ein Fleck ungeheurer Glut.
    Und darunter, tief unter der Strahlenbarriere und nur schemenhaft erkennbar, bewegte sich schleimiges, wimmelndes, widerwärtiges Leben. Kreaturen, deren bloßer Anblick genügt hätte, einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben.
    Die Thul Saduum!, durchzuckte es Jeff.
    Sie waren da, unter ihm, nur noch durch das bereits halb erloschene Siegel daran gehindert, an die Oberfläche zu brechen und Terror und Vernichtung über die Erde zu bringen.
    »Öffne es!«, gellte Barlaam. »Öffne das Siegel!«
    Jeff schrie auf, als sich der geistige Würgegriff des Wesens verstärkte. Ein glühender, stählerner Ring schien sich um seinen Schädel zu legen. Schmerzen, unerträgliche Schmerzen fluteten durch seinen Körper, ließen jeden einzelnen Nerv aufflammen.
    Er schrie, krümmte sich zusammen und stemmte sich mit einem winzigen Rest klaren Denkens, der ihm noch verblieben war, gegen die geistige Folter. Sein Körper war ein einziger, gewaltiger Schmerz, und sein Bewusstsein schien zu einem winzigen Fleck zusammengeschrumpft zu sein, der durch einen Ozean aus Qual und Pein trieb.
    »Tu es!«, kreischte Barlaam. »Öffne das Siegel!«
    Aber Jeff wehrte sich weiter. Plötzlich wusste er, wie das Siegel zu lösen war. Ein Befehl, ein einziger Gedanke von ihm genügte, die Jahrmilliarden alte Barriere endgültig niederzureißen, und das Wissen darum war die ganze Zeit über in ihm gewesen.
    Aber nicht nur dies.
    Barlaams Stimme zitterte vor Wut. »Öffne das Siegel!«, keuchte er. »Gehorche!«
    Wieder schlug die geistige Peitsche zu, und erneut krümmte sich Jeff unter unerträglichen Schmerzen. Aber er spürte auch, wie die Zeit verrann, wie sich Sekunde an Sekunde reihte und die Sterne unerbittlich ihrer Bahn folgten. Nur noch wenige Augenblicke, und die Konstellation würde sich aufgelöst haben. Sekunden, und Barlaams Chance war dahin.
    Auch der Dämon spürte, wie die Zeit verrann. Er schrie auf, riss Jeff hoch und schlug noch einmal mit aller geistigen Macht zu.
    Und diesmal zerbrach Jeffs Widerstand.
    »Hm'laan«, keuchte er. »Rhymlwre prfawat njiyy!«
    Und tief unter ihm erlosch das Siegel ...
    Stille hüllte ihn ein, als er erwachte. Das Licht war wieder blass und silbern, das Licht eines normalen Mondes, der auf die Ruinen von Stonehenge niederschien. Der Altarstein und der gewaltige Schacht waren verschwunden wie ein böser Spuk, und ein eisiger Wind wehte zwischen den Steintrümmern hindurch.
    Jemand berührte ihn sanft an der Schulter und sagte etwas, das er erst nach mehrmaliger Wiederholung als seinen Namen identifizierte. Er blinzelte, versuchte sich zu bewegen und stöhnte schmerzerfüllt auf. Sein Körper schmerzte unerträglich.
    »Wach auf, Jeff«, drängte die Stimme. »Bitte.«
    Er versuchte noch einmal, die Augen zu öffnen, und diesmal ging es. Ravens besorgtes Gesicht schwebte über ihm, tiefe, dunkle Ringe unter den Augen und einen langen blutigen Kratzer auf der Stirn.
    »Was - was ist passiert?«, fragte Jeff keuchend.
    »Das wollte ich dich gerade fragen«, gab Raven zurück.
    Jeff stemmte sich mühsam auf die Ellbogen hoch, schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Wo ist - Barlaam?«, erkundigte er sich mühsam.
    »Verschwunden. Genauso wie der ganze Spuk«, antwortete Raven leise. »Irgendetwas muss schiefgegangen sein. Du erinnerst dich wirklich an nichts?«
    Jeff schüttelte den Kopf. »Nein. Ich ... Das Siegel!«, stieß er plötzlich hervor. »Das Siegel ist erloschen!«
    Raven nickte ernst. »Ja. Aber nur für einen winzigen Moment.«
    »Was heißt das - für einen winzigen Moment?«
    »Ein paar Sekunden. Irgendetwas ist passiert. Ich dachte, du hättest eine Erklärung dafür. Der blaue Stern

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