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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hier vielleicht so etwas wie einen Hinterausgang, durch den wir verschwinden können?«
    Die Diplomatentochter starrte ihn mit dunklen, geweiteten Augen an. Raven konnte sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Aber er sah auch die Schweißperlen, die langsam über ihr Gesicht herabrannen und dabei hässliche Spuren in ihrem Make-up hinterließen.
    Es gab keinen Zweifel: Hillary Gifford hatte Angst - entsetzliche Angst. Und dabei war sie die Einzige, die einen Ausweg aus dieser Situation finden konnte, weil nur sie die Räumlichkeiten der Discothek gut genug kannte.
    Würde sie kaltblütig genug sein, um sich trotz der ungeheuren psychischen Belastung einen Fluchtweg einfallen zu lassen? Oder würde sie vor Entsetzen erstarren oder vielleicht gar die Beherrschung verlieren und zu schreien beginnen?
    Raven vermochte es nicht zu sagen. Und diese Ungewissheit potenzierte seine eigene Angst ins Unermessliche.
    Denn wenn Letzteres zutraf, dann waren sie beide verloren ...
    Mein Gott, dachte Jeff Target entsetzt, wird dieser Albtraum denn niemals enden?
    Er spürte, wie sich Eddies Fingernägel wie die Krallen einer Katze in sein Handgelenk gruben, aber er achtete nicht weiter auf den Schmerz. Seine Aufmerksamkeit war vollständig auf die Leiche des Chopper-Fahrers gerichtet, die sich ihnen halb hüpfend, halb gehend immer mehr näherte. Ein entseeltes Ding, ein Zombie, der von einer unheiligen Macht aus dem Jenseits gesteuert wurde.
    Trotzdem kam es Jeff Target wie ein Wunder vor, dass sich dieser zerschundene Körper überhaupt noch bewegen konnte. Was hielt ihn eigentlich aufrecht? Das gebrochene Rückgrat und die geborstenen Knochen sicherlich nicht. Vielleicht ein Gewirr aus schwarzen, daumendicken Stäben, in denen haarige, anthrazitfarbene Kügelchen mit bösartiger Intelligenz hin und her krabbelten ...?
    Jetzt machte das Ding einen weiteren Satz nach vorne. Die Beinstümpfe, auf denen es sich voranschleppte, platschten durch eine im grellen Licht der Sonne schimmernde, ölige Flüssigkeit.
    Benzin!, schoss es jäh durch Jeff Targets Kopf. Der Tank des Motorrads ist ausgelaufen, und das, durch das der Untote hindurchstapft, ist Benzin.
    Das, was er nun tat, hätte Jeff Target unter normalen Umständen niemals fertig gebracht. Aber das hier waren keine normalen Umstände, und außerdem konnte es nicht die geringsten Zweifel geben, dass der Chopper-Fahrer wirklich tot war. Wenn ihn nämlich nicht schon die Invasion seines Körpers durch die kleinen, anthrazitfarbenen Kügelchen umgebracht hatte, dann spätestens der Unfall mit dem darauf folgenden Aufprall auf die gläserne Hausfront.
    Mit einem Ruck löste Jeff sich aus Eddies Zugriff, kramte ein Streichholzbriefchen aus seiner Jackentasche, riss eines der Streichhölzer an der Reibfläche an und schleuderte es in hohem Bogen in die Benzinpfütze, in der der Untote stand.
    Flammen züngelten hoch, schlossen den lebenden Leichnam ein. Augenblicke später stand er inmitten eines wahren Feuersturms, der sich mit Angst einflößender Geschwindigkeit immer weiter ausbreitete. Kleine Flämmchen, Vorboten des feurigen Infernos, fraßen sich entlang der Benzinspur in Richtung des zerquetscht unter der Schnauze des mächtigen Trucks hervorragenden Motorrads.
    Blitzschnell erfasste Jeff Target die entsetzliche Gefahr, die ihnen drohte. »Lauf!«, brüllte er Eddie Hagen zu, dann war er auch schon losgestürmt und hatte das Mädchen mit sich gerissen.
    Auf halbem Weg zu Jeffs Chevrolet explodierte der Benzintank des Reo Speedwagon hinter ihnen.
    Der Druck der Explosion schleuderte sie vorwärts, gegen die Flanke des Chevy. Jeff wurde es für Sekundenbruchteile schwarz vor den Augen, als er gegen den Mietwagen prallte. Pfeifend entwich die Luft aus seinen Lungen, und sein ganzer Körper schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen.
    Eddie schien es nicht anders zu gehen, wie ein erstickter Aufschrei aus ihrer Richtung bewies. Dann rollte ein Donner über sie hinweg, gegen den das Toben eines Frühjahrsgewitters bestenfalls ein laues Lüftchen war.
    Mühsam zog sich Jeff herum. Der gesamte Reo Speedwagon stand jetzt in Flammen, und weitere kleine Explosionen erschütterten den Rumpf des Fahrzeugs auf seiner ganzen Länge. Was für ein unglaubliches Glück, dass der Truck offensichtlich keine Explosivstoffe oder leicht brennbare Chemikalien geladen hatte! Andernfalls ... Aber das wagte sich Jeff Target gar nicht erst auszumalen.
    Mit zittrigen Fingern tastete er zu Eddie Hagen

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