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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie keine hätten. Sollten diese Albträume allerdings so schlimm sein, dass Sie glauben, nicht mehr alleine damit fertig zu werden - und Ihrem Aussehen nach muss ich das leider annehmen -, dann würde ich Ihnen raten, professionelle Hilfe anderer Art in Anspruch zu nehmen.«
    Zu seiner Überraschung lächelte Hillary Gifford ihn an, als er geendet hatte. »Einen Psychiater, meinen Sie?«, erkundigte sich die Diplomatentochter. Als Raven behutsam nickte, vertiefte sich ihr Lächeln, und sie fuhr fort: »Daran hatte ich auch schon gedacht. Aber es ist etwas an meinen Träumen, das mich glauben lässt, es könnte sich dabei um mehr handeln als eine bloße - nun, sagen wir, Schockreaktion. Zum einen haben die Träume nämlich nicht unmittelbar nach jenen unheimlichen Vorfällen angefangen, sondern erst eine beträchtliche Zeitspanne danach.«
    Plötzlich verspürte Raven das merkwürdige Gefühl, vielleicht doch einer wichtigen Sache auf der Spur zu sein. Er blickte Hillary Gifford direkt in das übermüdete Gesicht. »Und wann?«
    »Das kann ich Ihnen sehr genau sagen«, erwiderte das Mädchen. »Den ersten Albtraum hatte ich in der Nacht vom zwölften auf den dreizehnten Februar. Und seither ... Aber was ist denn mit Ihnen los, Mr. Raven? Sie sind ja auf einmal ganz bleich geworden!«
    »In der Nacht vom zwölften auf den dreizehnten Februar«, sagte Raven schwer, »sind sieben Thul-Saduum-Dämonen aus einem magischen Gefängnis unter dem Steinkreis von Stonehenge entflohen - befreit von einem dieser Gestaltwandler-Monstren, mit denen Sie in den U-Bahn-Stollen unter London schon zu tun hatten. Beantwortet das Ihre Frage, Miss Gifford?«
    Schon bei Ravens Worten hatte das Mädchen entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen. Jetzt nickte sie langsam und mit sichtlichem Entsetzen.
    »Dann - dann haben wir das irgendwie gespürt?«, erkundigte sie sich bei dem Privatdetektiv.
    Der nickte unfroh. »Scheint so«, meinte er, jetzt ganz sicher, eine Entdeckung von größter Tragweite gemacht zu haben. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Vielleicht hat der unmittelbare Kontakt mit der Thul-Saduum-Magie Sie für weitere dämonische Emanationen sensibilisiert. - Aber wieso haben Sie eigentlich ›wir‹ gesagt?«
    Hillary Gifford beugte sich über den Tisch hinweg zu Raven hinüber. Genau wie er hatte auch sie ihre Umgebung völlig vergessen. »Weil«, erklärte sie, »nicht nur ich diese Albträume habe. Erinnern Sie sich an Coco?«
    Und ob sich Raven an Coco erinnerte! Coco war ein arbeitsloser junger Schwarzer, ungeheuer hip und cool - ein bunter, exotischer Vogel, der einen amüsanten Gesellschafter und Bettgefährten für gelangweilte High-Society-Töchter abgab. Darüber hinaus aber war er auch ein Krimineller, der mit kleinen Mengen Drogen dealte, und das war der Punkt, an dem Raven gewisse Vorbehalte ihm gegenüber entwickelte. Mit einer Minderjährigen ins Bett zu steigen, sofern diese damit einverstanden war, mochte ja noch irgendwie okay sein, aber derselben Minderjährigen dann Aufputschtabletten, Kokain oder gar einen Schuss H zu verkaufen - nein, das gehörte nicht mehr zu den lässlichen Sünden, für die selbst ein Privatdetektiv wie Raven Verständnis aufbrachte.
    »Ja«, sagte er deshalb nicht eben begeistert. »Was ist mit ihm?«
    Hillary Gifford verzog unwillig den Mund. »Er sitzt«, berichtete sie. »Sie haben ihn wegen Drogenbesitz hochgenommen. Ich besuche ihn natürlich regelmäßig im Gefängnis.«
    »Natürlich«, bekräftigte Raven. »Und er hat auch seit dem zwölften Februar Albträume?«
    »Ja«, sagte Hillary Gifford und nickte heftig. »Aber nicht nur das.« Sie schien sich versucht zu fühlen, eine bedeutungsschwere Kunstpause einzulegen, aber Ravens Gesichtsausdruck belehrte sie eines Besseren, darum fuhr sie rasch fort: »Er träumt nicht einfach irgendetwas. Seine Träume stimmen vielmehr bis ins kleinste Detail mit meinen überein!«
    »Könnte ein Zufall sein«, wagte der Privatdetektiv einzuwenden, obwohl er selbst nicht daran glaubte.
    Die Diplomatentochter lachte spöttisch und zugleich ein bisschen ängstlich auf. »Wenn Sie den Inhalt der Träume kennen würden«, meinte sie langsam, »würden Sie nicht so reden, Mr. Raven. Sie sind - fremdartig. Ich denke selbst am helllichten Tage nicht gerne an das, was ich in ihnen sehe, und Coco geht es genauso. Sie handeln von einer ungeheuerlichen Bedrohung, der zwar der jeweilige Träumer zuerst selbst zum Opfer fällt, die aber

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