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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinüber. Er spürte, wie sich ihre Finger um die seinen schlossen, und ein seltsames Glücksgefühl durchströmte ihn. Eddie lebte - und das war viel wichtiger als seine eigene Rettung!
    »Aber bilde dir bloß keine Schwachheiten ein«, sagte die Blondine, während sie näher zu ihm rutschte und sich an seine linke Schulter schmiegte. »Das sind nur die Folgen des Schocks.« Ihre Stimme klang merkwürdig fern, fast so, als spräche sie durch eine zusammengerollte Papiertüte. Das Grollen der Explosion schien seine Trommelfelle bis an die Grenze des Zumutbaren belastet zu haben.
    Ein Lächeln spielte um Jeffs Lippen. Er drückte Eddies Hand noch fester, und dann blickte er zur Seite - dorthin, wo jetzt die traurigen Überreste des Chopper-Fahrers in den züngelnden, leckenden Flammen zu einem Häufchen Asche verkohlen mussten.
    Lichterloh brennend kam die Gestalt des Untoten aus dem Flammenmeer geschritten. Wie eine lebende Fackel schwankte sie auf den Chevy zu, an dessen Flanke Jeff Target und Eddie Hagen lehnten. Ein halb verkohlter, an einen alten, vielfach geknickten Ast erinnernder Arm hob sich unendlich langsam und deutete mit flammender Hand voraus. Dann brach er in Höhe der Schulter ab und fiel knisternd zu Boden.
    Einen Schritt noch, dann einen weiteren, und die gesamte unglaubliche Gestalt sank zerfallend in sich zusammen, kaum fünf Meter von Jeff Target entfernt. Kleine schwarze Kügelchen rollten aus in der Hitze zerberstenden Röhren und blieben wie geschmolzene Teertropfen auf dem Asphalt des Vorplatzes kleben. Es mussten Hunderte sein, wie der Reporter von Grauen geschüttelt erkannte.
    Die Thul Saduum hatten wirklich eine furchtbare Waffe eingesetzt, um ihn zu vernichten.
    Ihn und seinen Freund Raven.
    Jeff Target beugte sich zu Eddie, die von diesem letzten Ansturm der bösen Macht aus dem Jenseits zum Glück nichts bemerkt hatte. »Komm«, flüsterte er ihr zu, während er zärtlich den Arm um ihre Schultern legte und ihr half, aufzustehen. »Hier können wir nicht bleiben, sonst kriegen wir noch Arger. Es wird bestimmt nicht allzu lange dauern, bis die Polizei auftaucht und anfängt, unangenehme Fragen zu stellen - zum Beispiel nach dem genauen Verbleib des Chopper-Fahrers.«
    Er sah, wie Eddies Blick über die Stelle schweifte, an der der Untote zusammengebrochen war, aber glücklicherweise schien sie die verschmorten Substanzen auf dem Boden nicht mit dem lebenden Leichnam in Verbindung zu bringen.
    Er beschloss, sie vorerst in dem Glauben zu lassen, dass der Chopper-Fahrer sofort in den Flammen umgekommen war. »Hast du deinen Pass bei dir?«
    Eddie blickte ihn verwirrt an. »In meinem Brustbeutel«, bestätigte sie, während der Reporter ihr auf den Beifahrersitz des Chevrolet half. »Aber wieso ...?«
    Jeff Target ging um den Wagen herum und setzte sich hinter das Steuer. »Weil wir vielleicht eine Reise machen müssen«, sagte er langsam und nachdenklich, als der Motor des Wagens ansprang. »Eine Reise nach England. Weißt du, ich bin nämlich nicht der Einzige, hinter dem die Dämonen her sind, die ich vorhin erwähnte. Ich habe da einen Freund namens Raven, und vermutlich befindet er sich im Augenblick in ebenso akuter Gefahr wie ich.«
    Er setzte den Wagen rückwärts aus der Parkbucht heraus, vorbei an dem noch immer brennenden Truck, und lenkte ihn auf die in der Hitze flimmernde Straße. Von dem Fahrer des Überlandlasters war nirgends eine Spur zu sehen.
    »Eine Reise nach England«, echote Eddie. »Und das mit einem Mann, der sich mir noch nicht einmal vorgestellt hat. Na, wenn das meine Eltern wüssten!«
    Erst jetzt wurde Jeff bewusst, dass er in dem ganzen Durcheinander noch gar nicht dazu gekommen war, Eddie seinen Namen zu nennen. Während er den Wagen auf Touren brachte, holte er das Versäumte nach. Und er wunderte sich nicht schlecht, als Eddie plötzlich schallend zu lachen begann.
    »Target«, sagte sie. »Zielscheibe. Einen so treffenden Namen habe ich noch selten gehört.«
    Jeff blickte sie von der Seite her an. Irgendwie brachte er es nicht fertig, ihre Heiterkeit zu teilen.
    »Dann«, sagte er düster, »will ich nur hoffen, dass die Thul Saduum auch beim nächsten Versuch keine hundert Punkte machen.« Und während der Chevrolet den Highway Kilometer um Kilometer in sich hineinfraß, begann er ihr von dem zu berichten, was sich einige Wochen zuvor und einige Tausend Kilometer entfernt in Stonehenge zugetragen hatte.
    Er war mit seiner Erzählung gerade am Ende, als

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