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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Französisch. Dann wandte er sich wieder dem Verletzten zu und redete in einer Sprache auf ihn ein, die Raven nicht verstand. »Wird schon wieder gut werden, Harald. Die Wunde ist nicht tief.« Deutsch vielleicht? Raven wusste es nicht.
    So schnell er konnte, humpelte er weiter. Sein Bein stach und pochte, und während er sich voranmühte, blickte er kurz an sich hinunter. Er schluckte. Sein ganzes Hosenbein war rot, und er hinterließ blutige Fußstapfen auf dem kurzflorigen Teppich der Ausstellungsräume des Centre Georges Pompidou.
    Neue Schreie gellten zu ihm herüber, diesmal aus noch größerer Entfernung. Humpelnd und taumelnd schob er sich durch den nächsten Raum.
    Plötzlich befand er sich hinter der nächsten Tür und stellte fest, dass er auf einer Galerie stand, die einen atriumartigen, glasüberdachten Innenhof umlief.
    Auf der anderen Seite der Galerie kämpften Menschen miteinander.
    Raven biss die Zähne zusammen und lief hinkend los. Er fühlte sich schuldig, denn immerhin war es ihm, dem Profi, nicht gelungen, den Amokläufer unschädlich zu machen, bevor er Unheil anrichten konnte. Und dabei waren seine Chancen dazu ausgezeichnet gewesen.
    Die Gruppe kämpfender Menschen auf der Gegenseite der Galerie kam näher, ein hin und her wogendes Knäuel aus Leibern. Ein gellender Schrei empfing Raven, als er um die letzte Ecke des Geländers bog. Der Schrei klang wie das Aufkreischen einer verdammten Seele und jagte Raven einen neuerlichen Adrenalinschock durch das ohnehin schon wie rasend in seinem Körper pochende Blut.
    Einer der Kämpfenden löste sich aus dem Knäuel und taumelte Raven vor die Füße - ein uniformierter Museumswächter, wie Raven sofort erkannte. Ungläubig starrte der Mann seine rechte Hand an, die er wie einen Fremdkörper vor sich hielt. Mittelfinger, Zeigefinger und Daumen fehlten, von der Obsidianklinge abgetrennt. Als dem Mann zu Bewusstsein kam, was mit seiner Hand geschehen war, wurde er ohnmächtig.
    Raven sprang über ihn hinweg und kam auf seinem verletzten Bein wieder auf. Eine dünne, glühende Nadel stach von unten durch seine Fußsohle bis hinauf in sein Knie. Er schrie, aber er merkte es nicht. In der nächsten Sekunde war er zwischen den Kämpfenden.
    Und kam wieder zu spät. Einen Augenblick der Verwirrung nutzend, hatte sich der Amokläufer aus dem Zugriff seiner Gegner freigekämpft und war weiter die Galerie entlanggestürmt. Eingekeilt zwischen zwei verletzten Museumswärtern, sah Raven gerade noch, wie der Mann nach rechts in einen weiteren Ausstellungstrakt einbog. Dann war er aus seinem Blickfeld verschwunden.
    Raven sammelte seine letzten Kräfte und rannte weiter, dichtauf gefolgt von den beiden Wärtern. Während er hinter dem Berserker herstürmte, verfluchte er die Tatsache, dass er keine Pistole bei sich trug. Die hatte er nämlich daheim in London lassen müssen, da die Zeit einfach zu kurz gewesen war, um eine Sondergenehmigung zur Einfuhr einer Handfeuerwaffe nach Frankreich zu beantragen. Mit einem gezielten Schuss hätte er den Amokläufer schon mehrmals gestoppt haben können.
    Immer diese Wenns und Abers, dachte Raven bitter. Und nie läuft's so, wie's laufen soll.
    Seine Frustration niederkämpfend, folgte Raven dem wahnsinnigen Killer in den nächsten Trakt. Die labyrinthische Anlage des Centre hätte eine Verfolgung normalerweise sicherlich sehr erschwert, aber jetzt zahlte sich die Tatsache aus, dass auch der Amokläufer schwer verletzt war. Raven und die beiden Wärter mussten einfach nur der Blutspur folgen, die er hinterließ.
    Wo bleibt bloß die Polizei?, fragte sich Raven verzweifelt. Wenn man sie braucht, ist sie nicht da. Von einigen Prachtexemplaren wie Inspektor Card mal abgesehen, setzte er in Gedanken noch hinzu.
    Raven war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er sich mit solchen Überlegungen nur von dem Grauen ablenken wollte, das er in den letzten Minuten erlebt hatte.
    Die ganze Zeit über rannte, hinkte, stolperte Raven mechanisch weiter. Der Schmerz in seinem Bein war zu einem weit entfernten, dumpfen Pochen geworden, auf das er gar nicht mehr achtete. Seine Lungen arbeiteten pumpend, und sein Mund war wie ausgedörrt, weil er die Luft röchelnd durch den weit aufgerissenen Mund einsog, um genug Sauerstoff zu haben. Die beiden Wärter fielen langsam zurück. Ihre Kondition war nicht so gut wie die des Detektivs.
    Um eine weitere Ecke. Eine Rampe hinauf. Einen Korridor entlang. Nach rechts in einen Ausstellungsraum. Eine

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