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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stehenden Tisch umstieß, und tauchte in die Sicherheit des angrenzenden Raums.
    Füße schlurften über den Kachelboden. Etwas polterte gegen den umgeworfenen Tisch und stürzte mit einem schweren Klatschen lang hin. Mit zitternden Händen warf Raven die Tür hinter sich zu und stürmte keuchend weiter, auf das offen stehende Fenster am anderen Ende des Waschraumes zu.
    Vor einem blitzsauberen Keramikbecken stand eine junge, ganz in Leder gekleidete junge Frau, die geistesabwesend über die Schulter der eben aus dem Fenster kletternden Hillary nachblickte. Da sie sich bis eben auf der Toilette aufgehalten hatte, gehörte sie vermutlich nicht zu den Infizierten.
    Trotzdem ging der Privatdetektiv kein Risiko ein. Er achtete sorgfältig darauf, die junge Frau nicht zu berühren, als er den Waschraum durchquerte, sondern umging sie vielmehr in so großem Abstand wie eben möglich. Sekunden später hatte er das Fenster erreicht und war mit einem Satz hindurchgesprungen. Hinter ihm wälzten sich die Verfolger durch die Tür.
    Der Hinterhof war dunkel, verwinkelt und mit Abfall übersät. Irgendwo verschwand quiekend eine Ratte zwischen dem Gerümpel. Als Raven aufkam, benötigte er erst einmal ein paar Augenblicke, um sich zu orientieren.
    Dann sah er, dass Hillary nach rechts gelaufen war, auf einen Durchgang zu, der auf die nächstgelegene Straße führen musste. Allerdings war dieser Durchgang jetzt mit einem übermannshohen Tor verschlossen, von dessen Oberkante dicke Metallspitzen in den Nachthimmel stachen. Aber auf der anderen Seite war überhaupt kein Durchkommen; dort versperrte eine Brandmauer den Weg.
    Mit zwei, drei langen Sätzen war Raven bei Hillary »Ich heb dich rüber«, keuchte er, unwillkürlich in die vertrauliche Anrede verfallend. »Hier, schnell!« Er stellte sich mit gespreizten Beinen vor dem Tor in Position und verschränkte die Hände zu einer Räuberleiter. Ohne zu zögern, setzte Hillary den Fuß hinein, und Raven wuchtete sie hoch.
    Sie war noch leichter, als er angenommen hatte. Es bereitete ihm keine Mühe, ihr so viel Schwung mitzugeben, dass sie mit dem anderen Fuß zwischen zwei der Metallspitzen treten und sich von dort aus weiter abschnellen konnte, über die tödliche Zahnreihe hinweg. Etwas riss mit hässlichem Geräusch, aber es war nur das Reißen von Stoff.
    Im nächsten Augenblick war Hillarys zierlicher Körper auf der anderen Seite des Tores verschwunden. Raven hörte, wie sie geschmeidig wie eine Katze aufkam. Das schnelle Tap-Tap ihrer Füße auf der Plattierung des Bürgersteigs verriet ihm, dass sie angesichts der ungeheuerlichen Bedrohung keine Sekunde in ihrer Flucht innehielt.
    Ein, zwei, drei Verfolger hechteten sich aus dem Fenster. Nach einer unglaublich kurzen Spanne der Orientierung hatten sie Raven ausgemacht und jagten auf ihn zu, in einem seltsam wiegenden Schritt, der weniger an die normale Fortbewegungsweise von Menschen als vielmehr an die von großen Affen erinnerte.
    Raven konnte ihre Silhouetten gegen das helle Licht erkennen, das durch das weit offene Fenster in den verwahrlosten Hof hinausfiel. Es waren zwei Männer und ein Mädchen - oder besser gesagt: Sie waren es einmal gewesen. Jetzt waren sie nur noch tote Hüllen, die das Grauen in Form kleiner, spinnenähnlicher Kügelchen in sich trugen. Ihr keuchender Atem war unwirklich laut und vermischte sich in Ravens Ohren mit dem Tosen seines eigenen Blutes zu einer albtraumhaften Hintergrundmusik. Ohne noch eine Sekunde zu zögern, schnellte er sich aus dem Stand hoch und griff nach der Oberkante des Tors.
    Seine Finger schlossen sich um scharfkantiges, verrostetes Metall. Farbreste splitterten ab, und ein Metallspan riss seine rechte Handfläche auf. Das herausschießende Blut machte die ohnehin nicht gerade sichere Grifffläche glitschig. In einer verzweifelten Kraftanstrengung spannte der Privatdetektiv die Armmuskeln an und zog seinen durchtrainierten Körper hoch, wobei er sich mit über die Torfläche scharrenden Füßen abstützte. Augenblicke später konnte er den rechten Fuß in eine der Lücken zwischen den Metallspitzen setzen.
    Etwas berührte seinen linken Schuh, schabte daran entlang. Statt auszutreten, wie er es normalerweise reflexartig getan hätte, riss sich Raven mit aller Macht zusammen und zog den linken Fuß hoch, damit er nicht zu lange in Kontakt mit der Körperoberfläche seines Verfolgers kam. Ohne zu wissen, ob nicht vielleicht schon diese winzige Zeitspanne ausgereicht hatte,

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