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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Arme ...« Bei diesen Worten wich das Lächeln von seinen Lippen, und seine Stimme begann zu brechen.
    Card schien seine Ängste trotz der Distanz, die das Telefon zwischen ihnen schuf, ganz genau zu spüren.
    »Das vergessen Sie am besten mal für heute Nacht«, sagte er beinahe grob. »Fahren Sie mit Miss Gifford zu Sir Anthonys Haus und übernachten Sie dort. Da sind Sie wenigstens sicher. Um Janice kümmere ich mich schon. Ich habe bereits einen Mann zu Ihrem Apartment geschickt, um dort Wache zu halten.« Er räusperte sich, zögerte einen Augenblick, als suchte er nach Worten, und fuhr dann mit forciertem Optimismus fort: »Und wenn Janice heute Nacht nicht nach Hause kommen sollte, werde ich sie auch finden. Schließlich stehen mir die gesamten Einsatzkräfte von Scotland Yard zur Verfügung, wenn ich glaubhaft machen kann, dass es darum geht, eine Gewalttat zu verhindern. Und das sollte mir nun wirklich nicht schwerfallen. Morgen früh - oder besser gesagt: nachher - fahre ich dann hinaus zum Flughafen und hole Target und seine Begleiterin ab. Anschließend komme ich mit den beiden - und mit Janice - zu Sir Anthony, wo wir uns am besten einmal in Ruhe darüber unterhalten, wie wir weiter vorgehen sollen. - Haben Sie Sir Anthony übrigens inzwischen in alles eingeweiht?«
    Unwillkürlich nickte Raven, obwohl Card diese Geste durch das Telefon natürlich nicht sehen konnte. »Vor ein paar Stunden. Und er steht voll auf unserer Seite.«
    »Das beruhigt mich.« Cards Stimme klang sichtlich erleichtert. Auch der Inspektor wusste ganz genau, wie viel die Unterstützung durch einen so einflussreichen Mann wie Sir Anthony Gifford für ihre gemeinsame Sache bedeutete. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn wir unser Gespräch an dieser Stelle erst einmal abbrechen. Schließlich dauert es schon seine Zeit, den gewaltigen Apparat von Scotland Yard in Bewegung zu setzen. Und je eher wir Janice finden ...« Den Rest des Satzes ließ er bedeutungsschwer in der Luft hängen.
    Raven blickte Hillary an. Im Mondlicht, das durch die Seitenscheiben der Telefonzelle hereinfiel, hatte sie mit ihren mädchenhaften Gesichtszügen, ihrem lockigem Haar und ihrer zierlichen Figur verblüffende Ähnlichkeit mit Janice. Einen Augenblick lang gab er sich der Illusion hin, dass nicht die Diplomatentochter, sondern seine Verlobte neben ihm stehe, doch dann rief er sich energisch wieder zur Ordnung. Erst jetzt bemerkte er, wie müde und ausgelaugt er angesichts der Uhrzeit und der dramatischen Ereignisse, die hinter ihnen lagen, doch war.
    »Natürlich«, sagte er in die Sprechmuschel. »Ich darf dann gegen zehn mit Ihnen rechnen?«
    »Ja, gegen zehn«, erwiderte Card. »Und wälzen Sie sich bis dahin nicht nur ruhelos in Ihrem Bett hin und her. Wir brauchen Sie morgen ausgeschlafen.«
    Ein neuerliches Lächeln flog über Ravens Gesicht.
    »Ich werde daran denken«, versprach er. »Viel Erfolg, Inspektor.«
    »Den kann ich wohl gebrauchen«, sagte Card.
    Dann war die Leitung tot.
    Müde wandte sich der Privatdetektiv an Hillary, die den größten Teil des Gesprächs mitgehört hatte. »Ich hoffe, Sie haben noch ein Bett für mich über«, meinte er mit mühsam gespielter Leichtigkeit. »Aber notfalls kann es auch ein Wandschrank sein. Wahrscheinlich werde ich auch im Stehen schlafen können.«
    Hillary nickte nur leicht. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck von Zuneigung, wie Raven ihn bei ihr noch nie erlebt hatte. Als sie aus der Telefonzelle hinaustraten, stahlen sich ihre Finger in seine, und Hand in Hand legten sie die wenigen Meter bis zu Ravens Maserati zurück, der mit laufendem Motor und brennenden Scheinwerfern am Bordstein stand.
    Bis sie das Haus der Giffords erreichten, war Hillary vor lauter Erschöpfung eingeschlafen, den Kopf auf Ravens Schulter. Vom schlaftrunkenen Hives hereingelassen, trug der Privatdetektiv sie in ihr Zimmer, wo er sie behutsam auf ihrem Bett ablegte und sie mit einer Decke zudeckte. Er selbst fiel fünf Minuten später ins Bett, und es dauerte nicht einmal weitere fünf Minuten, bis auch er eingeschlafen war. Aber er schlief unruhig und von düsteren Träumen heimgesucht.
    Einer dieser Träume aber war es, der ihnen schließlich allen das Leben retten sollte ...
    Mit einer merkwürdig ziellos wirkenden Bewegung legte Inspektor Card den Hörer auf den Apparat zurück. Es gab ein lautes Knallen, als der Hörer viel zu fest aufschlug Das Geräusch hallte wie ein Pistolenschuss durch das Wohnzimmer der

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