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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dessen er auf die Isle of Wight gekommen war. Normalerweise wäre ein Bericht eines solchen Inhaltes geradewegs in den Papierkorb gewandert. Aber es gab bei dieser Sache zwei Dinge, die nicht normal waren - der Name Raven und die Fotografie eines Wesens, dem Card schon einmal gegenübergestanden hatte.
    Er war schon einmal mit einem solchen Ungeheuer konfrontiert worden, und das, was damals geschehen war, hatte sein Weltbild gründlich erschüttert.
    Aber er hatte trotzdem seinen ganzen Einfluss bei seinen Vorgesetzten geltend machen müssen, um hierherkommen zu dürfen. Normalerweise wäre die Sache nicht in sein Ressort gefallen. Aber Raven hatte ausdrücklich nach ihm verlangt, und nachdem er das Bild gesehen hatte, war ihm auch klar geworden, warum.
    Raven. Der Name brachte seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.
    »Er ist verschwunden, sagen Sie?«
    Kemmler sah verwirrt auf. »Wer? Raven?«
    Card schluckte die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge gelegen hatte, hinunter und nickte wortlos.
    »Seit gestern Abend«, antwortete Kemmler. »Genauer gesagt, seit gestern Nachmittag. Der Lastwagenfahrer war der Letzte, der ihn gesehen hat. Seiner Aussage nach floh er in panischer Angst.«
    Card lächelte flüchtig. »Allerdings halte ich nicht viel von dem Zeugen. Das, was er erzählt hat ...« Er ließ den Satz unvollendet und schüttelte vielsagend den Kopf.
    »Ich hätte ihn zum Teufel gejagt, wenn nicht gleichzeitig dieses Foto aufgetaucht wäre.«
    »Und Belders Leiche«, versetzte Card trocken.
    Kemmlers Gesichtsausdruck wurde um mehrere Nuancen düsterer. »Ja«, sagte er leise, »und Belders Leiche.«
    Er schluckte plötzlich, und seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte er nach einer Weile. »Er sah - schrecklich aus. Es war nicht der erste Tote, den ich zu Gesicht bekommen habe, aber der erste, der so fürchterlich zugerichtet worden ist«, stieß er hervor. Sein Kopf ruckte plötzlich herum. »Ich will die Leute haben, die das getan haben, Card«, sagte er mit einer Entschlossenheit, die Card ihm bisher nicht zugetraut hatte. »Verstehen Sie das?«
    Card nickte unmerklich. »Und ob ich das verstehe. Ich bin schließlich aus dem gleichen Grund hier.«
    »Sie kennen sie?«, fragte Kemmler.
    »Wen?«
    »Diese Männer. Die - Schattenreiter. Das war doch das Wort, das Raven benutzte, oder?«
    Card zögerte.
    »Sie kennen sie«, sagte Kemmler überzeugt. »Und Sie wissen auch, wer sie sind, nicht wahr?«
    »Ich - habe einen Verdacht«, druckste Card herum. »Aber ich bin nicht Sherlock Holmes, wissen Sie? Ich muss erst einmal mit den Zeugen sprechen, ehe ich mir meine Meinung bilden kann.«
    Kemmler tat so, als hätte er Cards Einwand überhaupt nicht gehört. »Was bedeutet dieser Name?«, bohrte er weiter. »Schattenreiter! Ein Geheimbund? Okkultisten oder so eine Art Ku-Klux-Klan-Verschnitt?«
    Card betrachtete den jungen Sergeant mit einer Mischung aus Zorn und widerwilliger Anerkennung. Kemmler kam mit seiner Vermutung näher an die Wahrheit heran, als er ahnte.
    »Wenn wir es hier wirklich mit den Schattenreitern zu tun haben«, antwortete er ausweichend, »werde ich Ihnen alles erklären. Aber Sie müssen mir ein wenig mehr Zeit geben.«
    Die Situation begann sich anders zu entwickeln, als ihm lieb war. Er spürte, dass er diesem jungen Sergeant gegenüber bereits mehr Boden verloren hatte, als gut war. Normalerweise war er es, der seine Gesprächspartner in die Enge trieb und verunsicherte - eine Taktik, die ihm im Lauf seiner Dienstjahre einen gewissen Ruf eingebracht hatte. Diesmal war Kemmler in der Offensive. Aber irgendeinen Grund, dachte Card missmutig, musste es ja dafür geben, dass Kemmler trotz seiner Jugend bereits Sergeant war. Vielleicht lernte er ihn gerade kennen.
    »Ist es noch weit?«, fragte er, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Zur Pension?« Kemmler schüttelte den Kopf. »Noch ein paar Straßen.«
    »Ich habe nichts von Pension gesagt«, entgegnete Card. »Das Zimmer läuft mir nicht davon. Ich möchte gleich zur Wache.«
    »Jetzt sofort?«
    Card nickte und rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. »Ich möchte mit den Zeugen sprechen«, sagte er. »Und die Berichte einsehen.«
    Kemmler zuckte mit den Schultern, warf einen raschen Blick in den Rückspiegel und schaltete den Blinker ein. »Wie Sie wollen. Ich glaube allerdings nicht, dass Sie wesentlich mehr als ich erfahren

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