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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verwüstete Gebäude bewachen sollten, hatten nicht die geringste Chance. Der Unheimliche tobte wie ein lebendig gewordener Albtraum durch die zerschmetterte Tür, trat einen Tisch beiseite und stürzte sich mit hoch erhobener Waffe auf die beiden vollkommen überraschten Männer.
    Der Säbel zuckte herunter. Einer der Polizisten schrie auf, griff sich an die Brust und taumelte gegen die Wand. Sein Körper sackte langsam zu Boden.
    Sein Kamerad entging einem zweiten Schlag des Dämons im letzten Moment. Die Klinge zuckte dicht an seiner Schläfe vorbei, trennte eine Schulterklappe von seiner Uniform und bohrte sich splitternd in den Türrahmen.
    Der Mann warf sich in einem Reflex herum, wehrte einen Fußtritt des Dämons ab und taumelte gegen den Herd. Er schrie auf, als die Ofenplatte seine Hände versengte. Aber der Schmerz brachte ihn auf eine Idee. Er fuhr herum, griff nach dem dampfenden Wasserkessel und schleuderte ihn dem Unheimlichen entgegen. Kochendes Wasser spritzte über Gesicht und Schultern des Schattenreiters.
    Der Dämon brüllte auf, taumelte zurück und schlug die Hände vors Gesicht. Zischender Dampf quoll zwischen seinen Fingern hervor. Die Schreie des Dämons steigerten sich in unmenschliche Höhe. Er prallte gegen die Wand, krümmte sich zusammen und brach langsam in die Knie.
    Der Polizeibeamte starrte das grausige Bild eine Sekunde an, dann wirbelte er auf dem Absatz herum und hetzte zur Tür.
    Er erreichte sie nie.
    Ein riesiger schwarzer Schatten tauchte plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihm auf. Starke Hände griffen nach seinem Hals, rissen ihn vom Boden hoch und drückten zu. Der Mann warf sich zurück, strampelte mit den Beinen und griff nach den Handgelenken seines Gegners. Aber seine Abwehrbewegungen wurden mit jeder Sekunde schwächer. Schließlich erschlaffte der Körper. Der Dämon ließ sein Opfer achtlos zu Boden fallen und richtete sich keuchend auf. Eine unnatürliche Ruhe breitete sich über dem Gebäude aus. Die Ruhe des Todes.
    Raven wog blitzschnell seine Chancen ab. Der Schattenreiter stand gute vier Meter von ihm entfernt - nicht zu viel für einen überraschenden Sprung -, aber das Gesicht des Dämons spiegelte gespannte Aufmerksamkeit, und seine Augen folgten jeder noch so kleinen Bewegung Ravens voller Misstrauen. Die Spitze seiner fast meterlangen Waffe war leicht nach unten gesenkt und zitterte, aber Raven hatte mehr als einmal gesehen, wie unglaublich schnell und geschickt die Schattenreiter mit ihren plump anmutenden Waffen umzugehen verstanden.
    »Versuche es nicht«, sagte der Dämon leise. Er schien Ravens Gedanken erraten zu haben.
    Raven entspannte sich. Im Augenblick war es sinnlos, etwas gegen den Unheimlichen unternehmen zu wollen. Raven kannte sich zwar im waffenlosen Kampf hervorragend aus - gut genug, um es auch mit einem weit kräftigeren Gegner aufnehmen zu können -, aber der Raum bot einfach nicht genug Bewegungsfreiheit, um einen Kampf gegen den Dämon riskieren zu können. Außerdem wartete der Schattenreiter nur darauf, dass er eine verräterische Bewegung machte.
    »In Ordnung«, murmelte Raven resignierend. »Ich gebe auf.«
    Ein hässliches Lächeln flog über die schwarzen Gesichtszüge des Riesen. Die Schwertspitze senkte sich weiter.
    »Schade«, sagte er hämisch. »Ich hatte gehofft, du wärst nicht so klug. Du bist uns noch einiges schuldig. Aber was nicht ist, kann ja noch werden«, fügte er drohend hinzu. Er senkte die Waffe vollends, trat beiseite und deutete mit einer herrischen Kopfbewegung auf den Korridor, aus dem er hervorgetreten war. »Los jetzt!«
    Raven rührte sich nicht.
    »Was geschieht mit mir?«, fragte er.
    »Einiges, was dir nicht gefallen wird«, entgegnete der Dämon kalt. »Aber zuvor bringe ich dich zum Assassinen. Er hat mit dir zu reden. Das heißt, wenn du so freundlich bist, seine Einladung anzunehmen.« Das Grinsen auf dem hässlichen Gesicht wurde breiter. »Du bist doch hergekommen, um ihn zu sehen, nicht?«
    Raven verzichtete auf eine Antwort. Er stieß sich von der Wand ab, ging mit erzwungen ruhigen Schritten an dem Dämon vorbei und trat zögernd durch die Tür. Dahinter lag ein schmaler, niedriger Gang mit gewölbter Decke, dessen Ende sich irgendwo in unbestimmbarer Entfernung verlor.
    Raven blieb stehen, sah über die Schulter zurück und verzog fragend die Stirn. »Hier entlang?«
    Der Schattenreiter nickte. »Geh!«, sagte er barsch. Eine auffordernde Bewegung mit dem Säbel unterstrich den

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