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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hast Recht«, sagte der Alte. »Du hättest keine Chance.«
    Raven blickte verblüfft auf. »Du liest meine Gedanken?«
    »Natürlich. Selbst meine Diener können es - warum sollte mir diese Fähigkeit verschlossen bleiben?« Er lächelte und schüttelte sanft den Kopf. »Es gibt noch eine Menge Dinge, die du lernen musst, Raven. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du da bist. Ich war über jeden deiner Schritte informiert. Manchmal schon, bevor du ihn getan hast«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu. »Selbst wenn du den Kampf auf der Felsbrücke gewonnen hättest, wärst du nicht entkommen.«
    »Aber warum ...?«
    »Es war - ein Test, wenn du so willst«, sagte der Assassine. »Meine Diener haben mir Erstaunliches von dir berichtet. Ich wollte wissen, ob es stimmt. Nun« - er nickte anerkennend und musterte Raven mit einem beinahe respektvollen Blick -, »es scheint zu stimmen. Aber jetzt komm. Wir haben Wichtigeres zu besprechen.«
    Raven riss seinen Arm mit einem Ruck aus dem Griff des Alten los.
    »Ich wüsste nicht, was es zwischen uns zu bereden gäbe«, sagte er.
    Der Assassine schüttelte missbilligend den haarlosen Schädel, drehte sich um und schlurfte zu seinem steinernen Thron zurück.
    »Du bist hierhergekommen«, begann er, nachdem er Platz genommen hatte, »um deine Verlobte zu befreien. Nun, dieses Unternehmen ist - vorsichtig ausgedrückt - misslungen. Es wäre ein Leichtes für mich, dich zu töten. Auf tausend verschiedene Arten. Und die meisten würden dir ganz und gar nicht gefallen.« Der Ton seiner Stimme wurde schärfer. »Aber damit wäre mir nicht gedient.«
    Seine Hände verkrampften sich um die steinerne Sessellehne. Er beugte sich vor, starrte Raven durchdringend an und schürzte die Lippen.
    »Du hast uns großen Schaden zugefügt, Raven. Der Großteil meiner Diener ist vernichtet, der Rest seiner Macht beraubt. Seit Tausenden von Jahren hat es kein Sterblicher mehr gewagt, mich derart zu demütigen. Ich müsste dich töten. Aber ich werde es nicht tun. Nicht sofort wenigstens.«
    Raven spannte sich. Er spürte, dass die Worte des Alten mehr als nur leere Drohung waren. Was immer der Assassine vorhatte - es musste schlimmer sein als der Tod.
    »Du verkennst mich, Raven«, murmelte der Alte, als er Ravens Gedanken las. »Ich kämpfe um größere Ziele als einfach Rache. Ich gebe zu, dass ich dich vernichtet hätte, wenn du mir gleich in die Hände gefallen wärst. Ich werde dir eine Chance geben. Du hast den Tod verdient, aber du bist ein tapferer Mann, und ich zolle der Tapferkeit Respekt. Auch wenn es die Tapferkeit meiner Feinde ist. Du sollst eine faire Chance haben.«
    Raven hörte, wie das schwere Portal hinter seinem Rücken ein zweites Mal aufschwang. Die Schritte von drei, vier Männern klangen hinter ihm auf dem harten Steinboden auf. Metall klirrte.
    Er drehte sich halb um und erkannte die vier Schattenreiter. Sie hatten sich in einer Reihe hinter ihm aufgestellt und musterten ihn aus dunklen, hasserfüllten Augen.
    Der Assassine klatschte in die Hände. Einer der Dämonen trat vor und legte ein dunkles Bündel vor Raven auf den Boden.
    Es waren Kleider. Schwarze, eisenbeschlagene Stiefel, ein dunkler Umhang, ähnlich denen der Unheimlichen, ein metallener Brustharnisch und ein breiter Ledergürtel, an dem ein meterlanges Schwert hing - die gleiche Art von Kleidung, die auch die Schattenreiter trugen!
    »Du sollst deine Chance haben, Raven«, sagte der Alte vom Berge. »Du bekommst vier Stunden Vorsprung. Dann werden dir meine Diener folgen. Und diesmal werden sie kein Erbarmen kennen.«
    Raven sog scharf die Luft ein. »Ich soll - gegen alle vier kämpfen?«, fragte er ungläubig.
    Der Assassine nickte. »Ja. Und es wird ein Kampf auf Leben und Tod sein, Raven. Du oder sie.«
    »Und - was ist mit Janice?«, fragte Raven zögernd.
    »Wenn du den Kampf gewinnst, gehört sie dir«, entgegnete der Alte ruhig. »Wenn nicht ...« Er zuckte mit den Schultern und grinste vielsagend.
    Raven überlegte nur wenige Sekunden. Vier Stunden Vorsprung - gegen einen Feind, der in der Lage war, seine Gedanken zu lesen, war das nicht viel. Aber er hatte immerhin eine Chance.
    Er bückte sich, nahm den Waffengürtel vom Boden auf und wollte ihn umlegen.
    »Nicht«, sagte der Assassine scharf. »Zuerst die Kleidung!«
    Raven sah an sich hinunter. Sein Freizeitanzug sah aus, als hätte er sechs Wochen darin geschlafen. Aber er gefiel ihm immer noch besser als die abenteuerliche

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