Raven - Schattenreiter (6 Romane)
übergeben.
»Hübsch, nicht?«, fragte der Assassine harmlos. »Und dabei war das erst der Anfang.« Er wies mit einer beiläufigen Handbewegung auf den Untoten, der mit zuckenden Händen dastand und Janice gierig musterte. »Ich habe dir gesagt, dass du mit mir zusammenarbeiten wirst«, sagte er im Plauderton. »Und zwar freiwillig.«
Janice schüttelte mühsam den Kopf. »Nie.«
»So?« Der Magier lachte leise. »Ist dir eine Umarmung meines Dieners lieber?« Er legte eine wohlberechnete Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen, und fuhr fort: »Du hast die Wahl, Janice Land. Ich - oder er. Es wird ihm ein Vergnügen sein, dich gefügig zu machen. Er hat sehr lange keine Frau mehr gehabt. Und seine Kameraden auch nicht«, fügte er leiser hinzu.
Janice stöhnte entsetzt auf. Sie wusste, dass der Assassine keine leere Drohung ausstieß. Wenn sie sich weigerte, auf seinen Vorschlag einzugehen, würde er das Monstrum ein zweites Mal auf sie loslassen.
Sie sah auf, warf einen nervösen Blick in das verzerrte Mumiengesicht des Untoten und schluckte angewidert. Sie würde eine weitere Berührung des Ungeheuers nicht ertragen.
»Nun?«, fragte der Assassine lauernd. »Hast du es dir überlegt?«
Janice nickte. »Ja. Ich komme mit dir.«
»Nicht ...«, stöhnte Raven entsetzt. »Bitte - nicht ...«
Der Schattenreiter lachte meckernd. Das Geräusch wurde von der Höhlendecke als verzerrtes Echo zurückgeworfen. Der Fuß des Dämons senkte sich ein weiteres Stück auf Ravens Finger.
Der Schmerz war unerträglich.
Raven schrie auf. Ein greller Blitz zuckte vor seinen Augen auf. Seine Rechte öffnete sich kraftlos, griff in die leere Luft und rutschte hilflos an der Felskante herab.
Ein heftiger Ruck ging durch seinen Körper. Für einen Moment hing sein gesamtes Gewicht nur an seiner linken Hand. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Arm aus dem Schultergelenk gerissen würde. Der Fuß des Schattenreiters nagelte seine Finger regelrecht an der Felskante fest.
Raven spürte, wie er zurückrutschte und abermals aufgefangen wurde, als der Dämon den Druck noch verstärkte ...
Dann griff eine riesige schwarze Hand nach seinem Gelenk, umfasste es mit übermenschlicher Kraft und zog ihn mit einem einzigen Ruck auf den sicheren Boden zurück. Das Gesicht des Schattenreiters tauchte vor ihm auf, eine hässliche schwarze Maske.
Raven sah die Hand des Riesen und duckte sich instinktiv. Aber seine Reaktion kam viel zu spät. Die Faust des Unheimlichen traf ihn an der Schläfe, warf seinen Kopf zurück und ließ ihn erneut zu Boden stürzen.
Er prallte auf dem Fels auf, blieb einen Moment lang liegen und wurde erneut hochgerissen.
Er hob in einer schwächlichen Abwehrbewegung die Arme, aber der Schattenreiter verzichtete darauf, noch einmal zuzuschlagen. Er schien zu erkennen, dass sein Gegner besiegt war. Er packte Raven an der Schulter, drehte ihn um und trieb ihn mit unsanften Stößen vor sich her.
Raven taumelte mehr, als er ging, über das schmale Felsband. Sein Herz hämmerte zum Zerspringen, und sein linker Arm war taub und gefühllos. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Hand und zuckte zusammen. Die Finger waren blau angelaufen, und die gesamte Hand war angeschwollen. Es würde lange dauern, ehe er sie wieder normal gebrauchen konnte.
Er stöhnte erleichtert auf, als er die Felsenbrücke verließ und auf sicherem Boden stand. Aber der Dämon ließ ihm keine Zeit, sich zu erholen. Er trat hinter ihn, gab ihm einen wütenden Stoß und knurrte ärgerlich.
»Beeil dich«, zischte er. »Wir haben schon genug Zeit verloren.«
Raven nickte müde und ging schneller. Wenn er je eine Chance gehabt hatte, aus dieser Hölle zu entkommen, dann hatte er sie gerade selbst verspielt. Im Augenblick war er dem Unheimlichen hilflos ausgeliefert. Noch einmal würde sich der Schattenreiter nicht bluffen lassen.
»Ich hätte dich umbringen sollen«, knurrte der Dämon, als hätte er Ravens Gedanken gelesen. »Es wäre einfach gewesen. Ich hätte nur zuzusehen brauchen, wie du in die Tiefe stürzt.«
»Danke für die Lebensrettung«, murmelte Raven sarkastisch. »Warum hast du es nicht getan?«
Der Dämon kicherte leise. »Weil wir andere Pläne mit dir haben. Bessere. Viel bessere. Du wirst sehen. Und jetzt schneller. Der Herr wartet nicht gerne.« Er unterstrich seine Worte mit einem weiteren unsanften Stoß, der Raven noch schneller vorwärtstaumeln ließ.
Sie bewegten sich durch ein schattiges, scheinbar endloses
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