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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein soll. Nur wenige Augenblicke.« Er begann hastig in dem Band zu blättern, las hier und da ein paar Zeilen und blätterte weiter.
    Aber er hatte die Geduld der Gangster offenbar überschätzt. Chuck gab ein ärgerliches Geräusch von sich, trat schnell auf Wilburn zu und riss ihm das Buch aus der Hand.
    Ein hässliches Zischen erklang!
    Chuck schrie auf, ließ das Buch fallen und starrte sekundenlang verblüfft auf seine verschmorten Fingerspitzen, ehe er wie vom Blitz getroffen zusammenbrach und sich schreiend auf dem Boden wälzte.
    Ein blaues, unirdisches Glühen hüllte das Buch ein, und in der Luft lag ein scharfer Ozongeruch wie nach einem Blitzschlag.
    Das Kerzenlicht verblasste und wurde von einem unheimlichen grünen Leuchten abgelöst, und in der Mitte des Raumes begann sich eine Gestalt zu materialisieren.
    Die beiden Gangster, die Raven gepackt hatten, keuchten überrascht, ließen seine Arme los und wichen instinktiv zum Ausgang zurück. Raven stürzte zu Boden, erhob sich blitzschnell auf Hände und Knie und erstarrte, als er sah, was geschah.
    Der Dämon war mittlerweile vollkommen materialisiert; ein kleiner, zerbrechlich wirkender Mann mit schütterem Haar und einem faltigen, verbrauchten Gesicht.
    Wilburns Gesicht.
    Der Bibliothekar keuchte fassungslos, als sich der Unbekannte herumdrehte und sich ihre Blicke kreuzten. Der Dämon stand einen Moment reglos, lächelte dann dünn und wandte sich mit einer fließenden Bewegung zu den beiden Gangstern um.
    »Halt«, sagte er sanft. Die beiden Männer erstarrten mitten in der Bewegung, und auch Chucks Schrei verstummte wie abgeschnitten. Der Unheimliche streckte die Hand aus, und das Buch erhob sich wie von Geisterhand bewegt in die Luft und schwebte langsam auf ihn zu.
    »Wer - wer bist du?«, fragte Raven stockend.
    Der Unheimliche sah auf. Ein dünnes, böses Lächeln umspielte seine Lippen. »Das weißt du nicht?«, fragte er. »Hat Wilburn dir nichts erzählt?«
    »Du - du bist Merlin?«, fragte Raven ungläubig.
    Das Gesicht des Unheimlichen begann zu zerfließen. Wilburns Züge verschwanden und machten dem Gesicht eines alten dunkelhaarigen Mannes Platz. »Ja«, bestätigte der Dämon, als die Verwandlung vollendet war, »ich bin der, den ihr Menschen Merlin nennt. Oder vielmehr - ich war es!«
    »Du lügst!«, keuchte Wilburn. »Du bist der Andere! Der Dämon, vor dem mich Merlin gewarnt hat!«
    »Das stimmt«, gab der Magier ungerührt zu. »Er hat dich vor sich selbst gewarnt, vergiss das nicht. Ich bin Merlin, und doch ...« Er brach ab, zuckte die Achseln und sagte in verändertem Tonfall: »Du würdest es sowieso nicht verstehen. Und es ist auch nicht nötig. Jetzt nicht mehr.« Er deutete auf das Buch und lachte leise. »Damit ist meine Macht endgültig gefestigt. Mein Wissen und die Magie, die in diesem Buch schlummert - zusammen sind wir unschlagbar. Ich werde diese Welt beherrschen. Und vielleicht nicht nur diese!«
    Er lachte hell auf, warf den Kopf in den Nacken und griff mit einer theatralischen Geste nach dem Buch, das immer noch reglos vor ihm in der Luft schwebte.
    »Nein!«, kreischte Wilburn. Er sprang auf und warf sich mit einem verzweifelten Satz auf den Magier.
    Merlin lachte böse, wich blitzschnell zur Seite aus und fegte Wilburn mit einer beiläufigen Bewegung von den Füßen. Wilburn schlug schwer auf dem Boden auf, blieb einen Moment benommen liegen und stürzte sich dann erneut auf den Magier.
    Merlin fuhr wütend herum und versetzte ihm einen wuchtigen Stoß vor die Brust. Wilburn keuchte, ruderte verzweifelt mit den Armen und versuchte, auf den Beinen zu bleiben.
    Seine Hand berührte das Buch.
    Merlin schrie auf, sprang vor und versuchte, den Band an sich zu reißen. Aber es war zu spät. Ein greller blauweißer Funke sprang aus den Buchseiten, fuhr in Wilburns ausgestreckten Arm und ließ seine Kleider aufflammen.
    Wilburn brüllte, diesmal vor Schmerz. Seine Kleider standen binnen Sekunden in Flammen. Er taumelte vorwärts, brach in die Knie und klammerte sich noch im Zusammenbrechen an Merlins Kleider. Der Magier versuchte, ihn erneut von sich zu stoßen. Aber Wilburn krallte sich mit der Kraft eines Berserkers an ihn.
    Grelle kleine Flammen leckten nach der Kleidung des Magiers. Merlin schrie auf, taumelte zurück und brach mit einem seltsamen wimmernden Laut in die Knie.
    Raven wankte benommen zur Tür zurück. Eine grelle, knisternde Flamme hüllte die beiden ineinander verkrallten Gestalten ein. Die Hitze

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