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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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nicht auf und griff eine Kiste mit frischem Obst, die mit weiteren Vorräten vor einem weißen Lieferwagen stand. Seinen Weg fand er schnell anhand eines ausgehängten Feueralarmplans. Er ging nun zielstrebig einen spärlich beleuchteten Gang entlang. Selbst hier roch es nach Medizin, Desinfektions mitteln und Krankheit. Raven hasste diesen Geruch, stand er doch für Tod und Verderben. Er trat durch eine automatische Glasschiebetür, setzte die Kiste ab und gönnte sich keine Pause, als er die lange und steile Feuertreppe bis zum dritten Stock hinauf spurtete. Sein Herz pochte mächtig und Schweiß lief über seine Stirn. Vorsichtig lugte er nach links und rechts, aber die Luft schien rein zu sein. Er öffnete die Tür und stand am Ende eines langen Flurganges, der zu Liannes Zimmer führte. Zwei Krankenschwestern und ein Arzt im weißen Kittel musterten ihn neugierig, doch als sie sein Blick traf, tuschelten sie miteinander und setzten ihren Weg fort .
    Raven ging weiter, bis er vor ihrer Tür stand, und drückte vorsichtig die Klinke herunter.
    Er musste sich beeilen. Er spürte ihre Nähe beinahe körperlich, atmete tief ein und aus und öffnete die Tür. Sie lag in ihrem Krankenbett, hielt eine Zeitschrift in der Hand und blickte ihm aus großen Augen entgegen. Ihre langen, blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, was sie unglaublich jung aussehen ließ. Sie wirkte zart und zerbrechlich. Das bleiche Gesicht hob sich nur wenig von der hellen Bettwäsche ab und eine Wange zeigte bläuliche Verfärbungen. Er knurrte innerlich. Wenn er sie bloß früher gefunden oder besser noch in ihrer Wohnung überwältigt und festgebunden hätte, wäre sie nicht verletzt worden. Das war nun nicht mehr zu ändern. Heute war er rechtzeitig zur Stelle und würde sie vor Schaden bewahren. Glücklicherweise hatte sie ein Einzel zimmer und war allein. Das würde die Situation erleichtern. Unzählige Ballons, Stofftiere und Geschenke versperrten ihm teilweise die Sicht auf seine arglose Schutzbefohlene, als er wortlos eintrat und die Tür hinter sich schloss. In ihrem wachen Blick lagen Überraschung, Neugier und eine natürliche Distanz. Ihre Augen waren noch immer so tief und blau wie in seiner Erinnerung. Der weite Ozean reduziert auf wenige Zentimeter. Wunderschön und unvergleichlich. Das Schlucken fiel ihm schwer. Was hatte sie bloß an sich? Es war etwas Fesselndes. Magisches. Brennende Lust und tiefes Begehren ergriffen erneut von ihm Besitz sowie die sichere Erkenntnis, dass er ihr den Verstand aus dem Kopf vögeln musste. Wenigstens ein einziges Mal. Sonst würde er sich immer fragen, wie es sich anfühlen mochte, sie mit Haut und Haaren zu besitzen. Doch dafür war jetzt keine Zeit.

Libyen
     
    Franks Blick fiel auf die schöne, junge Frau, die neben ihm auf der Bettkante saß und ein feuchtes Tuch in Händen hielt. Damit hatte sie ihm zuvor das verschwitzte Gesicht gereinigt. Ihre sanften Berührungen hatten seinen schmerzenden Körper und seinen Geist geweckt. Er hob den Kopf, aber sie drückte ihn bestimmt zurück. Eine gute Idee, denn jede Bewegung schien den Schwindel in seinem Schädel zu verstärken. Die Folterer hatten ganze Arbeit geleistet. Beinahe hätte er sich übergeben müssen.
    Sie war schon öfters bei ihm gewesen, sie hatten sich angefreundet, das glaubte er zumindest. Vielleicht machte sie ihm auch nur etwas vor, um sein Vertrauen zu gewinnen. Es war ihm egal, denn er vertraute ihr sowieso kein Stück. Es tat jedoch gut, sich dann und wann unterhalten zu können und nicht nur auf die nächste Foltereinlage wartend an die Decke zu starren.
    „Hallo Kristina.“ Er räusperte sich, weil seine Stimme nicht gehorchen wollte. Sein Hals war wie ausgedörrt.
    „Trink . “ Sie setzte ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit an seine Lippen. Wasser oder Gift, er trank , ohne zu hinterfragen.
    Nach ein paar Schlucken ging es etwas besser.
    „Wie fühlst du dich?“ Ihre türkisfarbenen Augen schienen die Farbe zu wechseln, wie Frank noch immer fasziniert feststellte. Er hatte es bereits öfters erlebt.
    „Lies meine Gedanken“, entgegnete er ohne Euphorie. Ihre telepathischen Fähigkeiten waren ähnlich stark ausgeprägt wie bei ihrem Bruder, seinem und Ravens Entführer. Ihrem Folterer.
    Seit der Gefangennahme in Libyen war er auf jede erdenkliche Art und Weise gefoltert und gequält worden. Allein , um Zoran Balakov und seinen Leuten die Zeit zu vertreiben. Ihre Neugier zu

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