Raven (Shadow Force) (German Edition)
irgendwie einzugreifen.
Das war´s. Feierabend.
Sie schloss die Augen und erwartete das anscheinend Unvermeidliche.
*
Raven biss die Zähne zusammen, als vor ihnen der BMW ihrer hartnäckigen Verfolger auftauchte. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn er ihn hätte abhängen können. Sie waren viel zu schnell, als dass er hätte bremsen können. Auch zurückschießen machte keinen Sinn. Zu unsicher war, ob er den Fahrer oder einen Reifen rechtzeitig treffen konnte, geschweige denn, wohin es den BMW dann schleuderte. Er erhaschte einen Blick auf Liannes bleiches Gesicht und ihr ängstlicher Schrei hallte in seinen Ohren. Kein Wunder, dass sie Angst hatte. Ihre Verfolger waren verdammt beharrlich und wollten töten. Aber noch waren sie nicht geschlagen. Er würde bis zum letzten Atemzug kämpfen, damit sie leben würde. Auch wenn er selbst dabei draufging. Hoffentlich reichte seine verbliebene P SI -Kraft, um den schweren BMW von der Straße abzubringen. Er konzentrierte sich und bündelte die Energien seines Körpers, um sie in einer fließenden Handbewegung gegen die Limousine und ihre Insassen zu richten. Die Schmerzen in seinem Körper steigerten sich. Die Bilder verschwammen vor seinen Augen. Er musste stark sein. Alles andere ausschalten. Selbst ihren betörenden Duft. Der fremde Wagen kam ins Schlingern, als würde er gegen einen unsichtbaren Widerstand prallen und es gelang ihm, ihn nach links seitlich und gegen parkende Fahrzeuge zu lenken. Es klappte! Wenigstens etwas. Bei der Kollision wurde das Auto wie auf einer Rampe in die Luft geschleudert, drehte sich und kam seitlich zu liegen. Ein toller Crash, das würde selbst ein BMW nicht aushalten. Mehr sah er nicht, denn er steuerte den Volvo nach rechts und bog ab. Endlich konnte er die Fahrt verlangsamen und sich schwer atmend über die heiße Stirn wischen . Er musste nur noch etwas durchhalten und dann würde er schlafen. Schlafen und an nichts mehr denken. Der Gedanke, das Steuer einfach loszulassen und in eine betäubende Dunkelheit einzutauchen, war unglaublich verlockend. Er fühlte sich ausgepowert und unendlich müde. Manchmal wünschte er sich, nie wieder kämpfen zu müssen. Aber er war verantwortlich für Lianne. Und ihr entsetzter Blick lastete schwer auf seinem Gesicht. Hoffentlich hielt sie ihn nicht für einen halb debilen Freak, denn sie musste durch Frank an Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Kräften gewöhnt sein. Wenigstens wusste sie, dass es paranormal Begabte gab und war nicht unvorbereitet. Sie war nicht aus allen Wolken gefallen, als er seine Kräfte gegen das Verfolgerfahrzeug genutzt und sie geschützt hatte. Wie oft hatte er in seinem Leben schon Ablehnung gespürt und war angefeindet worden. Als Kind hatten sie ihn verprügelt, eingesperrt, sogar einen Exorzisten gerufen, der ihm das Böse austreiben sollte. In einem kleinen, abgelegenen Dorf mit abergläubischen Bewohnern konnte er vielleicht froh sein, dass er seine Kindheit überlebt hatte und nicht in eine Anstalt gesperrt worden war. War er böse? Vielleicht. Aber nicht nur. Daran hielt er fest. Auch wenn die junge Frau an seiner Seite ihn anblickte, als wäre er der dunkle Höllenfürst persönlich.
„Das Schlimmste haben wir erst einmal hinter uns.“ Er versuchte , möglichst beiläufig zu klingen. Wenn sie vorher geplappert hatte wie ein munterer Wasserfall, war sie nun still wie ein schöner Goldfisch in seinem Wasserglas. „Die Männer können uns nicht mehr folgen.“
Sie nickte und er bemerkte, dass ihre Finger die schmuddelige Handtasche kneteten.
Ein erster Impuls sagte ihm, dass er anhalten und sie in den Arm nehmen sollte. Sie streicheln und beruhigen. Es hatte sich unendlich gut angefühlt, als er sie im Krankenhaus geküsst und an sich gepresst hatte. Sie verbarg unter dem schlabbrigen Jogginganzug einen atemberaubenden und weiblich gerundeten Körper, der keine Wünsche offen ließ. Ihr sinnlicher Blick dazu, die halb geöffneten Lippen, das leichte Blähen der Nasenflügel und Flattern der Lider, als ob sie den Kuss wirklich genossen hatte. Es hatte ihn Überwindung gekostet, sich von ihr zu lösen, nicht weiterzumachen und ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Andererseits würde sie von einem Mann bestimmt andere Dinge erwarten, als er in der Lage war , zu geben. Sie war sicher kein One-Night-Stand- Typ. Seine Welt war ganz anders als die ihre, unbarmherzig und blutig. Eine Schattenwelt, die neben der normalen Welt existierte. Wilde
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