Raven (Shadow Force) (German Edition)
wenn er jetzt halb tot über irgendeinem bescheuerten Vorstadtzaun hängen würde, es würde die spürbar harte Erregung in seiner Jeans nicht beeinflussen können. Sein Körper ließ sich nicht belügen.
„Hast du in eine Apotheke eingebrochen?“, fragte sie halb im Scherz, doch als sie sich ihm wieder zuwandte, gefror ihr das erste leichte Grinsen auf den Lippen. „Du hast.“
„Ich habe.“ Raven nickte.
„Portemonnaie vergessen?“
„Richtig.“
Sie reichte ihm die Tabletten und er setzte das Röhrchen an seine Lippen und ließ alle in seinen Mund gleiten. Dann trank er von der Wasserflasche und spülte sie seine trockene Kehle hinab. Dabei ließ sie ihn nicht aus ihren Augen.
„Was ist?“ Ihr bohrender Blick machte ihn unruhig. Irgendetwas schien sie auszuhecken, denn auf ihrer Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet.
„Du nimmst alle gleichzeitig?“ In ihrer Stimme schwang Tadel.
„Die Mistdinger wirken sonst nicht.“
„Sie wirken nicht?“ Verblüffung lag auf ihrem Gesicht. „Von dieser Menge würde ein Pferd tot umfallen.“
„Ein Pferd?“ Na toll, jetzt verglich sie ihn auch noch mit einem Ackergaul. Er hätte nicht fragen sollen, doch jetzt war es zu spät.
„Vier Beine mit Hufen, ein Kopf mit Mähne, ein Schweif.“
„Ich weiß, wie ein Pferd aussieht.“
„Ach so, ich dachte …“
„Was?“
„Schon gut.“
Wenn eine Frau „schon gut“ sagte, sollte ein Mann aufpassen. Sie hatte sich ihm zugewendet und betrachtete ihn aus ihren wunderschönen Augen von oben bis unten, als sei er kein Mann , sondern ein wissenschaftliches Studienobjekt. Er fühlte sich wie ein toter Frosch auf dem Seziertisch einer Professorin. In diesem Moment legte sie ihre Hand an seine Stirn und zuckte zusammen.
„Du glühst ja vor Fieber!“, rief sie erschrocken aus.
Da konnte er ihr nicht widersprechen, denn einem Dampfkochtopf kurz vor dem Bersten würde es nicht anders ergehen. Seine pulsierende Erregung verstärkte das Ganze noch. Dazu sah er doppelt und selbst Liannes Stimme hatte seltsam verzerrt geklungen, als würde sie durch einen Pappbecher sprechen. Als Kinder in einer seiner vielen Pflegefamilien hatten sie das manchmal gespielt. Telefonieren mit Bechern und einer Schnur als Leitung. Viel mehr hatten sie nicht gehabt. Liannes Hand war jedoch angenehm kalt, streichelte ihn sanft und er lehnte sich einen Moment dagegen. Auch das war Instinkt. Ein mächtiger. Wobei er ihre Hand gerade am liebsten ganz woanders gehabt hätte. Und ihren Mund dazu. Er stellte sich vor, in eine Seitenstraße zu fahren und sie auf seinen Schoß zu zerren. Ihr diesen hässlichen Jogginganzug vom Leib zu reißen und sie mit harten, fordernden Stößen zu nehmen, nachdem sich ihre weichen Lippen und ihre geschickte Zunge um sein bestes Stück gekümmert hatten. Sein Herz raste. Die Vorstellung ihres nackten Körpers, der vollen Brüste und gespreizten Schenkel brachte ihn schier um den Verstand.
„Du musst dich dringend ausruhen“, sprach sie ihn wieder an.
Na klar, er würde links ranfahren, den Wagen parken und ein Stündchen schlafen. Kein Problem. Vorstellungen hatte sie. Wenn schon, würde der Zwischenstopp anders aussehen.
„Sobald wir angekommen sind“, wiegelte er dennoch höflich ab.
Sie meinte es gut mit ihm und das konnte er ihr wirklich nicht verübeln. Die meisten Menschen interessierten sich in der heutigen Zeit einen Scheißdreck für andere und dachten allein an sich und ihren Profit.
„Keine gute Idee. In diesem Zustand sollte niemand fahren.“
Ein Schimmer von Trotz lag in ihrem Blick, der sich verstärkte.
Erstaunlich, dass Lianne sich so schnell erholt hatte. Vorhin war sie noch kalkweiß und schlotternd wie ein Leichentuch gewesen und nun lagen hektische, rote Flecken auf ihren Wangen. Ihre Augen funkelten entrüstet. Sie war härter, als er anfangs angenommen hatte. Andererseits konnte eine Reporterin kein naives Heimchen am Herd sein. Sie war clever und würde weiterbohren.
„Das ist nicht diskutierbar, Lianne“, gab er finsterer zurück, als beabsichtigt.
Am besten, er nahm ihr gleich den Wind aus den Segeln, sonst würde sie keine Ruhe geben. Sie schien eine von der hartnäckigen Sorte zu sein. Frank hatte Ähnliches angedeutet und sie einen kleinen Sturkopf genannt. Großer Sturkopf passte eher.
„Vielleicht könnte ein Arzt …“ Sie ließ nicht locker.
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil ich es sage.“ Konnte sie nicht einfach den Mund halten?
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