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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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hörbarem Zähneknirschen hinnehmen musste. „Tut mir leid, du kriegst ein neues Spielzeug.“
    Spielzeug? Der hatte Nerven. Dazu wusste er nicht, dass das ihr zweites verlorenes Handy innerhalb von zwei Wochen war. An einem hektischen Morgen hatte sie das Vorgängermodell auf ihrem Wagendach liegen lassen und war direkt in den übervollen Verkehr der City gesteuert. Wahrscheinlich lag es irgendwo überfahren und in Tausende Einzelteile zerlegt auf einer Straße. Ihr Chef hatte es kopfschüttelnd ersetzt. Ein letztes Mal, wie er mahnend betont hatte. Aber allein alle Telefonnummern und Kontakte in ihrem neuen Handy anzulegen, hatte Tage gedauert. Und nun das. Lianne zwang sich zur Ruhe. Nur darin lag die Kraft, wie ein Sprichwort sagte. Fraglich war nur, wie lange sie wirklich ruhig und besonnen sein konnte.    
    „Ist schon okay.“
    Das war eine glatte Lüge, am liebsten hätte sie ihm die Augen ausgekratzt. Aber die brauchte er schließlich zum Fahren und sie war nicht lebensmüde. Im Endeffekt war es ja nur ein dummes Handy, das man nachkaufen konnte. Stress und die Angst vor den Verfolgern ließen sie wenig rational reagieren. Raven hatte nicht verdient, dass sie wegen jeder Lappalie herumzickte.  
    Er steuerte den Wagen bislang sicher durch den dichter werdenden Verkehr in Richtung Zentrum und blickte ab und zu in den Rückspiegel. Wie konnte ein Mensch derart emotionslos sein? Einen solchen Mann sollte sich Frank als Freund erkoren haben? Auf Franks Urteil konnte sie sich eigentlich verlassen. Er hatte eine Gabe, Menschen einschätzen zu können. Unter die Oberfläche zu schauen. Ob er sich je geirrt hatte? Sie fühlte sich jedenfalls wie eine winzige Maus vor der hungrigen Katze und betete still und leise, dass sie diesen denkwürdig bescheidenen Tag überleben und ihren Mageninhalt bei sich behalten würde. Mehr konnte sie in diesem Moment nicht tun. Oder doch?   
    Auf Ravens Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Ihr fiel erst jetzt auf, dass seine Hände bedenklich zitterten. Irgendetwas war mit ihm nicht in Ordnung. Sie fragte sich , ob er krank, verletzt durch die heftige Kollision mit den Wagen oder gar angeschossen war. Ob sie ihn ansprechen sollte? Sie überlegte hin und her. Lieber nicht, er musste sich bei dieser halsbrech erischen Geschwindigkeit und den gewagten Manövern konzentrieren. Vielleicht fochten auch zu viel Testosteron und literweise Adrenalin in seinen Adern einen Wettkampf miteinander aus, der zu diesen Reaktionen führte. Oder aber er nahm irgendwelche Drogen, genug Röhrchen und Pillendosen lagen hier im Auto herum. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass der dunkelfarbige BMW nur wenige Meter hinter ihnen über die Straße raste. Die Verfolger holten erschreckend schnell auf und ließen sich nicht abschütteln. Holy moly, gleich würde es knallen. Sie wurde nach vorn geschleudert und in den Gurt gedrückt, als der BMW auf den Volvo auffuhr. Schüsse. Die Rückscheibe zerbarst mit einem krachenden Geräusch.
    Raven riss das Lenkrad herum und der Volvo driftete mit protestierendem Quietschen in eine Seitenstraße. Sie krallte sich an der seitlichen Armlehnenhalterung fest. Noch ein wilder Ruck, jetzt befuhren sie eine Einbahnstraße in falscher Richtung. Sie konnte ein leises und entsetztes Stöhnen nicht unterdrücken und fühlte sich sterbenselend. Das konnte einfach nicht gut gehen. Als ein riesiger Möbelwagen in die Straße einbog, schloss sie gottergeben die Augen. Diesem Monstrum konnten sie nicht ausweichen. Gleich würde es knallen und sie wahrscheinlich platt wie die blaue Mauritius sein. Nur nicht so wertvoll. Sollte in einem solchen Moment nicht das Leben eines Menschen vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen? Raven trat die Bremse voll durch und zog die Handbremse an. Der Wagen wirbelte herum und sofort gab er wieder Vollgas. Sie spürte , wie ihr Mund weit offen stand, doch sie konnte nicht schreien. Was hätte es auch genutzt ? Der Gurt schnürte sich erneut in ihre Schulter und nahm ihr die Luft zum Atmen. Die Reifen schienen sich in den Asphalt zu fressen. Das Heulen des Motors hatte etwas Animalisches. Fast hatten sie das Ende der Einbahnstraße erreicht, als sie den BMW sah. Frontal raste dieser auf sie zu. Aus ihrer trockenen Kehle löste sich ein einziger, schriller Schrei. Sie presste ihre alte, dumme Tasche an sich, als könne sie sich damit schützen. Schattenkrieger waren also doch nicht unbesiegbar und es gab für sie keine Möglichkeit,

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