Raven (Shadow Force) (German Edition)
drang.
„Dillinger“, antworteten Lianne und Buzz wie aus einem Mund, blickten sich an und begannen , leise zu kichern. „Sie waren nachlässig, als sie ihn in das Gebäude brachten und meinten, er sei noch bewusstlos.“ Buzz wirkte zufrieden. „Frank hat niemals aufgegeben.“
Raven hatte nichts anderes gehofft und erwartet. Sein Freund lebte!
„Dillinger?“ Da hatten sie einen illustren Namen gewählt. Raven schmunzelte mit den Frauen in sich hinein.
„Irgendwie passend, oder?“ Buzz grinste breit. „Ganoven benennen sich nach einem berühmten Ganoven. Wenn das kein vielversprechendes Zeichen ist. Der Anführer scheint sich selbst in diese Reihe eingliedern zu wollen.“
John Herbert Dillinger war ein bekannter, amerikanischer Ganove und die erste Person, die vom FBI als Staatsfeind Nummer eins bezeichnet worden war. Er und seine Bande waren auf Bankraub spezialisiert gewesen. Das FBI hatte das bis dahin höchste Kopfgeld der modernen Zeit ausgeschrieben und er war am 22. Juli 1934 beim Verlassen eines Kinos von mehreren FBI-Agenten erschossen worden, nachdem er von einer Freundin , genannt „Lady in red“ , verraten worden war. So viel zu Dillinger. Er hatte auf die falschen Freunde gesetzt und sein Vertrauen mit dem Leben bezahlt. Frank hatte Freunde anderen Kalibers. Langsam griffen Enthusiasmus und Begeisterung der beiden Frauen auf Raven über. Das war viel mehr, als er erwartet hatte. Lianne war nicht nur ausgesprochen hübsch, klug, fürsorglich, voller Leben und Energie, sondern auch paranormal begabt und damit eine echte Hilfe. Er fühlte Bewunderung und tiefen Respekt für sie. Frank hätte keine bessere Schwester als Lianne haben können. Sein Freund hatte recht, wenn er behauptete, dass sie etwas ganz Besonderes war.
„Der Raum, in dem sie Frank einsperren, ist fensterlos und abhörsicher konstruiert, mit Kupfer und Stahl ausgekleidet, sodass nichts hinein und nichts hinaus gelangen kann. Davor liegt ein langer Gang mit grellen Deckenstrahlern, der von gleich großen Räumen gesäumt wird, die bis auf einige durch Glasscheiben eingesehen werden können“, fuhr Lianne fort. „Das sah aus wie in einem riesigen Labor. Steril und weiß, viele technische Geräte und einige Menschen in weißen Kitteln.“
„Und am Ende des Ganges befinden sich massive Sicherheitstüren, die wahrscheinlich computergesteuert sind“, fügte Buzz hinzu . „Sind wir gut oder gut?“
„Perfekt.“ Raven zwinkerte ihnen zu. „Was ist mit Hawk?“
„Er sitzt in Einzelhaft unter ständiger Beobachtung. Als die Force aufgelöst wurde, machten sie systematisch Jagd auf die Agenten. Keine Begründung, nichts. Einige sind rechtzeitig abgetaucht, andere haben sie erwischt, so wie ihn.“ Ihre Augen wurden schmal und ihre Mundwinkel zuckten. „Hawk hatte mir bei einer Aktion Deckung gegeben und ich konnte ungesehen entwischen. Er hat sich für mich geopfert.“
„Also auch … Prime.“
„Sieht so aus. Dieser Scheißkerl, wie konnten wir so blind sein? Er hat immer gegen uns gearbeitet, Bezüge gekürzt und unseren Einsatz infrage gestellt.“
„Wir lassen Hawk und die anderen nicht im Stich. Und um Prime kümmern wir uns auch. Aber alles der Reihe nach.“
Denkbar ungünstig, dass sie auf Hawk, ihren besten Telepathen verzichten mussten. Es sollte dennoch nicht allzu schwer sein, die Firma zu finden und mit diesem Wissen Zugriff auf Lagepläne und Grundrisse des Gebäudes zu erlangen, um einen möglichen Angriff zu planen und eventuelle Schwachstellen zu finden. So würden sie aufs Gelände gelangen und eindringen. Da Lianne ihren Bruder erreichen konnte, musste er sich mittlerweile auf britischem Boden befinden, denn telepathische Kräfte waren in ihren Reichweiten begrenzt. Sie hatten ihn also fort aus Libyen transportiert, so wie ihn selbst. Ob Frank auch in Bulgarien gewesen war, konnte er nicht sagen. Zu oft hatten sie ihn unter Drogen gesetzt. Verhör-Räume sahen darüber hinaus ähnlich aus. Man verlor in der Gefangenschaft und Einzelhaft das Gefühl für Zeit und Raum sowie jegliche Orientierung. Wenn er noch ein oder zwei Tage Ruhe hatte, würde er so weit genesen sein, dass er mit der Hilfe von Crane, Falcon und Buzz eine Rettungsaktion für seinen Freund starten konnte. Dass die beiden Männer von der Shadow Force hier bei Buzz gewesen waren, hatte er halbwegs und mit Erleichterung mitbekommen. Wenigstens sie lebten und waren augenscheinlich in Ordnung. Und wenn Frank befreit war, würde er
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