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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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mehr lange tragen, hab ich euch geholfen.«
    Â»Hey, ein bisschen hätte ich schon noch durchgehalten«, meinte Lee. So war er offenbar. Gesegnet mit einem leichten Hang zur Aufschneiderei.
    Lara hingegen sagte nur: »Danke.«
    Ruhig und ehrlich. Was hätte sie auch sonst in ihrer seltsamen Situation sagen können?
    Â»Du brauchst dich nicht zu bedanken«, antwortete Francesco. »Das ist selbstverständlich.«
    Â»Oder das sollte es sein«, kam es von Berrie. »Ravinias Herz schlägt, weil es ein Ort von Gemeinsamkeiten ist. Und wenn alle Leute daran glauben würden, würde es noch viel lauter schlagen.«
    Â»Sie spielen damit auf die Stadtvaganten an, oder?«
    Berrie drehte sich kurz um, dann nickte sie.
    Â»Nicht nur die. Aber auch. Es stimmt schon, dass Ravinia in erster Linie für diejenigen ist, die wegen ihrer besonderen Fähigkeiten sonst nicht wüssten wohin. Aber ich habe den Eindruck, im Laufe der Zeit hat es die Leute hier zu stolz gemacht. Vom Adel droben im Villenviertel möchte ich gar nicht reden. Es fängt ja schon beim Ansehen der einzelnen Zünfte untereinander an. Diejenigen, die Dinge erschaffen, also die Mechaniker, die Alchemisten, die Maler, die Schreiber, haben schon immer ein wenig seltsam auf diejenigen herabgeschaut, deren Künste nicht so greifbar sind wie zum Beispiel die der Wahrsager oder Barden.«
    Lara seufzte. Ja, so war wohl die Welt der Menschen.
    Â»Was war mit Roland Winter? War er nicht auch ein Schreiber?«
    Berrie wirbelte herum und zeigte drohend mit dem Küchenfreund auf Lara.
    Â»Wage es nicht, diesen Namen in meinem Haus zu benutzen«, zischte sie.
    Dann nahm sie ein Stückchen Kreide und kritzelte etwas auf den Stützbalken neben ihrem seltsamen Herd.
    Â»Entschuldigung«, murmelte Lara.
    Â»Hör auf, dich zu entschuldigen! Es ist nicht böse gemeint, aber merk es dir! Dieser Name beschmutzt nicht dieses Haus!«
    Lara nickte stumm.
    Francesco und Lee schwiegen betroffen. Francesco offenbar, weil das Thema absolut nicht zu einem Kommentar seinerseits taugte. Lee, weil er sowieso nichts zu sagen gewusst hätte.
    Nach einer kurzen Weile fuhr Berrie fort.
    Â» Der graue Lord oder der Herr über Wind und Staub oder wie man ihn auch sonst nennen mag, war etwas Besonderes. Er konnte mit seiner Kunst Dinge anstellen, von denen selbst diejenigen, die Ravinia schon seit Jahren besuchen, die hier gelernt haben und hier lehren, nur träumen können. Du hast mir vorhin erzählt, was Mr Truska über den Verbleib des grauen Lords vermutet. Wenn das stimmt, dann sind es diejenigen, die ihm diese Falle gestellt haben, die Ravinia, wie wir es kennen, damals vor dem Untergang bewahrt haben. Und wir sollten ihnen unendlich dankbar sein!«
    Â»Aber dann müssen wir umso schneller handeln«, entfuhr es Lara.
    Berrie drehte sich erneut um und sah Lara an. Sie sah erschöpft aus.
    Â»Was willst du denn tun, Mädchen? Es weiß doch niemand von dem, was vorgefallen ist. Selbst ich – und glaub mir, ich weiß von vielen Dingen, die in Ravinia geschehen – hatte bis heute nur eine Ahnung. Glaubst du, dass Eusebius Lanchester dir wirklich helfen kann? Ich werde es dir sagen: Der Einzige, der einen Schlüssel hätte fertigen können, um den grauen Lord wegzusperren, war Baltasar Quibbes. Der Mann ist eine Legende, Mädchen. Und selbst wenn sein Lehrling, Mr Truska, noch so begabt sein mag, so war er damals sicherlich noch zu jung. Was weiß ich, wer das Bild gemalt haben mag? Das Gedicht hat deine Großmutter geschrieben, sagst du? Es tut mir leid, dir das zu sagen, aber sie ist tot. Und wen willst du so schnell alarmieren? Wenn die Sturmbringer wirklich diesen Schlüssel haben, könnten sie die Tür überall öffnen. Sie könnten es tun, ohne dass es überhaupt jemand mitbekommt. Ich gebe es ja nur ungern zu, aber ich selbst habe auch keine Ahnung, was zu tun ist. Fest steht nur, dass du einen vollen Magen brauchst und einen Plan. Beides braucht mindestens noch ein paar Minuten, also hab endlich Geduld!«
    Lara schwieg. Es sah so aus, als hätte Berrie recht, auch wenn sie es nur widerwillig einsah. Sie konnte genauso gut erst Berries Fisch essen. Und vielleicht konnte sie dann mit ihrer Hilfe überlegen, was zu tun sei.

    So gab es also erst einmal Fisch.
    Und ein anderes Thema drängte sich in den Vordergrund: Wahrsager. Lee bekam den Mund nicht

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