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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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zu.
    »Sind Sie taub?«
    »Nein.«
    »Also, warum glauben Sie, dass das hier das
Richtige für Sie ist?«
    »Ich möchte andere beschützen.«
    »Reden Sie keinen Quatsch! Sie wollen in erster
Linie ihr eigenes erbärmliches Leben beschützen. Das wollen nämlich alle.«
    Betroffen nicke ich.
    »Das reicht aber nicht. Nennen Sie mir einen
weiteren Grund! Warum soll ich ausgerechnet Sie ausbilden?«
    Ich atme tief durch. Mir geht seine
selbstgefällige Art immer mehr gegen den Strich. Er wollte mich doch hier haben.
Notfalls wollte er mich vom Mond abholen, erinnere ich mich an seine Worte. Damals
war nicht die Rede davon gewesen, dass ich eine Ausbildung zum Gill-Anwärter
erhalten soll. Du belügst dich selbst, lacht mich mein kritisches Ich aus. Was
glaubst du wohl, wozu diese Sporttrainings gut sind? Sie suchen nach
talentierten Kämpfern.
    Was will Erikson von mir hören? Ich spüre, wie mein
Blut in Wallung gerät und balle die Fäuste. Aber ich schweige, denn ich weiß,
wenn ich jetzt den Mund aufmache, sage ich Dinge, die ich hinterher bereue.
    »Mistral!« Eriksons Augen verdunkeln sich. Ich
frage mich, wie er das macht. Niemand kann so bitterböse blicken wie er, nicht
einmal Cesare Liberius.
    »Ich helfe Ihnen auf die Sprünge: Sie wollen es
den Greifern mal so richtig geben. Sie haben Spaß daran, Mutare durch die
Kellergänge zu jagen und ihre Eier mit einer MP zu zerstören. Und wenn Sie das so
richtig gut können, dann hoffen Sie auf ein kleines Abenteuer in den
Nebelblau-Bergen. Sie freuen sich schon darauf, die Nester der fliegenden Biester
auseinander zu nehmen. Ist es das, was sie wollen?«
    »Nein!«, schreie ich zurück und halte mir die
Ohren zu. »Das ist es nicht. Wenn ich ehrlich bin, will ich nur nicht heiraten
und einem Ehemann gehorchen, der von mir verlangt, dass ich koche und nähe. So,
und da das nun geklärt ist, kann ich ja wieder gehen, denn offenbar tauge ich
nicht zu dem, was Sie sich gedacht haben.«
    Erikson lacht und lässt mich tatsächlich Richtung
Ausgang gehen.
    Plötzlich höre ich seine schneidende Stimme hinter
meinem Rücken. »Mistral, so schnell ist diese kleine Unterredung noch nicht beendet.«
    Ich bleibe stehen und drehe mich um. Hilflos hebe
ich die Arme. Meine Hände zittern so sehr vor Wut, dass ich meine Angst nicht
mehr spüren kann. Langsam gehe ich zurück zu Erikson. Ich frage mich, wo Kill
ist, denn mein Körper nimmt seine Witterung auf.
    Er ist da. Mit jeder Faser, jedem meiner Sinne kann ich ihn plötzlich spüren. Meine Haut
beginnt zu kribbeln. Ich atme Kills Gegenwart ein – eine holzige Note,
vermischt mit frischem Tau, Gras und klarer Waldluft. Der Adrenalinpegel in
meinem Blut schwillt unaufhörlich an, bringt meine Fingerspitzen zum Vibrieren.
    Erikson schnippt mit dem Finger, als wolle er mich
aufwecken. Im Augenwinkel sehe ich Kills Schatten, der lautlos ganz langsam
nähergleitet.
    »Bei mir gibt es nur ein Gesetz«, sagt mein
Sportlehrer und seine Augen glänzen. »Der Schwächere stirbt im Kampf. Merken
Sie sich das! Dieses Gesetz ist unumstößlich und tritt immer ein. Sehen Sie
dort oben an der Felswand den Durchgang?«
    Ich blinzele und starre dorthin, wo das Wasser
über die Felskante stürzt.
    »Ja.«
    »Dahinter ist eine Tür. Der Ausgang. Wenn Sie es
bis da rauf schaffen, ist die Jagd beendet. Wenn nicht, kommen Sie hier nicht
mehr lebend raus.«
    Meine Stimme zittert. »Verdammt, warum ich?«
    Erikson hebt eine Augenbraue. »Sie hätten mir nur
zustimmen müssen, dann bekämen Sie die Ausbildung zur Gill-Anwärterin. Sie
könnten Falkgreifer jagen, ihnen die Flügel stutzen und sich mit der Trophäe
brüsten. Aber Sie haben gezögert. Sie zucken ja schon wieder zusammen. Mitleid
ist bei solchen Aktionen fehl am Platze. Sie hätten das Zeug zu einer guten
Gill-Offizierin. Wenn da nicht Ihr Zögern wäre. Das hier ist Ihre zweite Chance.«
    Er hebt den Arm, winkt Kill heran, »Ich lasse euch
dann mal allein«, und geht. Hinter meinem Rücken schiebt sich die Stahltür auf
und dann wieder zu.
    Der Wolfer
und ich.
    Jetzt ist sie da, die Stunde der Wahrheit. Was war
ich dumm. Erikson will mich aus dem Weg schaffen. Aber warum? Weil ich störrisch
bin? Weil ich eine Spur Mitgefühl gezeigt habe? Ich bin doch ein Mensch und
keine Bestie. Mir leuchtet nur eine Antwort ein: Er ist ein Rebell, der uns von
innen heraus schwächen will. Er sortiert jene mit Kampfgeist aus, und lässt es
wie einen Unfall im Training aussehen. Sollte ich hier

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