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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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bedeutet atmen, leben. Ich pruste, huste und japse. Dann
gehe ich erneut unter.
    Kill presst seinen Unterarm gegen meinen Hals und
umklammert mich. Meine Kraft lässt nach. Mir schwindet das Bewusstsein. Das
Letzte, was ich spüre, ist das Gefühl durchs Wasser zu gleiten, dann wird mir
schwarz vor Augen.
    Gleich bin
ich tot.
    Gleich.
    Getötet
durch die Hand dessen, den ich liebe.
    Ich verzeihe
dir.
    Kill.
    Du …
    Ich liege auf den nassen Fliesen und habe das
Gefühl, mehrere fußballgroße Fäuste traktieren mich und prasseln auf meine
Brust nieder. Meine Lungenflügel fühlen sich an, als seien sie mit kochender
Säure ausgegossen und mein Hals brennt. Ich will atmen, aber es gelingt mir
nicht. Die Luft besteht aus Eissplittern, die jeden Atemzug verhindern. Kill
greift nach meinen Schultern.
    Plötzlich fällt mir der Armreif ein, den Pa:ris
mir gegeben hat. Ein unbändiger Überlebensinstinkt krampft meinen Körper
zusammen.
    Es ist noch nichts verloren, hoffe ich, und drücke
die drei Knöpfe auf einmal. Ein Blitz schießt aus dem Band und erwischt den Wolfer
am Arm. Der Stromschlag ist so gewaltig, dass Kill mich mit einem dunklen
Schmerzensschrei loslässt und zu Boden geworfen wird.
    Ich will von ihm wegkriechen, aber noch immer
gelingt es mir nicht zu atmen. Meine Lungenflügel fühlen sich an wie mit einem
Flammenwerfer ausgebrannt.
    Kill schlägt mir auf den Rücken.
    Ich huste.
    Er drückt einen Arm unter meinen Brustkorb. Ein
erneuter Blitz löst sich von meinem Schutzband. Der Wolfer brüllt und bohrt
sein Gebiss in das Metall. Ich spüre seine Zähne auf meinem Oberarm. Der Reif
springt auf. Er reißt ihn mit seiner Pranke herunter.
    »Scheiße, was ist das?«, ruft er und drückt erneut
meinen Brustkorb.
    Ich huste, atme, es ist als sauge ich brennende
Lava durch die Lungen. Fassungslos blicke ich auf den Schwall Wasser, den ich
auf den Boden spucke. Keuchend winde ich mich unter Kills steinhartem Arm. Nach
einer Ewigkeit beruhigt sich mein kämpfender, zuckender Körper und ich spüre
Kills heißen Atem an meinem Ohr, ich fühle seinen starken Arm, auf dem ich
liege. Er dreht mich auf den Rücken und zieht mich in seine Arme.
    Da sind sie wieder, diese wunderschönen, in allen
rotbraunen Farbtönen schillernden Augen, denen ich mich nicht entziehen kann.
    »Respekt!«, sagt er mit samtweicher, tiefer
Stimme. »Ich habe noch nie ein Mädchen so kämpfen gesehen.«
    Ich seufze matt. Hoffnung keimt in mir auf.
Bedeuten diese Worte, dass er in mir mehr als eine zu jagende Beute sieht?
    Er kommt mir ganz nahe. Ich spüre seinen warmen
Atem. Von seinem Haar tropft Wasser auf meine Haut und kitzelt mich im Gesicht
und am Hals. Er lächelt und streichelt sanft mit seinem Zeigefinger über meinen
Hals.
    »Du hast die Prüfung bestanden«, haucht er.
    Ich blicke zu den Felsen hoch. »Ich habe es nicht
rauf geschafft.«
    Er lacht leise und wirft den Kopf in den Nacken.
Es ist eine so süße Geste, dass ich ihm am liebsten um den Hals fallen und ihn
küssen möchte. Allein die Kraft fehlt mir dazu. Mir tut jeder Zentimeter meines
Körpers weh und gleichzeitig brenne ich. Meine Haut kribbelt, dort wo Kill mich
berührt. Ich wünschte, er könnte mich ewig so festhalten.
    Irgendwo ganz hinten in meinen Gehirnwindungen
zuckt ein Gedanke. Habe ich mir vorhin die spitzen Fangzähne in meiner Angst
eingebildet?
    »Soraya …«
    Kills dunkle Stimme lenkt mich von der Frage nach
den Wolfszähnen ab.
    »Du solltest dort oben nie ankommen. Außerdem ist
da zwar eine Wasserschleuse, aber kein Ausgang. Erikson hat dich belogen.«
    »Warum?«
    »Er sagt, es sind die violetten Sprenkel in deinen
Augen. Du bist so etwas wie ein Adrenalin-Junkie. Mein Job war es,
herauszufinden, ob das stimmt. Ich sollte versuchen, dich zu töten. Natürlich sollte ich dich nicht töten.«
    Gott sei
Dank habe ich nicht die drei Knöpfe am Armband hintereinander gedrückt,
denn sonst wäre jetzt Pa:ris im Anmarsch, denke ich.
    Kill zieht mich zu sich heran, sieht mir eine
Ewigkeit in die Augen. Ich schmelze, werde zu formbarem Wachs in seinen Armen.
    »Raya, deine Augen sind so wunderschön«, haucht
er. »Sie leuchten wie der Violette
Feuerfalter .«
    Ganz sanft pustet er mir einen Kuss zu. Er berührt
mich nicht einmal – es ist höchstens ein Hauch. Doch mein Mund beginnt
verlangend zu kribbeln und meine Wangen prickeln heiß. Ich bin mir sicher, dass
sein Kuss süß schmeckt und möchte gern mehr von seinen berauschenden Lippen
kosten.

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