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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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der Station im vierten Stock des Krankenhauses nicht gesehen werden, damit Layla ihn nicht entdeckte und Reißaus nahm. Deswegen stand er draußen, ein Stück abseits des Eingangs und sah, wie die Schwestern gegen fünf nach und nach herauskamen. Von Layla keine Spur. Dann ging er hoch in die Transplantationsstation und fand heraus, dass sie heute frei hatte. Er rief Nichols an.
    »Weißt du eigentlich, dass wir Samstag haben?«, fragte Raylan.
    »Klar, sonst würde ich nicht den Rasen mähen.«
    »Layla hat bis Montag frei.«
    »Hast du sie angerufen?«
    »Sie hat gesagt, Nachrichten nach dem Signalton, dann hat sie aufgelegt.«
    »Als du mich gestern Abend angerufen hast, hattest du sie doch schon so gut wie in Handschellen.«
    »Ich wollte ihr Zeit lassen, um nervös zu werden, bevor ich wieder auftauche.«
    »Wenn du mich brauchst«, sagte Nichols, »höre ich sofort auf zu mähen.«
    »Ich muss sie zuerst ausfindig machen. Entweder ich probier’s noch mal übers Telefon oder ich fahr gleich zu ihr rüber, sie wohnt in der Virginia Avenue, Nummer 156, und klingle so lange, bis sie aufmacht.«
    »Falls sie zu Hause ist«, sagte Nichols. »Ich ruf dich morgen wieder an und erkundige mich, wie’s gelaufen ist. Oder komm doch einfach rüber, wir grillen Steaks und trinken ein paar Bier.«
    »Ach, was ich dir auch noch sagen wollte«, sagte Raylan. »Ich bin aus dem Hilton ausgecheckt, ist mit meinem Spesensatz nicht hingekommen. Ich bin mit dem Taxi zum Büro und hab mir einen Chevy geben lassen – fährt okay –, nicht, dass ich damit wegwill, aber ich wohne jetzt in der Two Keys Tavern auf der South Limestone Street, in der Wohnung obendrüber, kostenfrei.«
    »Erzähl keinen Scheiß«, sagte Nichols.
    »Damit die Medizinstudenten nicht sturzbetrunken dort rauskommen und verhaftet oder vom Auto überfahren werden. Ich hab mit dem Besitzer gesprochen und gefragt, ob sie nicht ein freies Zimmer hätten, das ich während meines Aufenthalts in Lexington benutzen könnte ... Im Gegenzug hätten sie dafür einen U.S. Marshal im Haus, der für Frieden sorgt. Der Mann meinte, er wolle die Studenten nicht vergraulen, vor allem nicht während der Crazy Night. Ich hab ihm gesagt, Crazy-Sein sei für mich völlig okay.«
    Nichols sagte: »Dann bist du jetzt also Türsteher in einer Kneipe?«
    »Immer, wenn ich da bin. Ich glaube aber nicht, dass ich allzu lange hierbleiben muss.«
    »Du bist jünger als ich«, sagte Nichols. »Vielleicht schaffst du’s sogar, da lebend wieder rauszukommen.«
    »Ein Martini«, sagte Raylan, »kostet dort nur drei Dollar.«
    Am Samstagabend sprach er mit dem Besitzer, einem zurückhaltenden, aber freundlichen Menschen, der am Rand des Unicampus seine Kneipe betrieb. Warum sollte er auch nicht freundlich sein? Die Kundschaft strömte in Scharen herein, Jungs und Mädchen, die wegen des Rums und des Wodkas in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen kamen, wegen der Drei-Dollar-Martinis oder der Pitcher Bier für fünf Dollar, für zehn bekam man sogar so viel Bier, wie man trinken konnte. »Aber das letzte Angebot gilt nur für Sie«, sagte der Geschäftsführer zu Raylan, »sonst würde sich ja jeder hier für einen Zehner volllaufen lassen.«
    Raylan hatte den Anzug und die Krawatte an, die er gestern im Krankenhaus getragen hatte. Wie er in diesem Outfit und mit seinem Stern an der Kette in der Two Keys Tavern herumhing, war es offensichtlich: Er war ein Bulle. Er rechnete mit dummen Sprüchen. Alle hier waren jung, keiner älter als dreißig. Einer der Typen starrte ihn an, und Raylan nickte mit jovialem Blick zurück. Er sah eine Menge Sweatshirts mit Reißverschlusskragen, unter denen die verschiedensten Hemden getragen wurden. Er sah Mädchen, die sich lautstark unterhielten, und Mädchen, die Grimassen schnitten. In einer Plastikwanne wurde ein Goldfischrennen veranstaltet. Sie schossen mit Wasserpistolen auf die Fische, die nicht länger im Kreis schwimmen, sondern endlich ins Rennen starten sollten, verdammt noch mal. Kaum einen Biertrinker schien das Chaos zu stören. Dann kam ein Promi-DJ, von dem Raylan noch nie gehört hatte, und die Leute im Raum flippten für einen Moment aus.
    Einige der Mädchen sahen ziemlich gut aus. Eines davon kam zu ihm und sagte: »Meine Freunde glauben, Sie sind so ’n privater Sicherheitsmann, aber ich habe gewettet, dass Sie ein echter Cop sind. Und, sind Sie einer?«
    Raylan zeigte ihr seinen Stern an der Silberkette und sagte:»Ich bin ein United

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