Raylan (German Edition)
dass ich Sie nicht verraten und dem Krankenhaus erzählen will, dass Sie sich gar nicht wegen Ihrer alten Mutter freigenommen haben. Die hätte Sie nicht mal erkannt, wenn Sie ein Schildchen mit Ihrem Namen drauf getragen hätten.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich mit meinem Freund getroffen habe«, sagte Layla.
»Heißt der zufällig Cuba Franks?«
Layla bedachte ihn mit einem müden Blick und schüttelte den Kopf. »Wer auch immer dieser Cuba ist – mein Freund ist er nicht.«
»Er hat seinen Chef ein paar Mal ins Krankenhaus gebracht. Einen Mr. Harry Burgoyne.«
»Ich erinnere mich trotzdem nicht an ihn«, sagte Layla.
»Für einen Mann, der lange im Knast war, ist er ziemlich umgänglich«, sagte Raylan. »Ich dachte, er will sein Leben wieder in geordnete Bahnen bringen – aber dann hat er die Crowe-Brüder erschossen. Auf deren Vater hat er auch geschossen, aber Pervis hat überlebt. Jetzt will wiederum der Alte Cuba umbringen. Können Sie sich das vorstellen? Nur, weil Cuba seine nichtsnutzigen Söhne ermordet hat.«
Layla nahm sich eine Zigarette, zündete sie an und sagte: »Warum trinken Sie nicht aus und gehen wieder?«
»Ich bin Ihnen noch nicht entspannt genug, richtig?«, sagte Raylan. »Die Crowe-Brüder haben mal was für Cuba erledigt. Angel Arenas aufs Bett gehoben, wo man ihm dann die Nieren rausgeschnitten hat. Ich habe mich gefragt, warum man das nicht gleich in der Wanne gemacht hat, da wäre wenigstens das Bett nicht dreckig geworden. Ich schätze, die Täter lernen noch. Die Crowes haben Angel eine Woche gegeben, um hunderttausend Dollar aufzutreiben – sich mit den Crowes zu verbünden, war der zweitgrößte Fehler, den Cuba je gemacht hat.«
Layla musste fragen: »Und was war der größte?«
»Sich auf Miss Transplantation einzulassen«, sagte Raylan. »Deswegen versteckt er sich doch gerade im Schlafzimmer.«
Sie sagte: »Sie können aber nicht einfach meine Wohnung durchsuchen.«
»Anlass genug habe ich«, sagte Raylan, »nämlich Grund zu der Annahme, dass sich da drin ein gesuchter Krimineller befindet.«
»Wie Sie so plötzlich auf die Idee kommen, mich zu verdächtigen«, sagte Layla, »werde ich wohl nie erfahren.« Sie stützte sich auf die gelb geflieste Küchentheke und beugte sich näher zu Raylan, der dummerweise genau vor der verdammten Schublade stand, die sie öffnen musste, um an die Spritze zu kommen. »Glauben Sie wirklich, dass ich Nieren aus dem Krankenhaus entwende?«
»Nach elf Jahren zuschauen wissen Sie, wie’s geht. Der einzige Unterschied ist, dass Ihre OPs in Motelzimmern stattfinden.«
»Sie spinnen doch«, sagte Layla. »Wollen Sie im Schlafzimmer nachsehen? Nur zu.«
Als er sich aufrichtete und sein Glas auf der Anrichte abstellte, warf sie ihre Zigarette ins Spülbecken und sah zu, wie er mit seinem Cowboyhut aus der Küche ging. Layla öffnete die Schublade und nahm die Spritze heraus.
Jetzt kam der knifflige Part: sich von hinten an ihn heranzuschleichen und ihm die Nadel in den Arm zu rammen, bevor er sie sah. Sie testete die Nadel, es spritzte, und sie folgte Raylan bis fast zum Schlafzimmer, wo seine linke Hand schon nach der Türklinke griff, während die rechte in sein Jackett glitt. Direkt hinter ihm sagte Layla jetzt: »Raylan ...?« Sah, wie er zögerte, den Kopf zu drehen begann, und stieß die Nadel mit aller Wucht durch den Jackenärmel in seinen rechten Arm. Sah, wie die Hand wieder herauskam und eine Glock hielt. Sah, wie ersie anschaute, wie sein Blick den Fokus verlor, seine Knie nachgaben, wie er gegen die Tür taumelte, den Hut immer noch auf dem Kopf, die Pistole in der Hand, und in seinem schicken marineblauen Anzug zu Boden glitt.
»Cuba? Kannst rauskommen.«
Als Cuba die Tür öffnete, posierte Layla in aufreizender Haltung, Raylans Glock in den Händen, seinen Cowboyhut schief auf dem Kopf. Er blickte auf Raylan hinunter, und Layla sagte: »Ab mit ihm in die Wanne.«
Dreizehntes Kapitel
S ie schleiften ihn ins Badezimmer und zogen ihm alle Klamotten aus, Layla schnitt ihm mit einer Schere die Hosenbeine auf, um sie über die Cowboystiefel zu kriegen, deren Spitzen sich nach oben bogen, und Cuba dachte: Die Stiefel sehen maßgefertigt aus. Layla hatte Raylans Hut immer noch schief auf dem Kopf, sie wusste einfach nicht, wie man ihn richtig trug. Sie nahm Raylans Beine, Cuba den Oberkörper, und mit vereinter Kraft hievten sie ihn über den Wannenrand. Cuba fand, er sollte höher liegen, sein Kinn
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