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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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Griff ragte heraus, der Lauf schmiegte sich an Cubas Wirbelsäule.
    Cuba drehte sich wieder zu Raylan und sagte: »Ich muss in die Wanne steigen, um Sie ein Stück hochzuziehen. In Ordnung? Ich will Sie nur hochziehen, ich habe nicht vor, Ihnen das Rückgrat zu brechen, so einen Scheiß mach ich nicht, keine Sorge. So, wie Sie daliegen, können Sie mir ja nichts tun.«
    ***
    Layla fragte aus dem Schlafzimmer: »Ist er wieder ohnmächtig?«
    »Dem geht’s gut, wirkt stockbesoffen. Bin mir sicher, dass er nicht aufstehen kann.«
    »Vielleicht hat er nicht die ganze Ladung abgekriegt.«
    Raylan hörte ihre Stimme, hörte sie reden, aber er sah nur Cuba, sehr deutlich in Großaufnahme, so nah war er. Er stand jetzt in der Wanne, beugte sich hinunter, versuchte, ihn zu packen und seinen Körper ein paar Zentimeter weiter hochzuziehen, wobei er breitbeinig dastand. Er schaffte es kaum, Raylan einen Daumen breit vom Fleck zu bewegen. Raylan konnte zwar hören, fühlte sich aber, als ob schwarz gebrannterSchnaps ihn voll erwischt hätte. Nein, eher purer Whiskey. Auf Schnaps fühlte man sich meistens komplett gelähmt und traute sich nicht mal, den Versuch zu unternehmen, zu sprechen. Bourbon dagegen machte einen lebendig.
    Cuba sagte: »Sobald ich Sie gepackt habe, greifen Sie nach mir und ziehen sich hoch. Kapiert? Ich schiebe, und Sie ziehen sich hoch.«
    Raylan wusste nicht, warum Cuba ihn so unbedingt weiter oben in der Wanne liegen haben wollte. Diesmal bekam Raylan seine Hände unter Cubas Armen durch und versuchte, sich an dessen Seidenhemd festzuhalten, aber das Hemd riss in der Mitte entzwei. Cuba sagte: »Jetzt haben Sie mir mein bestes Hemd zerrissen.«
    Raylan sagte, »scheiß auf dein Hemd«, fuhr Cubas Rücken hinunter bis zu der Pistole und zog sie Cuba aus dem Hosenbund. Fast Nase an Nase sahen sich Raylan und Cuba in die Augen, und Raylan war sich nicht sicher, ob Cuba wusste, dass er die Waffe hatte. Es sah so aus. Raylan zerrte die Sig um Cuba herum bis vor dessen Bauch und hörte Layla sagen: »Was tut ihr zwei denn da, macht ihr rum?«
    Raylan schaute an Cubas Schulter vorbei und sah sie in der Tür stehen. Sie sagte: »Cuba ...?« Und dann: »Cuba, seine scheiß Augen sind ja offen ...« Und weg war sie – bestimmt, um sich aus dem Schlafzimmer seine Waffe zu holen. Cuba starrte ihm ins Gesicht.
    »Sie will mich«, sagte Raylan. »Obwohl, vielleicht auch dich, wer weiß.«
    Er sah, wie sie von der Tür aus seine Glock auf ihn richtete, wie sie mit einer Hand die Waffe hielt, sich zur Seite drehte, die Pose einer Schützin einnahm und abdrückte – er sah die Waffe springen –, dann feuerte sie noch einen Schuss ab und dannnoch einen. Cuba gab ein Keuchen von sich und fiel schwer auf Raylan, wobei die Sig zwischen ihnen eingeklemmt wurde.
    Raylan fragte Cuba: »Lebst du noch?« Als er keine Antwort bekam, sagte er: »Oder bist du tot?« Er legte ein Ohr an Cubas Mund und konnte keinen Atem hören, ihn allerdings riechen. Layla sagte: »Cuba ...?«
    »Vermutlich«, sagte Raylan, »ist dieser arme Mann bereits in der Hölle. Ich verhafte Sie, weil Sie ihm das Leben genommen haben. Waffe runter.« Er hoffte, dass sie die Pistole fallen lassen, der Aufprall den halb gespannten Hahn lösen und sie sich selbst erschießen würde. Manchmal hatte er das Gefühl, mit dieser Pistole, die er im Geheimen ›Buddy‹ nannte, reden zu können. Und los geht’s, Buddy, immer locker bleiben. Er selbst hatte noch die Sig in der Hand, eingeklemmt zwischen ihren Körpern. Es würde jeden Moment passieren ... Und da schoss sie auch schon wieder, hielt die Glock jetzt mit beiden Händen. Vier Schüsse gab sie auf ihn ab, und er duckte sich hinter Cuba – Himmel, ihm fiel auf, dass er den Mann als Deckung benutzte. Er bekam die Sig frei und streckte den Arm an Cuba vorbei aus, sah sie direkt vor sich im Türrahmen, legte auf sie an, zögerte zwei, drei Sekunden, und dann war sie plötzlich weg.
    Er lag da, unter Cuba begraben, und dachte nur: Du hast sie nicht erschossen.
    Warum nicht? Sie hat doch direkt vor dir gestanden.
    So, wie es aussah, steckte sie in Schwierigkeiten.
    Sie hätte ihm vor dem Make-up-Auftragen noch eine Spritze verpassen sollen. Cuba hatte das bei den ersten beiden Malen lustig gefunden, wie sie die beiden Vertreter geküsst hatte, als sie noch nicht ohnmächtig waren, aber nicht den Hauch einer Ahnung hatten, wie ihnen geschah. Aber einen bis zum Anschlag zugedröhnten Mann aufzugeilen war

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