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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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wieder die Hose hoch, als er ins Wäldchen trat. Kim hockte noch da. Er ging auf die beiden zu und erschoss Cassie zuerst. Sie fiel, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Dafür schrie Kim sich die Lunge aus dem Hals. Delroy erschoss sie, und sie war ruhig. Er sah nach, ob auch keine von ihnen einen Ausweis dabeihatte, und schleifte ihre Leichen in die Büsche.
    ***
    Ein Marshal brachte Carol und Boyd zu Nichols’ Büro, klopfte an die Glastür, trat zur Seite, und das Erste, was Boyd sah, war Raylan. Er blickte ihnen unverwandt in die Augen, als er hinter dem Schreibtisch hervorkam.
    Boyd sagte zu Carol: »Sie wussten also doch, dass wir auf ihn treffen.«
    »Wusste ich nicht«, sagte Carol, »wirklich nicht. Mich hat beide Male jemand anderes angerufen.«
    »Ich rede nicht mit ihm«, sagte Boyd. »Ich habe zu der Angelegenheit nicht mehr zu sagen als das, was schon in allen Berichten steht. Was mich betrifft, ist dieser Fall abgeschlossen, und zwar ein für alle Mal.«
    Carol sagte: »Beherrsch dich, ja?«
    Als die Tür aufging, sagte sie zu Raylan: »Das ist ja mal eine Überraschung, mein alter Bodyguard.«
    »Ich habe Sie immer gern beobachtet«, sagte Carol. »Sogar, als Sie meinten, rumprotzen zu müssen, und auf einen meiner Mitarbeiter geschossen haben. Nicht direkt auf seinen Kopfzwar, aber auf seine Haare. Ich hatte Boyd noch gefragt: ›Kann er wirklich derart präzise schießen?‹ Und Boyd antwortete: ›Wen er töten will, der ist tot.‹«
    Sie nahmen auf den beiden Stühlen vor dem Schreibtisch Platz, Boyd umklammerte mit den Händen die Armlehnen und starrte Raylan an, der ihnen nun gegenübersaß und Anlauf nahm, darauf etwas zu erwidern. Boyd kam ihm zuvor: »Womit willst du uns dieses Mal kommen?«
    »Du musst mir noch mal sagen, ob die Fakten so stimmen«, sagte Raylan. »Du hast Otis erschossen, während er mit seinem Zwölfkaliber auf dich gefeuert hat?«
    Boyd ließ sich Zeit. Hatte er auf Otis geschossen? Nein, verflucht noch mal, aber er sagte trotzdem: »Ja, so war’s.«
    »Du hast ihn getroffen, und seine Schüsse gingen in die Luft.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wie oft?«
    »Er geschossen hat? Keine Ahnung, ein paar Mal.«
    »Er hat also sein Gewehr hochgenommen und zwei Mal versucht zu schießen – und das, nachdem du ihn aus relativ kurzer Distanz in die Brust getroffen hattest.«
    Boyd zögerte und überlegte, wie er die Situation den Leuten des Sheriffs geschildert hatte. »Also, Otis hat auf mich geschossen, bevor ich auf ihn geschossen habe. Nachdem ich ihn getroffen hatte, hat er, glaube ich, noch einen Schuss abgegeben.«
    »Und du dachtest, er könnte dich wirklich treffen?«
    »Himmelarsch«, sagte Boyd, »hat schon mal jemand auf dich geschossen? Ich gehe davon aus, dass du weißt, dass man in so einer Situation nicht ausführlich nachdenkt, bevor man das Feuer erwidert.«
    »Du hast ihn also getroffen«, sagte Raylan, »und er hat in dieLuft geschossen. Aber du behauptest, er hatte auch schon auf dich geschossen, bevor du ihn niedergestreckt hast.«
    »Er hatte gerade damit angefangen«, sagte Boyd.
    »Aber den Wohnwagen, vor dem du standest, hat er nicht getroffen. Wohin, denkst du, sind seine Schüsse gegangen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Boyd. »Wir haben beide aufeinander geschossen ... Mann, wenn ich versuche, auf die Reihe zu kriegen, was passiert ist, sehe ich nur eine einzige Schießerei ...«
    »Weißt du, was ich glaube?«, sagte Raylan zu Boyd, der kerzengerade auf seinem Stuhl saß. »Der alte Mann ist mit geladenem Gewehr gestorben. Er hat nicht einen einzigen Schuss auf euch abgegeben. Carol hat dir hinterher gesagt, dass du seine Flinte ein paar Mal abfeuern sollst, und du hast in die Luft geschossen oder irgendwo ins Dunkle. Aber eben nicht auf den Wohnwagen.«
    »Wir haben es ja selbst nicht begriffen«, sagte Carol, »warum Otis uns nicht beide umgebracht hat. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich noch vor mir, wie eilig er es plötzlich hatte, er muss Angst gehabt haben, konnte aber keinen Rückzieher mehr machen. Da fing er an zu schießen ...« Sie hielt inne und fuhr fort: »Es ist unmöglich, Boyd für den Tod des alten Mannes verantwortlich zu machen, das war offensichtlich Notwehr. Der Mann hat auf uns geschossen, aber irgendwie nicht getroffen, richtig?«
    Raylan sagte: »Das haben Sie zumindest den Leuten des Sheriffs erzählt, und die haben Ihnen geglaubt.«
    »Es liegt doch auf der Hand«, sagte Carol, »dass der Alte nicht wusste, was er

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