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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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erreichte. »Ich hasse Regen!«, schimpfte er, als er sich die vom Wasser getränkten Haare mit den Händen nach hinten strich.
    Seine Augen waren müde von der Fahrt und eigentlich wollte er nur noch in sein altes Zimmer. Ob Darius alles so gelassen hatte, wie er es vor fast zwei Jahren verlassen hatte? Oft war er nicht in der Gegend gewesen und wenn blieb ihm keine Zeit, im Kloster vorbei zu schauen. In Zeiten der digitalen Kommunikation ist das `sich Live austauschen´ schwerer geworden. Schnell bespricht man sich per Telefon und Computer, Readwulf hingegen mochte den direkten altmodischen Weg `Von Angesicht zu Angesicht´, dies war jedoch in den vergangen zwei Jahren kaum machbar.
    »Readwulf«, rief Bruder Darius, als er ihm die große schwere Holztür öffnete.
    »Schön dich zu sehen, Pap.«
    Die Männer umarmten sich verhalten. »Komm, man reicht gleich das Abendmahl. Es gibt dein Leibgericht Beefsteak englisch mit Barley Risotto.«
    Readwulf genoss das Zuhausesein, hier wurde er umsorgt und bekam Gutes zu essen. Wenn Bruder Titus kochte, war das mehr als nur eine Mahlzeit. Es war ein Gedicht für jeden Gaumen.
    Auf dem Weg zum Speiseraum ergriff Darius das Wort: »Deinen Anruf habe ich nicht richtig verstanden, mein Sohn?«
    »Später, Vater.« Es war nicht der richtige Ort und schon gar nicht der richtige Augenblick, seinem Ziehvater Verrat und Misstrauen zu unterstellen.
    Einige Schritte später betraten die beiden die Gemeinschaftsräume des Klosters. Ehrwürdig verbeugte jeder der Anwesenden sein Haupt vor Readwulf, als dieser an ihnen vorbei lief. Diese Geste hasste er total, war aber den Ordensbrüdern nicht abzugewöhnen, schließlich hielt man ihn hier für den Auserwählten. Für Readwulf war das Unsinn.
    Trotz seiner abgeschiedenen Kindheit war Readwulf nicht weltfremd. Er hatte eine sehr gute schulische Bildung genossen und man konnte ihn als hochintelligent bezeichnen. Er las schon als Kind Fachliteratur und interessierte sich früh für Wissenschaft und Technik. Alles in allem ein gebildeter Mann mit einer großen Portion Intuition, aber er war kein Messias. Für seine Unnatürlichkeit würde er bestimmt bald plausible Erklärungen erhalten. Zur Not würde er sie aus Bruder Darius herauspressen, falls dieser ihm etwas verheimlichte, auch wenn es sich um seinen Vater handelte.

    Das Essen war sehr schmackhaft, wie erwartet. Gesättigt zog sich Readwulf auf sein Zimmer zurück. Er hatte einige Tage eingeplant, um sein Vorhaben umzusetzen.
    Sein Zimmer war zweckmäßig, aber geschmackvoll eingerichtet: ein französisches Bett, eine braune Lesecouch mit stilvoller Lampe, ein alter Eichenschrank mit Verzierung und ein antiker Sekretär. Ein riesiger Flachbildschirm hing an der Wand gegenüber seinem Bett. Alles war unverändert und Readwulf fühlte sich heimelig.
    Er lies sich auf in sein Bett fallen.

    Es klingelte in Cloés Handtasche. »Das muss er sein«, dachte sie und nahm ihr Handy heraus.
    »Ich fasse es nicht«, wütete Readwulf in den Hörer.
    »Hallo Read?«
    »Dieser Lügner!«
    »Du meinst Darius?«
    »Ja, wen denn sonst? Ich weiß genau, dass er mich belogen hat! Er sagt, er habe keine Ahnung, wieso ich so bin, und hält an seinen Märchen fest.«
    »Ich glaube auch langsam, dass er dir die Wahrheit verschweigt. Ich bin gerade in Falmouth.«
    »Ich bin in zwei Tagen zurück.«
    »Und was ist mit Juliette?« fragte Cloé.
    »Ach … keine Ahnung! Ich muss noch … Mist! Mein Akku macht schlapp. Wir sehn uns in zwei Tagen in London. Bye Cloé.«
    »Dieser Mann macht mich wahnsinnig«, fluchte Cloé, als sie sich wieder ihrem Kaffee zuwendete. Irgendetwas stimmt hier nicht und Daddy weiß auch mehr, als er mir erzählt hat , dachte sie und beschloss ihrem Vater gründlich zu befragen.
    Bisher wusste sie nur, das die beiden Brüder sich vor Jahren zerstritten hatten. Angeblich hätte das irgendetwas mit der Heirat ihrer Mutter zu tun und dass Onkel Darius ihrem Vater nie verziehen hatte, den Familiennamen abgelegt zu haben.
    Die Fairfax-Dynasty hatte ihren Ursprung um 1690 herum mit Thomas Fairfax, dem 6. Lord Fairfax of Cameron.
    Er besaß damals Ländereien in Virginia und nannte sie Fairfax County. Man sei eine stolze schottische Familie und ihr Vater habe dies zu respektieren. Die Fairfaxes lege man nicht durch eine Heirat ab, habe ihr Onkel damals argumentiert. Seit jener Zeit ging man sich so gut es möglich war aus dem Weg. Als Darius dann mit knapp 26 dem Benediktiner Orden

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