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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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fast leid, wie grob er sie im Flur gepackt hatte. Der Schock in ihren Augen, als sie ihr Leuchten wohl zum ersten Mal sah, ließ ihn nicht kalt.
    Er erfasste langsam, welche Bedeutung die Wahrheit für sie haben musste. Eben noch allein auf dieser Welt und im nächsten Moment der eigenen Spezies praktisch ins Auge geschaut.
    An dieser Tatsache hatte selbst Read noch zu schlucken. Der bittere Beigeschmack für ihn: Darius, der behaarlich auf seiner ersten Aussage, nichts Unnatürliches über Juliette zu wissen, bestand. Aber nicht nur das, Darius drängte inzwischen auf ein Ende der Angelegenheit.
    Alles roch so offensichtlich nach einer einzigen großen Lüge, dass Readwulf seine Enttäuschung kaum länger verbergen konnte. Wieso gab sich Darius sonst so große Mühe, Cloé in Juliettes Nähe zu bringen? Und das, bevor er Readwulf den Auftrag auch nur erteilt hatte.
    Nein, da steckt viel mehr dahinter , dachte er abschließend und stieg unter die Dusche. Er atmete tief durch. Seine Hände presste er dabei gegen die Fließenwand, das rechte Bein leicht eingeknickt. Den Kopf lehnte er in den Nacken, so dass das Wasser frei über sein markantes Gesicht strömen konnte.
    Das heiße Wasser lief ihm minutenlang über die Haut und hüllte den Raum bald in eine Wolke aus dampfendem Nebel. Als Readwulf gerade begann sich zu lösen und seine Muskeln die Anspannung lockerten, hörte er das Klingeln seines Handys. Eilig verließ er die Dusche, gerade noch ein Handtuch greifend, erreichte er im letzten Moment das Telefon.
    »Du musst mir alles erzählen«, forderte Cloé mit frechem Unterton in ihrer Stimme. »Ich will Einzelheiten«, setze sie sehr indiskret nach.
    »Ja, ja … schon gut.« Er hatte auf Darron gehofft oder Juliette, die seine Nachricht gefunden hatte.
    »Treffen wir uns zum Mittagessen im La Gavroche? Ich hab auch noch ein paar Fragen an dich«, erklärte er, als er seine Enttäuschung verwand.
    »Klar, sehr gern. Bis später dann«, polterte Cloé zurück und beendete das Gespräch mit einem kaum verständlichem Gemurmel: »Ich fasse es nicht. Read und Jules?«
    Readwulf schüttelte den Kopf, für ihn war ihr Genuschel schließlich sehr gut hörbar. Er ließ das Handtuch fallen und ging zurück in das noch aufgeheizte Badezimmer. Der große Spiegel war inzwischen komplett beschlagen. Einige Sekunden stand er so allein mit sich und seinen Empfindungen da, bevor er seinen rechten Zeigefinger nahm und in Großbuchstaben JULES schrieb.
    Verlegen lächelnd wischte er den Spiegel frei und vollendete sein morgendliches Badprogramm. Der weitere Vormittag verlief ohne eine Nachricht von Darron oder Juliette, was seine Laune nicht gerade erhöhte. Wie automatisch erledigte Readwulf seine sich gesteckten Aufgaben: Etwas Recherche, ein zwei Telefonate und dann stand das mittägliche Treffen mit Cloé an.
    Ihre Art, seine Bindung zu Juliette ungeschickt zu hinterfragen, nervte ihn bereits nach zehn Minuten: »Bitte Cloé, lass gut sein«, forderte er mit ernster Mine.
    »Ach Read, ich will nur nicht, dass du dich da in etwas verrennst. Du kennst sie doch kaum und außerdem … .«
    »Außerdem was?«
    Cloé war etwas erschrocken seinem rauen Tonfall.
    »Ich meine ja nur, du sollst vorsichtig sein«, erwiderte sie daher beschwichtigend.
    Readwulf nickte nur, merkte aber in diesem Moment auch, dass sein Ton unangemessen klang. Cloé war ihm immer eine liebe Vertraute und Freundin gewesen. Sie hatte es sicher nur gut gemeint und diese Reaktion absolut nicht verdient. Seine Gesichtszüge entspannten sich und er versuchte das Thema zu umgehen.
    »Und, was gibt es bei dir Neues? Was ist mit diesem … wie hieß er noch gleich? Seht ihr euch bald wieder?« Er stieß sie kumpelhaft mit der Schulter an.
    Cloé lächelte. »Luke. Nein leider nicht. Er hat erst in zwei Monaten Urlaub und das Praktikum spannt mich hier ein.«
    »Ah, das Praktikum. Nicht der hübsche Fotograf?« Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Pass bloß auf du!« Cloé stupste nun ihrerseits gegen seine Schulter.
    Im weiteren Gespräch ging es noch einmal um die zusammengetragenen Fakten von Cloé, die Widersprüchlichkeit von Darius und Readwulfs Enttäuschung darüber. Am Ende stand für beide fest, dass hier etwas gewaltig faul war und man auf jeden Fall die Wahrheit herausfinden musste. Leider wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie hoch der Preis hierfür sein würde.

    Readwulf schaute auf seine Uhr. Es war bereits nach fünf, als er das

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