Readwulf
deiner Geburt von Darius adoptiert. Das ist kein Druckfehler.« Er zeigte auf das Datum des Ausstellungsstempels, welcher vom Geburtsdatum abwich. »Und hier, geboren genau um null Uhr. Alles Zufall, Read?«
Er bekam keine Antwort, daher fügte Darron hinzu: »Wenn du mich fragst, ihr seid irgendwie miteinander verwandt.«
Nachdenklich studierte Readwulf das Papier. Seine Gedanken überschlugen sich allmählich und er brauchte etwas Zeit. Zeit um zur Ruhe zu kommen. Auch wenn man es ihm äußerlich nicht mehr ansah, in ihm brodelte es gewaltig.
Und dann sprach Darron auch noch aus, was er sich nicht zu denken wagte.
»Vielleicht ist ja Juliette Pickering auch deine Schwester?«
Readwulfs Gesicht verzog sich, als hätte er plötzlich starke Schmerzen. Er rang nach Luft und ließ sich auf den Sessel fallen.
»Read, alles ok?«
»Ja. Würdest du bitte gehen. Ich danke dir sehr für deine Hilfe, aber ich muss jetzt allein sein.«
Darron nickte, nahm seine Jacke, die über dem Stuhl hing und verließ wortlos das Zimmer.
Grübelnd saß Readwulf über den verschiedenen Dokumenten. Die Hoffnung eine andere Erklärung zu finden schwand, denn es war viel zu offensichtlich.
Es dämmerte draußen, als er bemerkte, dass von Juliette noch immer keine Nachricht eingetroffen war. Besorgt wählte er Cloés Nummer, die jedoch auch nichts von ihr gehört hatte.
»Wir müssen sie finden. Ich muss dringend mit ihr sprechen«, drang Readwulf auf ihre Unterstützung.
»Ok, ich rede mit Tess und Nathan. Du versuchst es in der Uni«, schlug Cloé vor.
»Danke, bis später.«
***
Zitternd lag ich auf den Steinfliesen, als ich die Augen aufschlug. Die Dunkelheit war selbst für meine Augen irritierend. Im ersten Moment wusste ich nicht wo ich war. Die Kälte machte es mir jedoch schnell wieder deutlich. Ich versuchte meine Finger einzuknicken und schrie auf. Der Laut klang dumpf und kläglich. Plötzlich hörte ich Schritte vor der Tür. Mit letzter Kraft und unter enormen Schmerzen drehte ich mich auf die Knie und bäumte mich mit den Handballen gegen die Eisentür.
»Bitte, hier. Hallo?«, flehte ich mit heißerer Stimme.
Das hört nicht mal ein Lux aus zwei Metern Entfernung , ärgerte ich mich und versuchte es noch einmal.
»Bitte, hier. Hilfe!«, keuchte ich mit letzter Luft, bevor meine Augenlider wieder flatterten und ich vor Anstrengung erneut das Bewusstsein verlor.
Diesmal träumte ich von einer bunten duftenden Blumenwiese, mit viel Licht, einer Hand die nach mir griff und einem Arm der mich hielt. Oh, es duftete so herrlich. Wenn das der Tod war, dann war er nicht zu fürchten. Mir wurde plötzlich sogar wieder etwas wärmer und ich hörte auch meine Zähne nicht mehr klappern. Dafür vernahm ich erst sehr leise und weit weg meinen Namen. Dann etwas lauter: »Jules.« Und noch etwas lauter: »Juliette!« Gefolgt von einem heftigen Schmerz an der rechten Wange.
»Au!« Ich schlug die Augen auf und das Zittern und Klappern war wieder da.
»Dddu hhhassst mmmiiich gessschlaaageeen«, versuchte ich ohne zu stottern von mir zu geben, was mir den Umständen entsprechend äußerst schlecht gelang.
»Ich bin dabei dich zu retten meine Liebe«, entgegnete Readwulf mir mit erleichterter Mine. »Wie hast du dich eigentlich in diese Lage gebracht?«, fragte er im Anschluss.
»Daaasss wwwar iiich nnniiichttt.«
»Komm ich bring dich erst einmal hier weg. Du brauchst ein warmes Bad und einen heißen Tee. Ich muss auch schauen ob dir etwas abgefroren ist.«
Ich vermutet er verstand in diesem Moment den Ernst der Situation nicht ganz, aber ich war auch nicht in der Lage, es ihm zu erklären. Ich schmiegte mich an ihn und vertraute darauf, dass er wusste was zu tun war.
Das Glück, das ausgerechnet er mich gefunden hatte, ließ mein Herz entflammen und taute mein Inneres ein wenig auf.
Mit dem Auto brachte er mich auf direktem Weg nach Hause und setzte mich komplett angezogen in die Badewanne. Er nahm den Duschkopf und stellte die Temperatur erst lauwarm, dann immer wärmer werdend manuell ein. Die ersten Tropfen Wasser fühlten sich auf meinen eisigen Füssen wie tausend einzelne Nadelstiche an. Ich unterdrückte meinen Schmerz und biss mir auf die Unterlippe.
»Tut mir leid Kleines, da musst du jetzt durch. Es geht nicht anders«, erklärte Readwulf umsorgend.
Ich nickte, biss die Zähne zusammen und klammerte mich an seiner Hand fest. Einige Zeit später, war die Wanne vollgelaufen. Readwulf zündete ein paar Kerzen
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