Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
Vom Netzwerk:
überhaupt welche bei einem Sturz zugezogen hatte. Damals, als er zum ersten Mal fast über seiner Unnatürlichkeit verzweifelt wäre und beinahe an ihr zerbrochen wäre. Und doch wirkte dieses Lied noch immer beruhigend und friedlich auf ihn.
    Juliette stimmte in die Melodie ein und ihre anschließende Erklärung, woher sie dieses Lied kannte, liess ihn verstummen.
    Wie kann das sein? So viele Zufälle auf einmal gibt es nicht? Und wenn sie doch meine Schwester ist?
    Manon , kam ihm in den Sinn: Mutter , folgte darauf. Er war überwältigt von all diesen Gedanken. Wenn es wahr wäre, dann hätte auch er eine richtige Mutter. Er hätte Wurzeln, reale, greifbare. Er wäre nicht mehr nur das Findelkind. Er bekäme endlich Antworten, mit denen das Leben für ihn leichter zu ertragen wäre.
    Er wusste nicht mehr einzuordnen, ob es ein Glück wäre, Juliette seine Schwester zu nennen und damit eine leibliche Mutter zu haben oder ob diese Wahrheit sein Herz zerreißen würde. Er erstarrte in seiner Bewegung und hoffte, dass sie seine Angespanntheit nicht deuten würde. Er konnte ihr jetzt nichts erklären, noch nicht.

    Sie lag gut eingemummelt in ihrem Bett, als er, zerrissen von seinen wirren Gedanken und dem starken Bedürfnis bei ihr zu sein, entschied zu gehen. Er wollte und brauchte Klarheit. Er musste Darron einen weiteren Gefallen abverlangen.
    Fast hätte er es geschafft, in die Nacht zu verschwinden, doch im Flur blieb er plötzlich stehen. Seinen Kopf gegen die Wohnungstür gepresst verzerrte er sein Gesicht, als würde ihn der Schmerz förmlich durchbohren. Ihre Worte hallten in seinem Ohr, wie ein Echo, dass er nicht ausschalten konnte: »Verlass mich nicht!«
    Verlassen? SIE? G enau das schien ihm unmöglich zu sein. Diese Worte hatten einen physisch Wirkung auf ihn, so als würde etwas nach ihm greifen, ihn zurück halten. Noch nie zuvor hatte er derart tief für einen Menschen empfunden. Ob sie nun seine Schwester war oder nicht, vollkommen egal. Er würde es nicht überleben, wenn ihr etwas zustoßen würde. Dessen war er sich genau in diesem Moment bewusst. Ihr beider Leben waren unwiderruflich miteinander verbunden.
    Sie ist wie ich. Sie ist jetzt meine Familie , schoss ihm durch den Kopf.
    Familie, hallte es in seinem Kopf nach. Mit diesem so starken Gefühl in sich, lief Readwulf zurück in Juliettes Zimmer. Sekunden später hielt er das Liebste, was er auf dieser bisher lieblosen Welt für sich gefunden hatte, fest an sich gepresst im Arm.
    Sein Herz raste und wollte sich nicht beruhigen lassen. Sie ahnte nicht, wie viel sie ihm bereits bedeutete.
    Ich muss sie hier wegbringen. In Sicherheit. Weit weg! , dachte er und dann überkam ihn die Lösung für gleich zwei seiner Probleme: Frankreich .
    Nur all zu gern würde er Nützliches mit Nötigem verbinden. Und Juliette ließ sich gern überreden.

    Er packte seine Sachen und instruierte Darron. Ein paar E-Mails später, entspannte er endlich für ein paar Stunden, im Mietwagenvordersitz. Nur Schlaf fand er in dieser Zeit keinen.

    ***
    Bei Sonnenaufgang funktionierte mein Gehirn wieder einwandfrei. Ich wollte vor der Reise unbedingt persönlich in Institut bescheidgeben. Wenigstens Dr. Richards musste ich von meinem Verdacht erzählen.
    Ich entschied mich für eine Reisetasche. Länger als fünf Tage durften wir nicht unterwegs sein, sonst müsste ich nachkaufen oder waschen. Auch egal , dachte ich und sauste ins Bad. Bereits zehn Minuten später huschte ich, nur mit dem Handtuch bedeckt, über den Flur zurück in mein Zimmer.
    »Readwulf!« Ich zuckte zusammen und hatte Mühe, das Handtuch nicht aus den Händen rutschen zu lassen.
    »Du hast schon gepackt?« Er grinste mir vom Fenster aus entgegen, als er sich gerade durch selbiges elegant ins Zimmer schwang.
    »Ja, aber Dr. Richards. Ich muss mit ihm sprechen, bevor wir fahren«, antwortete ich hastig. Sein Blick verharrte auf mir, auch noch als ich ihm bereits zum zweiten Mal andeutete sich wegzudrehen.
    »Na los. Dreh dich um«, zischte ich etwas verlegen, aber energisch.
    »Ah.« Seine Augen funkelten auf und er tat was ihm befohlen wurde. Dieses schelmische Grinsen dazu brachte mich jedes Mal in Rage, auf der anderen Seite schmolz ich innerlich dahin. Also wurde ich wie eine Frühpubertierende rot. Schnell schlüpfte ich in meine Unterwäsche und zog mir Jeans und T-Shirt über.
    »Fertig, komm lass uns fahren«, murmelte ich vor mich hin, als ich noch schnell mit der Bürste durch mein nasses

Weitere Kostenlose Bücher