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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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ich. Er ist Richter am obersten Berufungsgericht.«
    »Richtig, er ist amtierender Lordkanzler. Ein wirklich einflussreicher und gefährlicher Mann. Glauben sie mir.« Sie machte eine Pause und ihre Augen suchten im Raum nach einer neuen Zigarettenschachtel. Schwer ausatmend fuhr sie fort: »Ich war ein junges Mädchen, als ich Francis kennenlernte. Ich war so verliebt. In der Uni riss sich jedes Mädchen um ihn, doch er hatte nur Augen für eine: Mich. Eine aus dem Erstsemester der Cardiff University.« Ihre Augen leuchteten kurz auf, wie die einer frisch verliebten jungen Frau.
    »Ich ließ mich blenden von seinem Charme und seinen guten Manieren. Ein Kerl aus gutem Hause, mit Anstand und Charakter, dachte ich. Bereits ein Jahr später haben wir geheiratet. Ich habe mein Studium abgebrochen und wollte einfach nur seine Frau sein, die Mutter seiner Kinder. Ich war so glücklich.« Manon senkte wehmütig den Kopf. Readwulf hörte schweigend, aber sehr aufmerksam zu.
    »Francis machte bald seinen Abschluss, sogar mit Auszeichnung und fing in der Kanzlei seines Vaters an. Ein paar Jahre vergingen, er machte Karriere, doch privat waren wir nicht so erfolgreich. Ich wurde einfach nicht schwanger. Seine Familie drängte auf einen Erben, schließlich sollte die Dashwood-Linie auch mit Stolz in kommenden Generationen weitergeführt werden. Von da an hatten wir oft Streit und seine Haltung mir gegenüber verhärtete sich. Immer öfter war er auch Nachts nicht daheim und ich vermutete bereits eine andere Frau.« Manon machte erneut eine Pause. Readwulf legte seine Hand aufmunternd auf die ihre und drückte sanft zu: »Erzählen sie bitte weiter, Manon.«
    »Gut. Also, mein Selbstwertgefühl war damals fast erloschen. Ich sprach mit ihm über eine Adoption, doch Francis bestand auf sein eigen Fleisch und Blut. Die Stunden bei einer Selbsthilfe Gruppe, für Frauen die nicht auf natürlichem Wege schwanger werden konnten, nahm ich allein und heimlich wahr. Ich wollte nicht, dass er mich auch noch für schwach hielt und so ließ ich mich am Ende auf eine künstliche Befruchtung ein. Es hatte auch gleich beim ersten Versuch funktioniert. Francis war wie ausgetauscht. Er kümmerte sich rührend um mich und ließ mich die gesamte Schwangerschaft nicht mehr aus den Augen.«
    Manon griff nach einem Wasserglas, nahm einen Schluck und fuhr fort: »In den letzten Wochen der Schwangerschaft wurde Francis täglich unruhiger. Er bestand auf einem Kaiserschnitt. Er hätte Angst um mich und das Baby und wolle nur das Beste für uns Beide. Auch wenn ich es sehr merkwürdig fand, dass der Termin für einen Sonntag um Punkt 24 Uhr angesetzt wurde, ich zweifelte nicht an ihm. Ich liebte ihn doch und wollte unser Glück nicht trüben. Sie holten Juliette wie geplant aus mir heraus. Sehen durfte ich sie erst drei Tage später. Man ließ mich nicht zu ihr, angeblich um Infektionen zu vermeiden. Sie sei sehr schwach und müsste ständig unter strenger Beobachtung stehen, hatte man mir erzählt. Ich war schon halb wahnsinnig vor Verzweiflung, da hielt ich sie endlich in meinen Armen. Meine kleine süße Jules.«
    »Und dann? Was ist dann passiert?«, drängte Readwulf.
    »Sie war so wunderschön. Ich liebte sie vom ersten Augenblick an und bis heute hat sich nichts daran geändert!« Tränen rannen über Manons Wangen. »Sie ist doch mein Kind«, flüsterte sie.
    »Wieso haben sie sie dann weggegeben und sich selbst und ihr so weh getan?« Readwulfs Stimme klang kühl und abgeklärt.
    Manon schluckt und holte tief Luft: »Francis … er hasste sie! Keinen Blick hatte er für seine Tochter übrig. Anfangs schob ich es darauf, dass sie nun doch kein Junge geworden war. Dann auf ihre andauernde hohe Temperatur. Die Kleine lag deswegen wochenlang auf der Intensivstation des Krankenhaus. Ich war Tag und Nacht bei ihr und hatte keine Zeit mehr für meinen Mann. Ich machte mir die schlimmsten Vorwürfe, bis ich zufällig ein Gespräch zwischen Francis und seinem Vater anhörte. Sie bemerkten mich nicht, aber ich hörte jedes Wort.« Ihr Blick wurde starr und hasserfüllt.
    »Sie sprachen von einem großen Ziel und das sie meine Juliette genauer studieren und untersuchen müssten. Sie wollten sie mir wegnehmen und in ein Labor stecken. Es war auch die Rede von einer speziellen Ausbildung und das die Kleine wohl einmal ein gutes Werkzeug sein würde. Die Beiden waren so widerlich selbstzufrieden. Einfach ekelhaft! Da wusste ich, dass so etwas kein Vater für

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