Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
Vom Netzwerk:
seine Tochter will und dieses Scheusal irgend einem Wahn verfallen sein musste. Von da an ließ ich Juliette nicht eine Sekunde mehr aus den Augen. Ich sorgte dafür, dass meine Mutter bei ihr Wache hielt, wenn ich schlief. Und ich musste wissen, was mit meinem Mann los war und spionierte ihm nach. Vor ihm spielte ich die ahnungslose Ehefrau, aber jede Nacht folgte ich ihm. Natürlich hatte er Gespielinnen, wie ich schon vermutete, aber an diesem Abend lief ich ihm nach in ein altes Theater. Es war verlassen. Dort hatte schon seit Jahren keine Vorstellung mehr stattgefunden. Ich versteckte mich auf der Empore. Männer mit blutroten Umhängen standen in einem Kreis auf einer Bühne, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Es wurde immer unheimlicher, als sie, in einer mir unbekannten Sprache, einen Gesang von sich gaben. In der Mitte stand ein riesiger Stein, wohl eine Art Altar. Der Boden wies mehrere große Flecken auf, die wie eingetrocknetes Blut aussahen. Ich hatte furchtbare Angst, dass mich jemand entdeckten könnte und wollte gerade wieder gehen, als der Gesang verstummte. Einer der Männer trat in die Mitte. Er hielt etwas in die Luft und stellte es dann auf den Altar. Ich sah genauer hin. Es war ein goldenes Kästchen, mit seltsamen Zeichen verziert, vielleicht einer alten Schrift, vermute ich. Der Mann setzte dann seine Kapuze ab. Ich zuckte zusammen, denn es war Francis. Drei weitere Männer traten vor und bildeten einen inneren Kreis um den Stein. Auch sie setzten ihre Kapuzen ab. Owen Tudor und William James Blakeney hab ich sofort erkannt, der dritte Mann stand mit dem Rücken zu mir.«
    »Was, Tudor und Blakeney? Das kann nicht sein!«, unterbrach sie Readwulf energisch.
    »Kennen sie die beiden?«
    »Ich kannte sie. Sie sind tot«, erwiderte er. »Aber bitte, erzählen sie weiter.«
    Manon schaute ihn irritiert an, dann berichtete sie weiter: »Francis übergab das goldene Kästchen an den dritten Mann und dieser trank im Anschluss aus einem Kelch. Er reichte das Gefäß weiter. Es war einfach abscheulich! Als sich Darius Fairfax umdrehte lief ihm roter Saft aus den Mundwinkeln.«
    »Darius?«
    »Ja, ist er auch tot?«, fragte Manon verwirrt.
    »Nein«, entgegnete Read: »Er ist mein Adoptivvater.«
    Manon sprang erschrocken auf: »Sie ... sie sind ...«, mehr brachte sie nicht heraus.
    »Bitte Manon, beruhigen sie sich. Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Überlegen sie doch, ich bin mit Juliette hier.«
    Es dauerte einen Moment bis sie sich wieder setzte. »Also gut«, fuhr sie fort.
    »Nach diesem Abend traf ich Vorkehrungen für unsere Flucht, bis mir klar wurde, dass er uns ewig verfolgen würde und Jules niemals in Sicherheit aufwachsen könnte. Ich traf eine Entscheidung, die mich unglücklich machte, aber ihr Leben retten würde. Ich gab sie zu Marie Ann und Harry, die ich aus der Selbsthilfegruppe kannte. Ich hatte sie zwar nur ein paar Mal getroffen, aber die beiden wünschten sich so sehr ein Kind und Francis hatte keine Ahnung von ihnen. Es schien mir die beste Lösung zu sein. Ich ging mit dem lehren Kinderwagen am Fluss spazieren und täuschte einen Überfall vor, bei dem ich der Wagen in den Fluss stürzte. Ich war die trauernde Mutter, deren Kind bei diesem unglücklichen Vorfall ertrank und von den Wassermassen verschlungen wurde. Das Ganze fiel mir nicht schwer, denn mein Gefühl, mein Verlust war echt. Ich hielt meinen Ekel und Hass vor Francis geheim, um seinen Verdacht nicht zu wecken. Glauben sie mir, es war fast noch schwieriger, diesen widerlichen Mann zu ertragen und der Versuchung zu widerstehen ihn im Schlaf zu erdolchen. Erst einige Jahre später wagte ich es, ihn wegen seiner unzähligen Affären zu verlassen. Und er ließ mich gehen. Einfach so ...«
    »Also haben sie nur dieses eine Kind zur Welt gebracht?« Readwulf starrte auf den mediterranen Steinboden.
    »Ja, so ist es. Wieso fragen sie?«
    Er sah auf und Manon blickte in seine leicht feuchten Augen.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Nichts. Ich hatte diese Vermutung.« Er legte seine Hand auf ihre und drückte sanft zu. Nur ließ er sie diesmal deutlich seine hohe Körpertemperatur spüren.
    »Sie sind wie meine Juliette? Aber das ist ganz und gar unmöglich!«
    »Wieso ist es das?«
    »Readwulf, sie wissen es nicht?«, erwiderte sie ungläubig.
    Er schüttelte den Kopf: »Nein, wir wissen beide nicht, wieso wir so sind.« Er festigte seinen Blick und sah sie eindringlich an.
    »Ich weiß nur, dass Jules ihre andere,

Weitere Kostenlose Bücher