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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Marsraumschiffs sind knapp zehn Jahre verstrichen. Man ist hier in kurzer Zeit ein schönes Stück vorangekommen.«
    »Wie du meinst.«
    »Es war deine Idee, zum Mars zu fliegen.«
    Sie nickte. Regan mußte zugeben, daß es häßlich war, aber es handelte sich um die Häßlichkeit stürmischen Wachstums. Marsport war eine Pionierstadt. Eine Kuppel, die einige Quadratmeilen roten Wüstensands überspannte, und darunter lag eine neue Stadt, die sich bis tief unter die Oberfläche erstreckte. Natürlich war es billiger, den Ausbau unterirdisch voranzutreiben, als die Kuppel zu erweitern. Die Kolonie stand unter UNO-Verwaltung, war jedoch mit privatem Kapital gegründet worden – im Gegensatz zur Mondbasis, die restlos der UNO gehörte. Ein Konsortium aus amerikanischen und europäischen Firmen hatte das Projekt finanziert.
    Marsport war nicht die einzige Siedlung. Fünfhundert Meilen entfernt, nördlich des Äquators, lag die russische Kuppel. Die Russen hatten den Mars zuerst erreicht, und ihre Kuppel war die älteste. Allerdings beherbergte sie nur einige tschechische Techniker und ein paar Geologen.
    Inzwischen entstand eine dritte Kuppel – drei Jahre alt und bereits von größter Bedeutung. China, Brasilien und Nigeria bauten sie als Gemeinschaftsprojekt. Sie war Staatseigentum und staatlicher Leitung unterworfen. Dem Gesetz entsprechend, gab es dort einige UNO-Vertreter, aber sie hatten kaum etwas zu sagen. In einigen Jahren würde die Siedlung größer sein als Marsport, und diese Vorstellung fand Regan nicht sehr erfreulich. Die neue Siedlung trug den Namen New Dome.
    Die Unterkunft, die in Marsport als Hotel galt, war ebenfalls wenig erfreulich – nicht einmal innerhalb der Präsidenten-Suite, die Regan gebucht hatte. Sie befand sich sechs Etagen unterhalb der Oberfläche, so daß es keine Fenster gab. Außerdem umfaßte die »Suite« nur zwei Zimmer. Nola war verärgert.
    »Auf dem Mond war es ganz anders«, wiederholte sie pausenlos. »Dort war es viel komfortabler.«
    »In der Mondbasis kann man sich Luxus leisten«, sagte Regan streng. »Der Mond ist nicht so weit von der Erde entfernt, und die UNO erarbeitet mit den Bergwerken solche Riesengewinne, daß sie jedes Jahr ein Tadsch Mahal für die Gäste errichten könnte.«
    »Das Tadsch Mahal ist ein Grabmal, Schatz.«
    »Du weißt, was ich meine. Hier hat man kein Geld für Nebensächlichkeiten. Dies ist eine Pionierwelt.«
    »Wie du meinst.« Nola gähnte. »Wann besuchen wir die alten Marsianer, Claude?«
    »Morgen oder übermorgen. Warum?«
    »Ich bin neugierig. Außerdem komme ich dann aus diesem dreckigen Loch heraus.« Sie starrte an die mattmetallene Decke. »Ich fühle mich hier unten wie ein Maulwurf. Wenn dies die Präsidenten-Suite ist, wie sieht wohl ein gewöhnliches Zimmer aus?«
    »Wie eine Wabe in einem Bienenstock, Nola.«
    Regan scherte sich nicht um ihr Genörgel. Man konnte nichts anderes von ihr erwarten, und er war entschlossen, sich nicht von ihr belästigen zu lassen. In ein paar Tagen sollte sie sich mit den Verhältnissen abgefunden haben – andernfalls war es ihr Schaden. Es war sein Urlaub.
    Am Abend veranstaltete der Verwaltungsrat von Marsport zu seinen Ehren ein offizielles Bankett; er aß Chlorella-Steaks, trank Algenwein und lauschte Ansprachen, mit denen man die Global Factors verherrlichte. Dick Avery machte am nächsten Morgen mit ihnen eine Stadtrundfahrt. Nola langweilte sich.
    »Dies ist unsere Nahrungsmittel-Plantage«, erläuterte Avery. »Dort drüben sehen Sie die Generatorenstation, die die Atemluft erzeugt. Das dort ist ...«
    »Das Bordell?« meinte Nola säuerlich.
    »Nein, das befindet sich in der Washington Street. Das hier ist die Stadtbibliothek. Bis jetzt umfaßt sie zehntausend Mikrofilm-Ausgaben, und sie wächst ständig.«
    »Wie nett«, sagte Nola. »Ich würde mir gerne Krieg und Frieden ausleihen, falls es erhältlich ist. Als Bettlektüre.«
    »Ein Geschichtsbuch?« fragte Avery.
    »Ein Roman«, klärte Nola ihn auf. »Von einem Russen. Er ist schon lange tot.«
    »So ist es am besten«, kommentierte Avery. Sie setzten die Rundfahrt fort.
    Regan sog alle Eindrücke auf. Hier herrschte eine Atmosphäre des Wachstums, des Vorwärtsdrängens, die ihn faszinierte. Dies war eine Welt, die tot gewesen war, und nun begann sie zum Leben zu erwachen. Hydroponische Gärten überwucherten die ziegelrote Wüste mit Grün. Hydrolytische Anlagen schufen künstliche Flüsse, die richtiges Wasser führten. In

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