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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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sprach. Atie glaubte, ihn zu erkennen, und rief: »Bertram?«, doch der Mann schaute sich nicht um und Rebecca lachte.
    »Falls du meinen Exfreund Bertram meinst, solltest du mal zum Optiker gehen, denn der da ist mindestens einen halben Meter größer.«
    Sie gingen zum Fahrradunterstand. Atie kicherte. »Letzte Woche hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm auszugehen.«
    »So viel zur ewigen Treue.«
    »Das würde ich dir doch nie antun.«
    »Ach, du kannst ihn ruhig haben«, erwiderte Rebecca.
    Sie zogen ihre Räder aus den Ständern, klemmten ihre Taschen auf die Gepäckträger und klappten die Dynamos gegen die Vorderräder. Sie fuhren ein kleines Stück durch Leerdam und schlugen dann den Fahrradweg am Leerdamseweg ein. Hinter den letzten Häusern bogen sie rechts auf den Meerdeich ab. Rebecca begleitete Atie, die in einem der Häuser in der Nähe des alten Forts Asperen wohnte, immer zuerst bis nach Hause.
    »Kommst du noch mit rein?«, fragte Atie, als sie auf dem Deich oberhalb ihres Hauses von ihren Fahrrädern stiegen.
    Rebecca schüttelte den Kopf. »Ich möchte heute noch in meine Mails reingucken.«
    »Na dann bis morgen.«
    »Wenn du um halb acht nicht fix und fertig draußen stehst, fahre ich weiter, ich krieg noch die Krise von der ewigen Hetzerei.«
    »Jetzt stell dich doch nicht so an«, sagte Atie.
    Atie war Rebeccas beste Freundin. Sie brauchte immer wahnsinnig lange zum Zähneputzen, weil sie in irgendeiner Zeitschrift gelesen hatte, wie man es richtig machte, inklusive Zungenreinigung. Außerdem konnte sie an keinem Spiegel vorbeigehen, ohne an ihren Haaren herumzuzupfen und die Entwicklung eventueller Pickelchen auf ihrer Stirn zu begutachten. Die beiden Mädchen besuchten schon seit vier Jahren dieselbe Klasse der Fachoberschule in Gorkum. Letztes Jahr wären sie beinahe getrennt worden, weil Atie in Mathe eine Niete war, aber Rebecca hatte ihr viele Abende lang Nachhilfe gegeben, sodass sie schließlich mit Ach und Krach und einer Gardinenpredigt vom Direktor doch noch versetzt wurde. Ältere Leute behaupteten oft, man könne froh sein, wenn einem im Leben ein oder zwei wahre Freunde blieben. Rebecca hatte dutzende Freundinnen, aber die meisten kamen und gingen, da brauchte man sich nur einmal mit dem falschen Jungen einzulassen. Sie wusste, dass Atie eine Ausnahme war und sie beide ihr Leben lang Freundinnen bleiben würden, abgesehen von der Möglichkeit, dass eine von ihnen nach Island auswandern würde. Und selbst dann würden sie mailen und telefonieren und Geld sparen für den Flug.
    Hinter dem alten Fort war es dunkel. Sie hatten hart trainiert und Rebecca war müde, ihre Wadenmuskeln verkrampften sich allmählich. Auf dem unbefestigten Langendeich bereute sie es, nicht durch den Kerkweg gefahren zu sein. Aber wie ein altes Pferd war sie eben an den Weg die Linge entlang gewöhnt – eine idyllische, ruhige Strecke, vor allem außerhalb der Ferienzeit. Im Gegensatz zu Atie hatte sie keine Angst im Dunkeln. Vergeblich versuchte sie ihrer Freundin immer wieder zu erklären, dass im Dunkeln doch alles genauso war wie sonst, wie das eigene Zimmer, wenn man die Lampe ausschaltete.
    Sie sah Licht in dem heruntergekommenen Veldhuis-Bauernhof in der Kurve unten am Deich, wo auch die einzige Straßenlaterne stand. Dahinter lag der Weg wieder in der Dunkelheit. Was heißt Weg: eine Traktorspur, eingeebnet durch die Autos, die hier immer häufiger entlangfuhren. Zwar gab es noch einige geschützte Auengebiete, wo sich Teichhühner und zahlreiche andere Vogelarten tummelten, aber ansonsten war das Ufer in zehn bis zwanzig Meter breite Parzellen aufgeteilt, die man für viel Geld an Touristen verkaufte oder vermietete. Diese grenzten ihre Grundstücke mit Zäunen oder Hecken ein und machten eine Sommerfrische daraus, mit selbst gezimmerten Hütten und Stegen für ihre Boote, mit Gartenstühlen und Picknicktischen.
    Rebecca bemerkte, dass sich von hinten Licht näherte. Ein Fahrradfahrer fuhr hinter ihr her. Sie holperte über den Grasstreifen neben der rechten Spur, damit er sie links überholen konnte.
    Das Licht tauchte neben ihr auf, flackerte hin und her, und dann erreichte der Fahrradfahrer den Lichtkegel ihres eigenen Rades. Die Spuren waren schmal, man konnte leicht vom Weg abkommen und es fiel ihr schwer, gleichzeitig zu lenken und zur Seite zu schauen. Sie sah Hände auf einem Lenker, eine dunkle Hose, Sneakers auf den Pedalen, eine vornübergebeugte Gestalt mit dunklen Haaren

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