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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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schmierten Brötchen und schenkten an Bocktischen in der sauber gefegten Tenne aus großen Kannen Kaffee aus. Alle waren traurig, alle wünschten ihnen Kraft und boten ihre Hilfe an, für jetzt, für später. Der Sommer nahte, kühles Sonnenlicht lag auf den Obstgärten, wo noch einige späte Apfelbäume blühten.
    Die Gäste traten beiseite, als Suzan über die Tenne ging. Thijs van Beek hielt sie zurück. »Ich bin gleich wieder weg«, sagte er. »Ich wollte nur mal kurz was mit dir besprechen.« Er nahm sie am Arm und führte sie von den Tischen weg zum Waschbecken neben der Wirtschaftsraumtür. »Hast du inzwischen erfahren, wer dieser Kunde war?«, fragte er.
    »Nein.« Ihr Gesicht im Spiegel sah alt und müde aus, da half kein Make-up.
    »Was denkt die Polizei?«
    »Das, was in der Zeitung stand.«
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Thijs. »Dass er so etwas getan hat.«
    »Da bist du nicht der Einzige.«
    »Er war ein guter Mensch.«
    Die Grabinschrift, über die alle sich einig waren.
    »Ich hätte ihm jederzeit geholfen, das wusste er. Was für ein Schlamassel.« Thijs geflügelte Worte, wenn ihm irgendetwas nicht passte. »Wie stehst du jetzt da?«
    »Was meinst du denn damit?« Sie verstand ihn nicht.
    »Rob kann jederzeit bei uns anfangen«, fuhr er fort. »Bitte richte ihm das aus. Und ich weiß ja nicht, ob du eine Rente oder was auch immer beziehst, aber meistens dauert es eine Weile, bis das Geld ausgezahlt wird. Ich werde Roelofs Gehalt noch ein paar Monate weiterzahlen. Viel mehr kann ich nicht tun.«
    »Danke dir«, sagte sie.
    Suzan schaute ihm nach. Sie fuhr sich durch die Haare und ging durch den Wirtschaftsraum ins Haus.
    Der große Raum lag im Halbdunkel und roch nach den Zigarren des alten Joop. Suzan stellte bedrückt fest, dass die Familien wieder in getrennten Gruppen beisammen hockten, wie verfeindete Stämme auf einer unerwünschten Hochzeit, wie auf ihrer Hochzeit. Suzans ältere Schwester Els saß mit ihrem Mann und ihrer Mutter in der Wohnzimmerhälfte. Ihr Schwiegervater hatte sich in Roelofs Armstuhl am Kopfende des großen Küchentischs niedergelassen, umringt von seinem ältesten Sohn Dirk, dessen Frau Lilian, ihrem Sohn Erik und Emmas Schwester Thea. Sie tranken Kaffee und Dennis ging mit Platten mit belegten Brötchen herum.
    Dennis lächelte, als er Suzan sah. »Soll ich die Fensterläden wieder aufmachen?«, fragte er. »Meinst du, das geht jetzt wieder?«
    »Ja, bitte«, sagte Suzan.
    Dennis stellte sofort das Tablett auf den Tisch und verschwand durch den Flur und die Vordertür nach draußen. Kurz darauf öffnete sich quietschend der erste Laden und Tageslicht fiel herein. Dirk schaltete die Küchenlampe aus und folgte Dennis’ Bewegungen vor den Fenstern.
    »Wer ist das eigentlich?«, fragte er.
    »Nicht jetzt, Dirk«, mahnte Roleofs Vater, der von dem Überfall auf Rebecca erfahren hatte. »Sie haben schon genug Probleme, mit denen sie fertig werden müssen.«
    Dirk setzte sich wieder. »Ich dachte mir nur, dass er es hier ja gut getroffen hat«, fuhr er dennoch fort. »Ich sehe ihn den ganzen Tag herumfuhrwerken, als sei er hier der Hausherr.«
    »Das geht uns nichts an«, sagte seine Frau sauertöpfisch.
    Suzan sah ihren Schwager ungläubig an. »Wir haben Dennis erlaubt, sein Wohnmobil auf unser Grundstück zu stellen, bis er Arbeit gefunden hat. Er gibt sich große Mühe, uns in dieser schweren Zeit zu unterstützen.« Sie sah, wie ihre Schwester ihr zwischen den Pflanzen auf der Trennmauer einen ermutigenden Blick zuwarf, und lächelte sie an.
    »Du hättest uns Bescheid sagen können, wir hätten dir auch geholfen«, sagte Lilian.
    »Ja«, sagte Suzan. »Das weiß ich, vielen Dank. Aber die Kinder und ich müssen versuchen, allein zurechtzukommen.« Sie wusste genau, dass sie für den Makler aus Tiel und seine Frau nur die Stiefmutter war und sie sie kaum als Verwandte betrachteten.
    »Hatte Roelof eigentlich eine Lebensversicherung?«, fragte Lilian.
    »Das würde ihr sowieso nichts nützen«, erwiderte Dirk. »Die zahlen nicht bei Selbstmord.«
    Für einen Augenblick schwiegen alle.
    Suzan erkannte, dass Roelofs Familie wütend auf ihn war. Ihre Unterlippe zitterte. Sie sah, wie ihre Schwester und ihre Mutter im anderen Lager aufstanden und ihr zu Hilfe kamen.
    Roelofs Vater klopfte mit seinen alten Knöcheln auf den Tisch. »Was soll denn dieses ganze Gerede«, sagte er und lächelte dann Suzan an. »Hör einfach nicht auf sie.«
    Sie erwiderte matt sein

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