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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Brüder und Schwägerinnen haben rein gar nichts zu erwarten.«
    »Es sei denn, die Vormundschaft würde auf sie übergehen«, bemerkte Thea.
    Els starrte sie empört an. »Ich frage mich, was deine Schwester von einer solchen Bemerkung halten würde.«
    »Ich glaube, das weiß ich besser als du.«
    Els beherrschte sich, drehte Thea demonstrativ den Rücken zu und wandte sich an Dirk. »Ich weiß nicht, was ihr da vorhabt, aber Suzan vertritt seit vier Jahren Mutterstelle an ihnen«, sagte sie. »Wenn sie die Vormundschaft noch nicht hätte, würde sie ihr ohne Weiteres zugesprochen. Dafür genügt es, die Kinder nur ein Jahr lang versorgt zu haben.«
    »Vorausgesetzt das Jugendamt hält sie für geeignet«, sagte Dirk. »Das musst du schon dazu sagen.«
    Die Temperatur in der Küche schien plötzlich gefallen zu sein. Els war fassungslos, sie traute ihren Ohren kaum. »Du vergisst ganz zu fragen, was Rob und Rebecca dazu sagen«, bemerkte sie schließlich.
    »Das wird sich schon finden, wenn sie einmal ihrem Einfluss entzogen sind«, sagte Thea. »An deiner Stelle würde ich deiner Schwester raten, sich in das Unvermeidliche zu fügen.«
    Els hatte große Lust, ihr an die perlengeschmückte Gurgel zu gehen. »Das einzig Unvermeidliche ist, dass man euch im Gerichtssaal auslachen wird.«
    Thea lief rot an. »Warte, bis die unsere Zeu …«
    »Sei still, Thea«, sagte Dirk rasch. »Die werden es schon merken.«
    Els war eine volle Sekunde lang mit Stummheit geschlagen. Sie wusste, dass sie sich beherrschen musste. »Ich glaube, ihr solltet jetzt besser gehen«, sagte sie dann. »Das hier ist ein Trauerhaus, Aasgeier und böse Tratschtanten sind hier nicht willkommen.«
     
    In der Tenne war man dabei, die Reste zu beseitigen und Tassen und Geschirr zusammenzutragen. Die meisten Gäste waren schon gegangen. Dennis fragte, ob die Angelegenheiten in der Küche erledigt seien und sie die Spülmaschine einräumen könnten. Els nickte und lief weiter. Draußen ertönte Musik.
    Els sah ihre Mutter und Suzan auf Gartenstühlen unter den Pflaumenbäumen sitzen, aber sie war zu aufgewühlt, um sich sofort zu ihnen zu gesellen, und ging über die Einfahrt zum Carport, wo Mitglieder von Robs Band Musik machten. Ihre Tochter Tanya war dabei und sie sah Rebeccas blonde Freundin Atie. Rebecca saß mit geschlossenen Augen neben ihrem Großvater auf einer Gartenbank, sie hielten sich an den Händen. Erik, Dirks Sohn, war auch da. Ihr fiel auf, dass es keinen größeren Unterschied geben konnte als zwischen dem schwergewichtigen, ewig unzufriedenen Dirk und seinem zwanzigjährigen Sohn, der sie mit seiner kerzengeraden Gestalt und den auffallend langen, weiblichen Wimpern an eine Romanfigur erinnerte, Le grand Meaulnes von Alain-Fournier vielleicht.
    Els hatte keine Ahnung, ob die Cousins und Cousinen auch Freunde waren, aber sie sah Rob und Erik lächeln, was ihr ein gutes Gefühl vermittelte. Vielleicht würde die neue Generation es besser machen. Der Sänger war ein zigeunerhafter Typ mit langen, pechschwarzen Haaren. Er hatte eine ziemlich raue Countrystimme und sang eine melancholische Version von einem Stück, das sie aus dem Radio kannte. Someday. Der Schlagzeuger und der Bassist waren nicht zur Beerdigung erschienen, sodass der Sänger nur von zwei Gitarristen begleitet wurde, Rob und einem jungen Surinamer, der die Saxophon-Soli improvisierte.
    Els blieb stehen. Die Szene faszinierte sie, nicht so sehr wegen der Musik, sondern vor allem wegen der wunderbaren Atmosphäre der Freundschaft, die die Gruppe umgab. Ihre Wut über die Ereignisse in der Küche ebbte ab. Diese jungen Leute störten sich nicht an den Intrigen von Onkeln und Tanten oder an Familienfehden, sie kommunizierten auf einer anderen Wellenlänge miteinander und halfen sich gegenseitig, ihre Trauer zu verarbeiten und ihr Gleichgewicht wiederzufinden, ohne dass sie dazu viele Worte brauchten.
    Els wartete, bis das Stück vorbei war. Dann ging sie über die Wiese zu den Gartenstühlen und zwinkerte Suzan fröhlich zu. »Ignoriere einfach diesen Makler aus Tiel und diese vertrocknete Thea. Ich glaube nicht, dass du dir um Rob und Rebecca Sorgen machen musst.«
    Suzan seufzte. »Du hast leicht reden«, sagte sie. »Vielleicht hätten sie sich das alles besser mit angehört.«
    Els schüttelte den Kopf.
    Ihre Mutter fragte: »Gehört sich das eigentlich, solche Musik auf einer Beerdigung?«
    »Ach Mama, das ist schon in Ordnung«, sagte Els. Sie dachte an die

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