Rebecca und Shane
verdammt. Mein restliches unsterbliches Leben würde ich in Frankreich verbringen müssen. Allein. Vollkommen allein. Ich verlor meinen Kampf gegen die Tränen. Sie flossen still meine Wangen herunter und tropften mit einem leisen Geräusch auf den antiken Steinboden.
Shanes Sicht:
Zwei lange Tage waren nun schon vergangen seit Rebecca von irgendwelchen Leuten entführt worden war und wir hatten immer noch keinerlei Anhaltspunkte. Die Typen schienen aus dem Nichts gekommen und dorthin auch wieder verschwunden zu sein. Ich hatte den ganzen Tatort auf den Kopf gestellt und halb München abgesucht. Doch es war zwecklos. Es war mir klar, dass sie sich mit ihr längst über alle Berge gemacht hatten. Wahrscheinlich hielten sie sich nicht einmal mehr in Deutschland auf. Es war zum Verzweifeln.
Dem Rat hatten wir noch nicht Bescheid gesagt, dass wie sie verloren hatten. Aber wir mussten es bald tun und dann würde uns eine gewaltige Strafe drohen. Vielleicht würden sie uns töten, vielleicht aber auch nur ins Exil sperren und warten bis wir von alleine starben. Ich wusste es nicht. Doch ich konnte mich auch nicht lange damit beschäftigen, denn meine Gedanken wanderten immer wieder zu ihr. Ich malte mir die ganze Zeit die schlimmsten Bilder aus. Vielleicht wurde sie genau in diesem Moment gefoltert oder gezwungen sich an irgendeinen Wichser zu binden. Bei dem Gedanken daran fuhr es mir eiskalt den Rücken herunter. Und was tat ich? Ich lag hier herum und konnte nichts tun. Ich war völlig machtlos. So verzweifelt und allein wie in den letzten zwei Tagen hatte ich mich noch nie gefühlt.
Es tat weh.
Es tat weh zu wissen, dass ich rein gar nichts tun konnte um ihr zu helfen. Es tat weh, zu wissen dass ich vermutlich nie wieder ein Wort mit ihr reden konnte und sie nie wieder in meine Arme nehmen konnte. Ich fühlte mich so leer ohne sie. Es war als würde mir ein Teil fehlen. Ein lebenswichtiger Teil.
Verdammt wo bist du nur Rebecca? Gib mir ein Zeichen, dass ich dich finden kann. Ich brauche dich… Ich brauche dich…
Nächtlicher Fluchtversuch
Alexandré schob mich sanft in mein Zimmer - oder besser gesagt Gefängnis - und schlüpfte hinter mir ebenfalls herein. Leise schloss er die Tür und ließ mich dabei los. Ohne auf ihn zu achten ging ich auf das große Fenster zu und sah hinaus. Dabei schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und versuchte mir selbst Trost zu spenden. Ich konnte einige hübsche Häuser sehen, welche alle samt ziemlich teuer und nobel wirkten. Wahrscheinlich befand ich mich in irgendeinem Reichenviertel in Frankreich. Ich erinnerte mich zurück, dass mir Alexandré bei unserem ersten Date gesagt hatte das er in Lyon wohnte. Daher lag es wohl auf der Hand, dass ich mich nun in dieser Stadt befand. Ich seufzte leise. Ich befand mich in einem vollkommen fremden Land und noch dazu im 3. Stockwerk eines fremden Hauses. Ich konnte nicht mal aus dem Fenster klettern. Es war aussichtlos. Flucht war aussichtlos. Ich wusste ja nicht einmal wo sie meine Mutter versteckt hatten.
Hinter mir vernahm ich leise Schritte. Dann herrschte wieder Ruhe. Ich wusste genau, dass Alexandré direkt hinter mir stand und mich eingehend musterte.
››Willst es wohl gleich hinter dich bringen?‹‹, flüsterte ich mit bebender Stimme. Ich bekam lange Zeit keine Antwort. Wir beide standen einfach still da und nur unser leiser Atem war zu vernehmen. Mit jeder verstrichenen Sekunde entwickelte ich mehr Angst.
››Nein‹‹, bekam ich nach einer gefühlten Ewigkeit meine Antwort. Beruhigt seufzte ich leise und drehte mich dann langsam wieder um und blickte in seine warmen Augen, welche mit traurigem Ausdruck auf mir lagen.
››Bitte sag jetzt nicht wieder, dass es dir leid tut‹‹, warnte ich ihn mit ernster Miene vor und ging anschließend auf mein Bett zu und ließ mich im Schneidersitz darauf nieder. Alexandré musterte mich schweigend und kam nach einer Weile auf mich zu und setzte sich neben mich.
››Ich werde nicht zulassen, dass mein Vater dein Leben kaputt macht. Ich will nicht das du auf ewig unglücklich an meiner Seite bist.‹‹ Schwach begann ich zu lächeln und schüttelte den Kopf.
››Wir haben keine Wahl… Ich habe keine Wahl. Ich lasse es nämlich nicht zu, dass er meiner Mutter etwas antut. Ich werde sie beschützen.‹‹ Alexandrés Hand legte sich leicht auf meine.
››Aber…‹‹
››Nein. Bitte geh jetzt Alexandré. Ich möchte allein sein.‹‹ Ich wandte meinen
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