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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Wein. Unsere Teller wurden ausgewechselt und der zweite Gang serviert.
    Mrs. Danvers hatte meine Anordnung, für ein warmes Gericht zu sorgen, befolgt. Es gab einen Pot au feu.
    «Ich glaube, der Kostümball hat allen großen Spaß gemacht», sagte Oberst Julyan. «Mrs.
    Lacy sah blendend aus.»
    «Ja», sagte ich.
    «Und wie gewöhnlich machte sie sich ihr Kostüm selber», sagte Maxim.
    «Es muß verdammt schwer sein, mit solchen orientalischen Gewändern fertig zu werden», sagte Oberst Julyan.
    «Und doch hört man immer wieder, daß sie viel bequemer und kühler sind als irgend etwas, was die europäischen Frauen tragen.»
    «Wirklich?» sagte ich.
    «Ja, man behauptet es wenigstens. Wahrscheinlich halten diese faltenreichen Dinger die Sonnenstrahlen besser ab.»
    «Wie merkwürdig», sagte Frank. «Man sollte annehmen, daß gerade das Gegenteil der Fall ist.»
    «Offenbar nicht», sagte Oberst Julyan.
    «Kennen Sie den Osten?» fragte Frank.
    «Ja, den Fernen Osten kenne ich. Ich war fünf Jahre in China stationiert und danach in Singapore.»
    «Kommt da nicht der Curry her?» fragte ich.
    «Doch, ja, in Singapore haben wir sehr gute Curryspeisen bekommen.»
    «Ich esse Curry auch sehr gern», sagte Frank.
    «Ach, was man in England bekommt, ist gar kein richtiger Curry, das ist nur ein kümmerlicher Ersatz.»
    Die Teller wurden weggenommen, und Frith reichte uns das Soufflé und Fruchtsalat. «Mit den Himbeeren ist es wohl für dieses Jahr vorbei», sagte Oberst Julyan. «Wir haben eine ungewöhnlich gute Ernte gehabt. Meine Frau hat mehr Marmelade eingekocht als je zuvor.»
    «Ich kann mich nicht so recht für Himbeermarmelade begeistern», sagte Frank, «ich finde, es sind immer zuviel Kerne drin.»
    «Sie müssen einmal unser Eingemachtes probieren», sagte Oberst Julyan. «Ich glaube, bei uns werden Sie sich nicht über zuviel Kerne beklagen müssen.»
    «Die Apfelbäume sind in diesem Jahr zum Brechen voll», sagte Frank. «Ich habe erst vor ein paar Tagen zu Maxim gesagt, wir würden eine Rekordernte erzielen. Wir werden eine ganze Menge nach London schicken können.»
    «Finden Sie denn, daß sich das lohnt?» fragte Oberst Julyan. «Nachdem man die Extraarbeit und die Verpackung und die Fracht bezahlt hat, schaut dann überhaupt noch etwas dabei heraus?»
    «Himmel, ja!»
    «Wie interessant, das muß ich meiner Frau erzählen.»
    Das Soufflé und der Fruchtsalat hielten uns nicht lange auf. Robert reichte Käse und Salzgebäck, und gleich darauf brachte Frith den Kaffee und Zigaretten. Danach verließen beide das Zimmer. Wir tranken schweigend unseren Kaffee. Ich sah nicht von meiner Tasse auf.
    «Ich sagte Ihrer Frau schon, bevor wir zu Tisch gingen, de Winter», fing Oberst Julyan in dem früheren vertraulichen Ton an, «daß das einzig Dumme an der ganzen unerfreulichen Geschichte ist, daß Sie seinerzeit die Leiche jener fremden Frau identifizierten.»
    «Ja, eben», bestätigte Maxim.
    «Unter den damaligen Umständen finde ich den Irrtum nur zu begreiflich», warf Frank schnell ein. «Als die Behörde ihn aufforderte, nach Edgecoombe zu kommen, schrieb sie ihm bereits so, als sei gar kein Zweifel mehr an der Identität möglich. Und Maxim war überdies noch krank. Ich wollte ihn begleiten, aber er bestand darauf, allein zu fahren. Er war gar nicht in dem Zustand, ein klares Urteil abgeben zu können.»
    «Das ist Unsinn», sagte Maxim. «Mir fehlte gar nichts.»
    «Na ja, das ist jetzt unwichtig», unterbrach Oberst Julyan. «Sie haben nun einmal diesen Irrtum begangen, und jetzt bleibt nichts anderes übrig, als ihn zuzugeben. Diesmal ist ein Zweifel wohl tatsächlich ausgeschlossen.»
    «Ja», sagte Maxim.
    «Ich wünschte, ich könnte Ihnen die Formalitäten und die Öffentlichkeit der
    Gerichtsverhandlung ersparen», sagte Oberst Julyan. «Aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein.»
    «Natürlich nicht», sagte Maxim.
    «Jedenfalls glaube ich nicht, daß es sehr lange dauern wird; Sie brauchen ja nur Ihre Identifizierung zu bestätigen, und dann muß Tabb, der ja das Boot überholte, als Ihre Frau es aus Frankreich mitbrachte, eine Erklärung abgeben, daß das Boot seetüchtig und in Ordnung war, als er es zuletzt auf seiner Werft hatte. Es handelt sich ja bei all dem nur um Formalitäten, die wir allerdings nicht umgehen können. Nein, was mich am meisten bekümmert, ist, daß es durch alle Zeitungen gehen wird. Das ist sehr unerquicklich für Sie und Ihre Frau.»
    «Na ja, das läßt

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