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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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im Boot herausbekommen sollte und auch Maxims Feindin wurde – was dann? Ich mußte daran denken, was Maxim jetzt wohl tat.
    Warum der County Chronicle wohl wieder angerufen hatte? Das alte Übelkeitsgefühl kehrte zurück. Ich trat ans Fenster und lehnte mich hinaus. Es war sehr heiß, und es lag ein Gewitter in der Luft. Die Gärtner waren wieder beim Grasschneiden. Ich hielt es nicht länger im Haus aus, und ich ging auf die Terrasse.
    Jasper trottete hinter mir her. Er hoffte wohl, wir würden einen Spaziergang machen.
    Langsam schritt ich auf der Terrasse hin und her, bis Frith gegen halb zwölf herauskam und mir mitteilte, Mr. de Winter sei am Telephon. Ich ging durch die Bibliothek in das kleine Zimmer nebenan. Meine Hände zitterten, als ich den Hörer aufnahm.
    «Bist du es?» fragte er. «Hier ist Maxim. Ich spreche vom Büro aus. Ich bin mit Frank zusammen.»
    «Ja?» sagte ich.
    Eine kleine Pause. «Ich bringe Frank und Oberst Julyan um ein Uhr zum Essen mit», sagte er dann.
    «Ja», sagte ich.
    Ich wartete. Ich wartete, daß er weitersprach. «Man hat das Boot heben können», sagte er.
    «Ich komme gerade aus Kerrith.»
    «Ja», sagte ich.
    «Searle war da und Oberst Julyan und Frank und die anderen», sagte er. Ich vermutete, daß Frank neben ihm stand und daß seine Stimme deshalb so kühl und fremd klang.
    «Also du weißt Bescheid», sagte er. «Wir kommen um eins.»
    Ich legte den Hörer auf. Er hatte mir nichts erzählt. Ich wußte noch immer nicht, was geschehen war. Ich ging wieder zur Terrasse zurück und sagte Frith, daß wir zwei Gäste haben würden.
    Die nächste Stunde schleppte sich endlos hin. Ich ging nach oben und zog mir ein dünneres Kleid an. Dann ging ich wieder hinunter und setzte mich in den Salon und wartete. Um fünf vor eins hörte ich einen Wagen vorfahren und dann Stimmen in der Halle. Ich strich mir das Haar vor dem Spiegel glatt. Mein Gesicht war totenblaß. Ich kniff mir die Wangen, um etwas Farbe zu bekommen, und wartete, daß sie eintreten würden. Maxim kam als erster ins Zimmer, gefolgt von Frank und Oberst Julyan. Ich erinnerte mich, Oberst Julyan auf dem Kostümball als Cromwell gesehen zu haben. Er ging gebeugt und sah jetzt ganz anders, kleiner aus.
    «Guten Tag», sagte er. Er sprach mit der ruhigen Stimme eines Arztes.
    «Laß Frith den Sherry bringen», sagte Maxim. «Ich möchte mir noch mal die Hände waschen.»
    «Das will ich auch tun», sagte Frank. Bevor ich klingeln konnte, erschien Frith bereits mit dem Sherry. Oberst Julyan lehnte mit einer Handbewegung ab. Ich schenkte mir ein wenig ein, um etwas in der Hand halten zu können.
    Oberst Julyan trat neben mich ans Fenster. «Das ist wirklich eine ganz fatale Geschichte, Mrs. de Winter», sagte er freundlich. «Ich habe das größte Mitgefühl für Sie und Ihren Gatten.»
    «Das ist sehr lieb von Ihnen», sagte ich und begann an meinem Glas zu nippen. Dann stellte ich es hin, weil ich fürchtete, er könnte bemerken, wie meine Hand zitterte.
    «Die Sache wäre gar nicht so kompliziert, wenn Ihr Mann nicht vor einem Jahr jene andere Leiche identifiziert hätte», sagte er.
    «Ich verstehe nicht ganz», sagte ich.
    «Haben Sie denn noch nicht gehört, was wir heute morgen gefunden haben?» fragte er.
    «Ich weiß nur, daß der Taucher eine Leiche in der Kajüte entdeckte.»
    «Ja», sagte er. Und dann fuhr er mit einem Blick über die Schulter zur Tür hin fort: «Ich fürchte, es kann kein Zweifel mehr bestehen, daß es sich um Rebecca de Winter handelt. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten quälen, aber Doktor Phillips und Ihr Mann fanden genügend Anhaltspunkte, um diesmal jeden Irrtum auszuschließen.»
    Er brach plötzlich ab und trat von mir weg. Maxim und Frank kamen wieder ins Zimmer.
    «Das Essen ist angerichtet, wollen wir gleich hinübergehen?» sagte Maxim.
    Ich ging ihnen durch die Halle voraus ins Eßzimmer. Mein Herz war schwer wie Blei. Oberst Julyan saß zu meiner Rechten, Frank zu meiner Linken. Ich wagte nicht, Maxim anzusehen.
    Frith und Robert begannen den ersten Gang zu servieren. Wir sprachen vom Wetter. Frith stand hinter meinem Stuhl. Wir dachten alle an ein und dasselbe, aber Friths Anwesenheit zwang uns, Theater zu spielen.
    Wahrscheinlich dachte Frith auch daran, und der Gedanke ging mir durch den Kopf, daß es doch viel einfacher gewesen wäre, die Regeln der Konvention in den Wind zu schlagen und ihn mitsprechen zu lassen, falls er etwas zu sagen hätte. Robert brachte den

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