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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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«Wenn vom Kostümfest noch so viel übrig ist, so ist das kein Grund, es uns immer wieder vorzusetzen.»
    «Sehr wohl, Madam», sagte Robert.
    Ich folgte ihm hinaus und ging in das kleine Blumenzimmer, um die Blumenschere zu holen.
    Dann ging ich in den Rosengarten und schnitt ein paar Knospen ab. Die Luft hatte sich inzwischen erwärmt. Es drohte ein ebenso heißer und schwüler Tag zu werden wie gestern.
    Ob sie wohl noch alle in der Bucht oder ob sie schon nach Kerrith zurückgefahren waren? Ich würde es ja bald erfahren.
    Bald würde Maxim nach Hause kommen und mir erzählen. Was auch geschehen mochte, ich mußte ruhig und gefaßt bleiben. Ich durfte keine Furcht in mir aufkommen lassen. Ich schnitt die Rosen und kehrte ins Morgenzimmer zurück. Der Teppich war inzwischen gebürstet und die Blumenblätter entfernt worden. Ich ordnete die Blumen in den Vasen, die Robert mit frischem Wasser gefüllt hatte. Als ich damit fertig war, klopfte es.
    «Herein!» rief ich.
    Es war Mrs. Danvers. Sie hielt den Menüzettel in der Hand. Unter ihren Augen lagen schwarze Ringe, und sie sah müde und auffallend bleich aus.
    «Guten Morgen, Mrs. Danvers», sagte ich.
    «Ich verstehe nicht», fing sie an. «Warum haben Sie das ganze Menü durchgestrichen und mich durch Robert benachrichtigt?»
    Ich sah von meinen Rosen auf. «Die Koteletts und der Lachs waren gestern schon auf dem Tisch», sagte ich. «Ich möchte heute eine warme Mahlzeit haben. Wenn man diese kalten Reste nicht in der Küche essen will, dann werfen Sie sie lieber fort. In diesem Haus wird eine solche Verschwendung getrieben, daß es auf ein bißchen mehr wirklich nicht ankommt.»
    Sie starrte mich sprachlos an. Ich machte mir mit den Rosen zu schaffen.
    «Sagen Sie mir nicht, daß Sie nichts anderes wüßten, Mrs. Danvers», fuhr ich fort. «Im Laufe der Jahre müssen Sie ja schließlich eine Unmenge Menüs zusammengestellt haben.»
    «Ich bin es nicht gewohnt, mir etwas von Robert sagen zu lassen», entgegnete sie. «Wenn Mrs. de Winter etwas am Menü geändert haben wollte, pflegte sie es mir direkt durch das Haustelephon mitzuteilen.»
    «Es interessiert mich leider nicht sehr, was Mrs. de Winter zu tun pflegte», sagte ich. «Wie Sie wissen, bin ich jetzt Mrs. de Winter. Und wenn ich Ihnen etwas durch Robert bestellen lassen will, dann werde ich das auch tun.»
    In diesem Augenblick trat Robert wieder ins Zimmer und meldete: «Der County Chronicle möchte Sie sprechen, Madam.»
    «Sagen Sie, ich sei nicht zu Hause.»
    «Sehr wohl, Madam.»
    «Also, Mrs. Danvers, gibt es sonst noch etwas?» sagte ich, als Robert gegangen war.
    Sie starrte mich immer noch wortlos an. «Wenn Sie nichts mehr zu fragen haben, dann gehen Sie bitte jetzt und besprechen Sie das warme Essen mit der Köchin», sagte ich. «Ich habe noch zu tun.»
    «Was wollte der County Chronicle von Ihnen?» fragte sie.
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung, Mrs. Danvers.»
    «Ist es wahr», sagte sie langsam, «was Frith gestern in Kerrith gehört hat? Daß Mrs. de Winters Boot gefunden sein soll?»
    «So, erzählt man sich das?» sagte ich. «Ich habe noch nichts davon gehört.»
    «Aber Captain Searle, der Hafenmeister von Kerrith, war doch gestern nachmittag hier», entgegnete sie. «Robert er-zählte es mir. Und Frith sagt, daß man in Kerrith behauptet, der Taucher, der das gestrandete Schiff untersuchte, sei auf Mrs. de Winters Boot gestoßen.»
    «Möglich», sagte ich. «Aber warten Sie lieber, bis Mr. de Winter zurückkommt, dann können Sie ihn fragen.»
    «Warum ist Mr. de Winter heute so früh fortgegangen?»
    «Das dürfte Sie ja wohl nichts angehen», sagte ich.
    Ihr Blick ließ mich nicht los. «Frith sagt, es gehe sogar ein Gerücht um, in der Kajüte befinde sich eine Leiche», beharrte sie. «Wie kann das denn möglich sein? Mrs. de Winter war doch bestimmt allein.»
    «Es hat keinen Zweck, daß Sie mich fragen, Mrs. Danvers, ich weiß auch nicht mehr als Sie.»
    «Nicht?» erwiderte sie, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich drehte mich um und trug die eine Vase zum Tisch am Fenster.
    «Ich werde in der Küche wegen des Essens Bescheid sagen», sagte sie und blieb einen Augenblick zögernd stehen. Ich schwieg. Da verließ sie das Zimmer. Sie kann mich nicht mehr erschrecken, dachte ich. Sie hat gleichzeitig mit Rebecca ihre Macht über mich verloren. Was sie jetzt auch sagen oder tun mochte, es würde mich nicht mehr berühren.
    Wenn sie jedoch die Wahrheit über die Leiche

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